Rad-Reisen

Nordseeküste von Amsterdam Richtung Hamburg

Montag, 27. Juni 2022
Heute Abend reisen wir mit dem Nachtzug nach Amsterdam. Die Fahrräder sind natürlich dabei. Was uns noch auf Trab hält, ist die Frage: Wie, wo und unter welchen Umständen können wir unsere E-Bikes verladen…?
Um 19:57 fährt unsere S–Bahn nach Luzern. Unsere E–Bikes sind bereit, die Ketten geölt, die Pneus aufgepumpt, die Sagoschen und der Rucksack aufgeschnallt. Wir können starten.
In Luzern erwartet uns die erste Überraschung: Der Zug nach Zürich hat herkömmliche, einstöckige Eisenbahnwagen – und das heisst, alles Gepäck abschnallen, Akkus entfernen, denn die Velos werden an Haken hängend transportiert. Mit der freundlichen Mithilfe des SBB–Zugbegleiters schaffen wir es fast problemlos, die schweren Bikes in den Wagen zu heben und regelkonform an die Haken hinauf zu stemmen.
In Zürich können wir wieder auf die Mithilfe des Kondukteurs zählen. Aber beim Einlad in den Night–Jet nach Amsterdam müssen wir es selber schaffen. Dafür steht aber in unserem Schlafabteil für jedes von uns eine Papiertasche mit einem Fläschchen Prosecco, mit etwas Knabberzeugs, mit einem Paar Finken und anderen Utensilien bereit. Nun geniessen wir auf der Fahrt Richtung Basel die Annehmlichkeiten dieses Nachtzugs. Dabei rattert und schüttelt es immer wieder.

Dienstag, 28. Juni 2022
Die Nacht geht recht schnell vorbei, wir schlafen beide relativ viel. Aber um sechs sind wir wach. Schon kurz danach treffen wir in Köln ein. Unser Zug hält unmittelbar vor der imposanten Frontfassade des Doms. Kurz nach acht werden wir vom Schlafwagenschaffner mit einem für die Umstände reichhaltigen Frühstück bedient. Wir geniessen die feinen Lebensmittel aus österreichischen Betrieben, alles schmeckt vorzüglich.
Um ca. viertel nach neun fährt unser Zug in Amsterdam Centraal ein. Unser Gepäck und die Velos schaffen wir zusammen problemlos aufs Perron. Probleme stelle sich erst, als wir den Lift benützen wollen, um den Ausgang zu erreichen. Der erste Lift ist ausser Betrieb, der zweite hat zu kleine Ausmasse für unsere Gefährte, so dass nur die Treppe zum Hinuntersteigen auf den Groundfloor übrig bleibt, und das mit Velos von über 20 kg Masse und mit nicht viel weniger wiegendem, aufgeschnalltem Gepäck. Sagoschen, Rucksack und Lenkertasche abschnallen, eine äusserst schmale Rinne am Rande der steilen Stiege und ein freundlicher Bahnangesteller sind unsere Rettung. Aber das Verlassen des Bahnhofareals ist damit noch nicht geschafft. Das verhindern Barrieren, die sich nur nach dem Einscannen eines QR-Codes auf dem Bahnticket heben. Und unser SBB-Ticket verfügt selbstverständlich nicht über einen gültigen Code. Ist das etwa so, weil der Bundesrat die Verhandlungen über den Rahmenvertrag mit der EU abbrach? Auf einer Notruf-Säule nebenan kann ich Kontakt aufnehmen mit einer unsichtbaren Person, die mir eine der verschlossenen Barrieren öffnet und uns damit das Verlassen des Bahnhofareals ermöglicht.
Nun heisst es erst mal, sich orientieren, Strassennamen zu erkennen, Wegweiser zu studieren. Und dann geht die Velotour los. In zügigem Tempo fahren wir auf stark befahrenen Radwegen unserem ersten Ziel, Haarlem, entgegen. Es ist ein gutes Gefühl, wieder einmal mit schwer bepacktem Velo in fernen Landen unterwegs zu sein. Der Weg ist gut ausgeschildert. In Haarlem fahren wir ins Zentrum, bestaunen die spezielle Architektur der Gebäude, die Klapp- und Drehbrücken über die vorbeiführende Gracht und geniessen in einem Strassencafé einen Cappuccino. Anschliessend geht die Fahrt weiter, und plötzlich einmal steht „Zandvoort“, unser erstes Ziel, nicht mehr auf den Wegweisern. Wir haben uns verfahren. Aber mit Hilfe von Margrits Handy finden wir zurück auf den richtigen Weg und erreichen nach einer weiteren Pause und rund 40 km Fahrt unser Ziel und unsere vorgebuchte Unterkunft . Dort können wir duschen und uns für den spätnachmittäglichen Ausgang zurecht machen. In zwei Strandrestaurants in sonniger Lage mit einem reichhaltigen Angebot lassen wir den Abend ausklingen.

Mittwoch, 29. Juni (Namenstag: Peter und Paul)
Wir sind beide schon früh wach und vertreiben uns die Zeit mit Schreiben, denn schliesslich müssen wir die uns selbst auferlegte Pflicht erfüllen. Zudem ist in unserem Zimmer eine Kaffeemaschine mit allem Zubehör, so dass wir total wach und angeregt starten können.
Schon vor acht machen wir uns auf den Weg. Wir folgen den Markierungen des Nordseeküsten-Radwegs bis kurz hinter Zandvoort und zweigen dann in den Dünenradweg Richtung Norden ein. Die einmalige Dünenlandschaft des Nationalparks Zuid-Kennemerland beeindruckt uns sehr. Es ist eine abwechslungsreiche Fahrt, die wir hier erleben. Es gibt sehr trockene Regionen mit viel Sand und wenig Pflanzenbewuchs, aber auch Kiefernwälder und grüne Gebiete, die wir durchqueren. Der Weg ist mit vielen Kurven, Steigungen und Gefällen durchsetzt. Zwischendurch führt die Route in der Nähe von grösseren und kleineren Teichen mit einer artenreichen Vogelwelt vorbei. Wir beobachten u.a. Grau-, Kanada- und Nilgänse. Lauthals bemerkbar machen sich Sichelsäbler, Flussseeschwalben, verschiedene Möwenarten und Stare. Zwergtaucher, unterschiedliche Enten, Höckerschwäne u.a. bevölkern die Wasserflächen. Und plötzlich hoppelt noch ein Wildhase eine Düne hoch, und zwei Austernpicker ruhen sich neben einem Abfallkübel aus. Ja, es gibt hier viel zu sehen.

In Wijk an Zee kaufen wir uns je einen kalten Kaffee, Brot und Früchte, und da draussen neben dem Laden gleich ein Tisch mit Bänken steht, verzehren wir das Gekaufte gerade hier. Eine kleine Pause tut gut.
Anschliessend fahren wir schon bald wieder durch die Dünen: hinauf, hinunter, links und rechts, und immer wieder gibt es etwas Neues zu beobachten. Zwischendurch legen wir ein paar km auf dem Radweg entlang einer Strasse zurück. Da geht es meist etwas schneller. In einem Strassencafé legen ihr die Strategie fest, wie wir zu unserer vorgebuchten Unterkunft gelangen. Nach einigen km Weiterfahrt stellen wir dann fest, dass wir schon zu weit gefahren sind. Mit Hilfe von GoogleMaps, einem freundlichen alten Herrn und dem bikeline- Radführer gelangen wir dazu: ein Wohnwagen- und Wohnmobildörfchen mit dazwischen gestreuten Baubaracken, eingerahmt von einer Pferdestallung und der zugehörigen Weidefläche. Zwei Damen empfangen uns und teilen uns die für unsere Übernachtung vorgesehene Baubaracke auf Rädern zu. Der Komfort ist minimal, der Raum aber liebevoll und kitschig dekoriert, die WC- und Duschanlage sauber, aber leicht stinkig. Für eine Nacht ist das wohl stemmbar. So richten wir uns ein, duschen und fahren mangels anderer Gelegenheit mit unseren Bikes zum Nachtessen ins nächste Dorf, Julianadorp. Hier finden wir ein akzeptables Angebot und geniessen den Abend an der Sonne mit Bier, Wasser, Wein und verschiedenen Speisen. Die Rückfahrt gelingt problemlos. Schon bald versinken wir in süssen Schlaf.

Donnerstag 30. Juni
Wenn man müde ist, schläft man auch bei geringstem Komfort wunderbar. So ist es uns in der vergangenen Nacht ergangen. Nach kurzem Frischmachen und längerem Packen fahren wir mit abfahrbereiten Bikes zum Haus unseres Gastgebers. In einem herrschaftlichen Raum mit vielen ornamentalen Gegenständen kitschigen und antiken Urspungs, grossen Fenstern ohne Vorhängen und mit Möbeln verschiedener Ahnen ausgestattet steht auch ein grosser Tisch mit vielen Frühstückbeilagen. Wir geniessen ein ausgiebiges Mahl.
Gut genährt und zufrieden fahren wir nun zum Fährenterminal nach Texel. Die Fähre bringt uns in rund 20 Minuten auf die Insel. Erstes Ziel ist Den Hoorn, wo wir bei der Kirche eine Bank, Tische und Stühle vorfinden, die zum Verweilen einladen. Hier ergänzen wir das nahrhafte Frühstück mit Früchten aus unserem eigenen Vorrat. Der nächste Halt findet in Den Burg statt. Neben dem Restaurant, wo wir einen Kaffee genießen, werden gerade Filmaufnahmen für eine Bierwerbung, Texels Bier, gemacht? Spannend, da einiges mitzubekommen.

In Oosterend probieren wir einen pannenkoeken mit Texelkaas. Der schmeckt lecker. Dann geht’s der Küste entlang auf und neben dem Deich Richtung Norden. Westlich des Deiches befinden sich viele Gewässer mit einer Unzahl nistender Wasservögel. Mit viel Gekreische und Pfeifen streiten sich Möwen, Seeschwalben, Gänse und andere Arten um Futter, Nistplätze und bei der Verteidigung ihrer Jungen. Auf der Westseite des Teiches sind die Wege wegen des aktuellen Brutgeschäfts einiger geschützter Arten teilweise gesperrt. Und immer wieder weiden Schafherden dazwischen.
Unser Ziel ist der Hafen der Fähre nach Vlieland. Bevor diese um 17:15 Uhr ablegt, können wir uns noch einen Abstecher zum Leuchtturm leisten. Und dann beginnt das Abenteuer. Die Fähre nach Vlieland ist ein älterer Kahn, erreichbar über einen sandigen Weg über eine Düne und anschließend über einen Holzsteg mit steiler Rampe hinunter zur Anlegestelle. Die mitgebrachten Fahrräder werden mit einem Seil an der Reling des Schiffes fixiert. Die Fahrt dauert nur etwa 20 Minuten. Dann fährt der Kahn mit dem Bug voran auf die riesige Sandbank, die zur Insel Vlieland gehört. Eine vorne ausklappbare Gangway, die über einen kleine Treppe erreichbar ist, wird ausgefahren. Alle Passagiere und alle Velos werden über diesen schmalen Steg auf den nassen Sand entladen und müssen auf einen Speziallaster wieder aufgeladen werden – ein recht mühseliges Prozedere. Darauf fährt ein junger Chauffeur nach kurzer Schilderung, was uns erwartrt, los. Wir halten uns während der Fahrt, bei der es nur so unter den Rädern hervorspritzt, fest. Sie dauert rund eine halbe Stunde.
Der Ablad erfolgt mit Hilfe der Mitfahrenden schnell und unkompliziert. Noch rund neun km Fahrt stehen uns bevor. Dann erreichen wir unser Hotel.
Das Nachtessen nehmen wir in einem Lokal rund 100 m vom Hotel entfernt ein. Ein Teller gebratener Miesmuscheln und ein Bier krönen den Abend. Doch plötzlich und unerwartet ist ein Gewitter da. Es regnet wie aus Kübeln und will einfach nicht mehr aufhören. So werden es zwei oder drei Glas Bier für mich und dieselbe Anzahl Gläser Wein für Margrit, und es schüttet weiter. Kurz vor elf stellt sich eine Pause ein, in der wir beinahe trocken zu unserem Hotel zurücklaufen können. Allerdings tragen wir unsere Schuhe in den Händen mit.

Freitag, 1. Juli
Der heutige Tag verläuft weniger spektakulär. Da die Fähre erst um zehn vor zwölf fährt, machen wir bis zum Auscheck-Termin einen Spaziergang in Oost-Vlieland und lösen gleich noch die Tickets am Schalter. Nach dem Verlassen des Hotels geht es immer noch länger als eine Stunde bis zur Abfahrt. Unterdessen kommt die Fähre an, und das heisst Szenenwechsel. Hunderte Touristen verlassen das Schiff, ergiessen sich auf den Platz beim Hafen und verteilen sich in die angrenzenden Strassen. Also machen wir noch einen kleinen Ausflug mit vollbepacktem Velo, da das Einsteigen noch nicht freigegeben wird. Als wir kurze Zeit später zum Hafen zurück kommen, befinden sich noch mehr Menschen auf dem Platz, viele davon mit Fahrrädern und Koffern. Der Einlad erfolgt dann sehr speditiv, und wir staunen, wie die beiden Schiffsangestellten die Velos entgegennehmen und sie sehr nah nebeneinander stellen. Nun geniessen wir die etwa 95-minütige Überfahrt nach Harlingen.
Bei der Ankunft sieht es zwar zuerst sehr nach Chaos aus bei den Velos. Aber die meisten Leute warten geduldig, bis ihr Gefährt frei zugänglich ist und verlassen das Schiff darauf zügig. Wir begeben uns sofort auf den Veloweg und werden allerdings bei einer Zugbrücke, die gerade hochgezogen wird, gebremst. Und hier ist nicht mehr grosse Geduld vorhanden. Einige pressante Leute kenne da kein Pardon und kämpfen sich zur Barriere vor, und als diese dann gehoben wird, entsteht ein heftiges Gedränge. Wir haben Zeit. und dann ist das Losfahren doch eine Erlösung. Mit viel Rückenwind erreichen wir unser Ziel, das B&B “het lage noorden“ in Marrum, etwas spät.

Aber dieses B&B hat es in sich. Es liegt mitten im Landwirtschaftsgebiet, nahe einem Deich, rund 4 km ausserhalb Marrum. Ein Architekt und Kunstmäzen, selbst Künstler, hat hier einen grossen Bauernhof gekauft und die Scheune zu einem Ausstellungs- und Ateliergebäude mit Kantine umgebaut. Hier drin wirken bildende Künstler. Zudem hat er Fremdenzimmer gestaltet, die er an Durchreisende vermietet und diesen auch Frühstück serviert. Den Siloturm hat er zu einem Aussichtsturm mit Innentreppe umgbaut. Er erinnert uns an Wetz mit seinem KKLB.

Samstag, 2. Juli
Zusammen mit einem Radfahrerpaar aus der Gegend von Offenburg geniessen wir das Frühstück an einem grossen Tisch und tauschen uns angeregt aus. Es ist recht vielfältig. Bedient werden wir vom Chef des Hauses persönlich.
Danach geht unsere Fahrt weiter. Uns fallen auf dem Weg Richtung Norden die vielen Monumente auf, die an Erfolge im Deichbau, an Unwetter mit katastrophalen Folgen und an Ereignisse im Zusammenhang mit dem 2. Weltkrieg erinnern.
Unterwegs machen wir Halt in einem Vogelschutzgebiet und beobachten aus einer Hide heraus die Umgebung, finden aber wenig Neues. Erwähnenswert ist, dass im Innern des Verstecks unter der Decke mehrere Nester von Rauchschwalben hängen, die bewohnt sind. Die Eltern-Schwalben füttern ihre Jungen trotz unserer Anwesenheit, setzen sich auf Absätze und machen mit schrillem Pfeifen darauf aufmerksam, dass wir ungebetene Gäste sind. So verlassen wir dann die Hide schon bald wieder.

Draussen telefonieren wir verschiedenen Anbietern von Unterkünften und haben zunächst wenig Erfolg, bis dann doch noch die Betreiberin eines Campings und Bungalows in Molenrij uns eine Zusage geben kann. Und nun sitze ich gemütlich in der Stube des Bungalows und schreibe diese Zeilen.

Sonntag, 3. Juli
Es ist halb sieben vorbei. Um acht kommt die Betreiberin des Betriebs mit dem Frühstück vorbei. Anschliessend geht es weiter nach Delfzijl, wo wir für heute Abend bereits gestern Abend ein Hotelzimmer buchen konnten.

Nach dem reichhaltigen Frühstück, von dem einiges übrig blieb, machen wir uns auf den Weg. Kurz vor Pieterburen gelangen wir auf den Radweg. Er führt uns an den Deich zurück. Da kommen wir wieder einmal bei einem Vogelschutzgebiet vorbei. Dieses macht sich schon weit im Voraus durch Pfeifen und Kreischen bemerkbar. An wenigen Tümpeln hat sich eine riesige Anzahl Individuen versammelt. Speziell daran ist, dass eine grosse Gruppe Löffler dabei ist. Erwähnenswert ist auch die ansehnliche Anzahl Sichelschnäbler, die hier laut dabeistehender Orientierungstafel ihr Brutgeschäft wahrnehmen.
Der Weg führt in vielen wechselnden Abschnitten durch die Gegend. Einmal fahren wir zügig einem Deich mit Schafweiden entlang, wobei die verschiedenen Weidenareale durch Weideroste, die leicht zu überfahren sind, voneinander getrennt sind. Dann wieder sind selbst zuklappbare Gattertore dazwischen, bei denen man oft absteigen muss, um sie zu durchfahren. Mal sind es breite Strassen, die wir befahren, ein anderes Mal wieder schmale, kurvenreiche Pflaster- oder Betonplattenwege, die es nicht erlauben, mit einem entgegenkommenden Fahrer ohne abzusteigen auszuweichen. In Ortschaften drin werden wir oft auf Umwegen zu den Sehenswürdigkeiten wie Kirchen, einem Schloss oder einem Denkmal geleitet. Es gilt immer, aufmerksam zu sein, und langweilig wird es uns nicht. So gelangen wir nach einem Picknickhalt auf einem Parkbänklein und nach einer Kaffeepause in einem Schlosskaffee nach Delfzijl, wo wir dank Margrits Handy problemlos unser Hotel finden. Telefonisch melden wir uns beim Betreiber an, und der gibt uns die Anweisungen telefonisch durch, wie wir ins Zimmer gelangen und wie die Velos verstaut werden. Per Fernbedienung öffnet er uns die Türe. Wir erreichen das Zimmer nicht, da beginnt es zu regnen, und das recht massiv, aber nicht allzu lang.
Bei der Heimkehr vom Nachtessen begegnen wir dem Angestellten, der die Lebensmittel fürs Frühstück liefert, das wir uns morgen selber zusammenstellen und zubereiten können. Zum Abschluss müssen wir dann das Geschirr in den Geschirrspüler stellen und den elektronischen Zimmerschlüssel auf den Tisch im Zimmer legen. Und nun heisst es schlafen und Energie tanken für den morgigen Tag.

Montag, 4. Juli
Früher als sonst kommen wir heute zu unserem Frühstück. Wir können, da wir uns in einem „Selbstbedienungshotel“ befinden, Geschirr und Besteck aus dem Küchenmöbel, Butter, Fleisch, Käse, Milch und Johurt aus dem Kühlschrank nehmen, Kaffee an der Kaffemaschine herauslassen und unser selbst zusammengestelltes Frühstück im Gemeinschaftsraum geniessen. Allerdings gesellt sich niemand zu uns.
Nach dem Genuss machen wir uns für die Wegfahrt bereit. Wir starten bei sonnigem Wetter. Zuerst geht es durch Industriegelände mit intensivem Lastwagenverkehr und stinkiger Luft und dann neben Deichen mit Schafweiden entlang. Zum Glück sind die meisten Übergänge zwischen den Weiden mit Weidrosten voneinander abgetrennt. Aber die Schafe halten nichts von Ordnung und Sauberkeit. Sie legen sich hin, wo es ihnen passt, und verrichten ihr Geschäft oft auf den Radwegen. Da heisst es Slalom fahren, einerseits um die Schafe, die selten bis nie scheu sind, zu schonen und andererseits um die Kothäufchen, deren Bestandteile gerne an den Velopneus im Profil kleben bleiben und zum Himmel stinken, zu vermeiden.
Allmählich verdüstert sich der Himmel und Regen droht. Da kommen uns die seit wenigen Minuten geltenden anders organisierten Radwegmarkierugen sehr entgegen. Wir sind nämlich jetzt in Deutschland. Da werden die Radwege mit speziellen Wegweisern versehen, auf denen Zielorte mit deren Entfernung angegeben sind. Da lesen wir, dass Ditzum über einen massiv kürzeren Weg erreichbar ist. Aufgrund des drohenden Regens entschliessen wir uns für die rund 20 km kürzere Variante.
Da sich unterwegs der Himmel nach ein paar Tropfen schon bald wieder freundlicher zeigt, machen wir auf einer Bank noch eine Mittagsrast mit Picknick. Danach fahren wir weiter, landen direkt vor der Fähre nach Petkum mit ausgefahrener Einfahrtsrampe und rollen darauf. Wenige Minuten später legt sie ab und setzt über. Unsere Unterkunft liegt praktisch am Radweg.

Nach der Dusche und einer flüssigen Erfrischung im Biergarten machen ihr noch einen Spaziergang auf den naheliegenden Deich. Auch hier liegt ein weiteres Vogelparadies für ansässige und wiederkehrende Brutvögel wie auch Durchzüger. Leider habe ich das Fernglas im Hotel gelassen. Aber wir hören einige bekannte Stimmen und sehen auf den bereitgestellten Tafeln, was alles hier zu beobachte wäre.
Das Nachtessen, eine Scholle nach Finkenwerder Art für mich und ein Salatteller für Margrit, runden den Tag ab.

Dienstag, 5. Juli 2022
Unsere Fahrt beginnt heute bei blauem Himmel, Sonnenschein und angenehmer Temperatur. Es steht uns die Durchquerung von Emden bevor. Schon aus der Karte im Bikeline-Führer ist ersichtlich, dass dieses Unterfangen nicht ganz einfach ist. Wir kommen jedoch gut zurecht mit der Linienführung, bis auf den Schluss. Da müssen wir plötzlich feststellen, dass wir an einem selben Ort anlangen, wo wir schon einmal gewesen sind. Beim zweiten Anlauf schaffen wir es dann doch noch.
Unser erstes Ziel heute ist das Siel- und Schöpfwerk Knock westlich von Emden. Dort lässt sich die alte Anlage aus dem 19. Jahrhundert betrachten. Sie ist nicht mehr in Betrieb. Die Bogenöffnung ins Wattenmehr hinaus ist zugemauert. Ein paar hundert Meter davon entfernt wurde die neue Anlage erbaut. Solche Werke regulieren den Wasserstand hinter den Deichen und bewirken demzufolge, dass die Landoberfächen nicht geflutet werden, was zurzeit so oder so keine Gefahr darstellt.
Wir wählen als nächstes die Routenvariante, die ein Stück von der Meeresküste wegführt. So gelange wir nach Rysum, einem Städtchen, das seinen Ursprung auf einer Warft hatte. Warften sind aus Erde angehäufte Hügel in bei Stumflut überflutunsgefährdeten Gegenden. Die roten, einstöckigen Backsteingebäude sind typisch für die Gegend. Die ganz unterschiedlich gestalteten Häuser und die engen und verwinkelten Wege verleihen der Ortschaft eine malerische Wirkung auf uns Betrachter.
Zurück am Deich entlang, fallen uns eine grosse Menge Leute bei einem Leuchtturm auf. Es ist der Pilsumer Leuchtturm, der offenbar eine magische Anziehunskraft auf die Menschen ausübt. Dahinter steckt Otto, der friesische Spassmacher. Das Gebäude kommt in mindestens zweien seiner Filme vor. Ein riesiger Parkplatz und ein grosser Kinderspielplatz mit allerlei Geräten tragen das ihre dazu bei.
Schwarze Wolken ziehen auf. Der Wind wird kräftiger und kühler. Gepicknickt haben wir, aber ein Kaffee täte schon gut in dieser Situation. Deshalb zweigen wir in Greetsiel vom Radweg ab ins Städtchen. Und siehe da, da gibt es eine Pizzeria, betrieben von einem Italiener. Und hier bestellen wir zwei Cappuccini und ein Tiramisu. Traumhaft schmecken die „süsse Versuchung“ und der Kaffee. Und zudem hellt sich nicht nur unsere Stimmung auf, der Himmel macht auch mit.
Mit einigen kleinen Problemen beim Auffinden des richtigen Weges schaffen wir die Ankunft in Leezdorf, wo wir für die Nacht gebucht haben.

Ein schmackhaftes Essen (Schollenfilet mit Salzkartoffeln für mich, Blumenkohlfrikadellen an einer Zigeunersosse für Margrit) und ein Glas Weisswein schaffen die nötige Müdigkeit, um in einen ruhigen Schlaf hinein zu gleiten.

Mittwoch, 6. Juli
Nach einer ruhigen Nacht und einem reichhaltigen Frühstück in unserem Hotel machen wir uns bereit. Wir sind etwas früher dran als sonst, und der Himmel ist weitgehend bedeckt. Also ziehen wir uns etwas wärmer an. Und dann geht die Fahrt los. Da wir etwas abseits des Nordsee-Radwegs übernachteten, müssen wir zuerst mal die offizielle Route wieder finden, was uns doch etwas Mühe macht, da der Weg oft etwas fragmentarisch beschildert ist. Mit Hilfe des Norddeutschen Systems mit nummerierten Knotenpunkten finden wir den richtigen Weg.
Schon bald fallen die ersten Tropfen. Zum Glück fahren wir gerade zu diesem Zeitpunkt einen der genannten Knotenpunkte an, wo ein Unterstand steht, der uns Schutz vor dem Regen gibt. Ein älterer Herr fährt dazu, und im Gespräch mit ihm über die bevorstehende Etappe gibt er uns wertvolle Hinweise. Er rät uns, die Deichroute zu wählen, da sie besser zu befahren sei. Und der Regen ist vorbei.
Als dann aber beim Erreichen des Deiches dort ein Fahrverbot und ein Hinweis stehen, dass es wirklich verboten sei, da lang zu fahren, zweifeln wir an seinem Rat. Aber eine soeben hinzukommende Frau mit Hund zerstreut unsere Bedenken und erklärt uns, dass der betreffende Weg mit Fahrrädern problemlos zu befahren sei, was er dann wirklich auch ist. Praktisch ist dabei auch die Möglichkeit, entweder auf der Aussenseite (Meeranstoss) oder auf der Innenseite (Landanstoss) zu fahren. Am Vormittag ist Ebbe, am Nachmittag setzt die Fut ein. Zudem besteht hier und da die Variante Deichkrone. Was etwa Mühe bereitet, sind die Übergänge von einer Schafweide zur andern. Da gibt es breite bis ganz schmale Weidroste, Übergäge mit Rampen, Tore, die leicht schräg gestellt sind, damit sie nach dem Öffnen selber wieder schliessen. Im schlimmsten Fall müsste man den Zaun übersteigen, aber mach das mit unseren Velos und dem Gepäck drauf.

In Norddeich angekommen, stellen wir unsere Fahrzeuge ab und unternehmen einen Rundgang durch die Tourismus-Anlagen. Als erstes fallen neben den vielen Leuten die vielen Strandkörbe auf. Da gibt es ein grosses, eingezäuntes Areal mit eben diesen Körben, mit vielen Menschen und fast ebenso vielen Hunden: der Hundestrand. Ein riesiger Spielplatz mit allerlei Attraktionen gehört dazu und natürlich Verpflegunsstände und ein Restaurant mit Innen- und Aussenbereich, windgeschützt mit hohen Plexiglaswänden. Aber auch der Natur wird Raum gegeben, gibt es doch eingezäunte Areale, wo zum Schutz der Oberfäche Dünengräser angesetzt wurden, um dem Wandern der Dünen Einhalt zu Gebieten. Zudem sind die Touristen zu erwähnen, die je nach Empfindlichkeit mit Badekleidern oder in Mäntel gehüllt herumlaufen. Am Rand zum Meer, wo jetzt Ebbe herrscht, waten Menschen durch den Schlick, zum grösseren Teil barfuss, einige wenige mit Stiefeln. Mit Spaten lochen sie im Schlick. Was sie dabei ausgraben, entzieht sich meiner Kenntnis. Es geht hier sehr geschäftig zu. Wir sind froh, als wir mit unseren Velos wieder ruhigere Gegenden vor uns haben.
Allerdings kommt alles anders. Die Weiterfahrt dem Deich entlang mit gutem Rückenwind und einigem Abstand zwischen uns, Margrit hinten, ich vorne, wird jäh unterbrochen durch einen Aufschrei meiner besseren Hälfte. Mir stockt das Blut in den Adern, bremsen, nach hinten schauen… Glück! Margrit ist nicht gestürzt, steigt aber vom Velo. Was ist los? Ihr Sattel löste sich bei voller Fahrt mit einem lauten Knall, wie sie sagte, vom Velo und fiel auf den Boden. Sie konnte auf den Pedalen stehend bremsen. Was ist passiert? Die eine Schraube, mit der der Sattel auf die Stange, die in den Rahmen gesteckt wird, ist gebrochen, die zweite fehlt und ist unauffindbar. Wie weiter? Zur nächsten Ortschaft, wo im bikeline-Führer ein Fahrradverleih angezeigt wird, sind es rund fünf km.
Was tun? Margrit will versuchen, diese Strecke auf den Pedalen stehend zurückzulegen. Dann kommt ihr aber die Idee, den aufgeschnallten Rucksack etwas nach vorne zu schieben und ihn als Auflagefläche für ihren Po zu nutzen. Auf diese Weise erreicht sie, zwar schwitzend, Nessmersiel, und wir finden schnell den gesuchten Verleih. Aber wie das so ist, ist er am Mittwochnachmittag geschlossen, und niemand reagiert auf unser Klingeln. Glücklicherweise kommt gerade die Pöstlerin vorbei, und sie kann uns die Adresse und den Weg zu einer nahen Schlosserei beschreiben. Und da wird der Schaden unkompliziert, freundlich und günstig behoben.
Die Fahrt geht weiter. Unser Ziel ist Werdum, wo wir eine wunderschöne und komfortable Unterkunft und ein gutes Restaurant zum Essen vorfinden. Dass wir uns nach dem feinen Essen sputen müssen zu unserer Unterkunft zurückzulaufen, hängt mit dem drohenden Regen zusammen, der kurz, nachdem wir unser Ziel erreicht haben, recht heftig einsetzt.

Donnerstag, 7. Juli
Schon vor dem Frühstück regnet es, hört dann aber wieder auf, um während des Frühstücks von neuem zu beginnen. Was erwartet uns denn heute? Jedenfalls ziehen wir uns etwas wärmer an als bisher. Unser Gastgeber ist der Meinung, dass es heute nicht mehr regnet, seine Angestellte meint, dass der heutige Tag regnerisch werden wird. Dreimal suchen wir während unserer Fahrt, die nach Wilhelmshaven führt und rund 55 km lang ist, einen Unterstand auf. Aber dann ist es vorbei mit Regen.
Interessant ist der alte Hafen von Hooksiel, wo einige Gegenstände aus vorigen Jahrhunderten aufgestellt und beschrieben sind.

In Wilhelmshaven ist es für uns recht schwierig, uns zurechtzufinden, da die Radwege verwirrlich und unvollständig beschriftet sind und kreuz und quer durch die Stadt führen. Die Leute hier sind sehr freundlich und schnell bereit zu zu helfen, wenn wir wieder mal ratlos stehen bleiben und auf Führer und Handy blicken. So sind wir heute schon früh an unserem Ziel angelangt. Wir unternehmen eine ausgedehnten Spaziergang in der Stadt und gehen anschliessend in ein libanesisches Restaurant zum Essen. In der Hotelbar geniessen wir noch ein “Absackerli“, bevor wir unser Zimmer beziehen.

Freitag, 8. Juli
Als wir erwachen und die Vorhänge vor unseren Fenstern ziehen, erblicken wir zu unserer Freude einen klar blauen Himmel. Endlich kommt das schöne Wetter zurück. Wir machen uns zurecht, packen unsere Sachen ein und gehen zum Frühstück, das hier in Deutschland eine ganz wichtige Rolle spielt. Heute ist es besonders vielfältig, und mindestens ich esse mich so richtig satt. Und dann geht’s aufs Velo. Unterdessen hat sich das Blau am Himmel verzogen, und wir ziehen uns eine Jacke an. Als wir auf dem Deich anlangen, wo der Weg zu unserer nächsten Station beginnt, werden wir wie schon an den Vortagen mit recht heftigen Böen konfrontiert. Und da ist nichts von Sommerwärme zu spüren. Nichtsdestotrotz starten wir und werden werden immer wieder von ein paar am und auf dem Wasser lebenden Vögeln abgelenkt. Da sind mal die Möwen, Brandgänse, grossen Brachvögel und noch ein paar andere Arten, die wir nicht identifizieren können, im allmählich trockener werdenden Wattenmeer erkennbar. Da unser nächster Etappenort, Varel, nicht allzuweit entfernt ist, können wir uns Zeit lassen.
Auf einem der Deiche begegnen wir einer jüngeren Velofahrerin, die allein unterwegs ist. Im Gespräch kommen wir auf ihre Herkunft und ihre Ziele zu reden. Sie ist geborene Deutsche, lebt in Neuseeland und fährt gerne Rad. In Nürnberg gestartet fuhr sie zuerst an den Bodensee, dann dem Rhein entlang nach Hoek van Holland und ist jetzt unterwegs auf der Nordseeroute bis an die Grenze zu Dänemark. Danach soll irgendwann die Ostseeküste noch drankommen. Wir wünschen ihr gute Fahrt. Sie hat ambitioniertere Ziele als wir und will heute noch weiterkommen.
Interessant ist als nächstes das Dorf Neustadtgödens. In dieser Stadt gab es zu früheren Zeiten fünf verschiedene Kirchengebäude, nämlich ein lutherisches, ein katholisches, ein mennonitisches, ein reformiertes und ein jüdisches. Davon dient heute nur noch die lutherisch evangelische Kirche ihrem Zweck. Die jüdische Synagoge ist ein Museum und die übrigen Gebäude wurden zweckentfremdet. Diese Kenntnisse vermittelt uns ein Einwohner, den Margrit angesprochen hat. Zudem stehen hier noch drei Windmühlen. In der einen wurde Getreide gemahlen, die anderen beiden dienten als Wasserschöpfwerke.

Als wir in Varel einfahren, fällt uns ein besonders süsser Geruch auf. Schliesslich kommen wir der Sachen auf die Spur. Hier befindet sich ein Fabrikationsbetrieb von Bahlsen. Die Suche nach unserer heutigen Unterkunft, gebucht über booking.com, macht uns heute besondere Mühe. Aber nach der Konsultation von Margrits Handy und verschiedener Passanten finden wir die Pension, in der auch ein asiatisches Restaurant integriert ist. Heute wird asiatisch gegessen.

Samstag, 9. Juli
Heute steht uns laut Prognose ein windiger Tag bevor. Wir studieren vor dem Frühstück ausgiebig die Route, die uns aus Varel herausführen soll, um Irrfahrten zu vermeiden. Zudem packen wir alles, um unmittelbar nach dem Essen starten zu können.
Wir schaffen den Start problemlos und stossen schon kurz nach Varel auf eine Erdölpumpe mitten in der Landschaft. Eine daneben angebrachte Informationstafel gibt Auskunft, dass hier in den Sechzigerjahren Erdölvorkommen gefunden und bis 1993 ausgebeutet wurden. Als sie versiegten, wurde die Gegend renaturiert und wieder landwirtschaftlich genutzt.
Nun führt die Route mehrheitlich den Deichen entlang, und wir müssen je nach Fahrrichtung recht streng gegen den Wind ankämpfen. Da bewährt sich nun das E-Bike sehr. Mit dem herkömmlichen Fahrrad wäre das eine viel mühsamere Sache. Und von Stunde zu Stunde nimmt die Windstärke zu. Trotzdem machen wir gelegentlich einen Halt, sei es, um Vögel zu beobachten oder Muscheln für die Enkelkinder zu sammeln oder einen Drink und ein Krabbenbrötchen zu geniessen. Schliesslich muss man sich bei diesem Krampf auch mal wieder Energie zuführen. Aber gegen Schluss unserer Etappe fahren wir endlich Richtung Südosten, und da hilft uns nun der Wind kräftig. In Windeseile erreichen wir Blexen, wo wir die Fähre über die Weser nach Bremerhaven besteigen können.

Im Hafen angekommen, hilft uns GoogleMaps, das Hotel auf schnellstem Weg zu erreichen. Da wir frühzeitig da sind, schaffen wir es, die Stadt noch etwas zu erkunden. Bremerhaven ist eine moderne Stadt mit grossen Plätzen und modernen Gebäuden. So eine richtig alte Hafenkneipe finden wir leider nicht.


Sonntag, 10. Juli
Entspannt können wir heute das Frühstücksbuffet geniessen, das eine Riesenauswahl an leckeren Sachen bietet. Heute ist nämlich das Radfahren vorbei. Wir fahren heute Abend mit dem Nachtzug zurück in die Schweiz. Was bietet sich in Bremerhaven an? Diese Frage haben wir uns schon gestern gestellt und sind zum Schluss gelangt, dem Klimahaus unsere Aufmersamkeit zu schenken.
Vorerst aber räumen wir nach dem reichhaltigen Morgenmahl unser Hotelzimmer und machen unsere Velos abfahrbereit. Wir können sie im Veloraum des Hotels stehen lassen und im Laufe des Nachmittags dort abholen.
Als nächstes gehen wir zum nahe gelegenen Bahnhof, wollen uns dort über die Bahnfahrt mit Mitnahme der Fahrräder nach Hamburg informieren und die entsprechenden Tickets kaufen. Das Reisezentrum ist aber coronabedigt geschlossen, was immer das auch heissen mag. Also müssen wir uns anderweitig klug machen. Eine Kioskverkäuferin und ein Passant können uns ein paar Tipps geben, und so lassen wir aus dem Ticketautomat zwei neun Euro-Tickets für den Monat Juli und eine Karte für zwei Fahrräder heraus.
Darauf machen wir uns auf denn Weg zum Klimahaus, das auf eindrückliche Weise auf die Probleme der Klimaerwärmung aufmerksam machen will. Die Ausstellung findet in verschiedenen Räumen von unten nach oben im Gebäude statt. Als Besucher folgt man einem Reisenden, der auf dem Längengrad 8° 34’ Ost rund um die Erde reist und an verschiedenen Orten Halte einschaltet, um und sich mit Bewohnern dieser Orte über ihre Lebensweise und ihre Erfahrungen auszutauschen. Dabei kommen diese Personen in Bild und Ton zu Wort. Zudem werden Landschaften, Lebensumstände und Tiere möglichst real dargestellt. Die erste Etappe der Reise führt nach Isenthal in der Schweiz, die zweite nach Sardinien, dann sind Niger, Kamerun und die Antaktis an der Reihe. Vom Südpol aus führt die Reise weiter auf der westlichen Erdhälfte nach Samoa, Alaska und über den Nordpol zurück zur Hallig Langeness und Bremerhaven. Mehr kann man auf der Website des Klimahauses erfahren.


Nach dem über dreistündigen Besuch gehen wir in die Innenstadt, wo ein Fischbrötchen und ein Schwarzwaldbecher zum Abschluss unseres Aufenthalts an der Nordsee herhalten müssen. Dann holen wir die Velos ab, fahren zum Bahnhof und reisen mit dem Regioexpress nach Buxtehude und darauf mit der S-Bahn nach Hamburg Altona. In einem nahen türkischen Restaurant essen wir noch etwas Kräftigendes, damit wir die Heimreise im Nachtzug gut überstehen. Die Schlafwagenplätze waren bei der Buchung schon alle reserviert, deshalb lösten wir erste Klasse. Nicht ganz überraschend ist der Erstklasswagen der letzte Wagen des Zugs, die Veloplätze befinden sich im zweitvordersten Wagen. Aber als ich mit Margrits Velo da vorne ankomme, ist er geschlossen. Ich denke, der wird dann schon geöffnet und hole mein Velo nach vorne. Wie ich mit dem zweiten Velo da bin, erklärt mir der Schaffner, dass dieser Wagen wegen technischer Probleme mit der Klimaanlage geschlossen bleibe. Ich könne die Fahrräder im viertletzten Wagen hinstellen. Das mach ich darauf fluchend und lästernd über die deutsche Bahn. Der Schaffner klärt mich auf, das dafür die Österreichische Bundesbahn verantwortlich sei. Als nächstes kann der Zug wegen technischer Probleme nicht losfahren. Und schon spielt sich ein neues Drama ab, weil eine Familie mit zwei Kleinkindern und und den Grosseltern im defekten Wagen Plätze reserviert hatte, diese jetzt nicht benützen kann und in den Erstklasswagen geschickt wurde mit dem Hinweis, dass sie Platz machen müsse, wenn Passagiere die nun belegten Plätze reserviert hätten. Jedenfalls ist die junge Mutter sichtlich entnervt und das jüngste Kind eifert der Mutter laut schreiend nach. Unterdessen hat sich die Situation beruhigt. Der Zug fährt in die Nacht hinein, und im Wagen wird es ruhig. Gute Nacht!

Montag, 11. Juli
Kurz vor zwei Uhr morgens: Der Nachtzug steht schon einige Zeit still, nachdem er in Hildesheim einen längeren Stopp eingelegt, noch mehr Wagen angehängt hatte und nur noch abschnittsweise weiterfuhr und wieder stoppte. Dann kam der Alarm, ein immer wieder ertönendes Piep-Signal. Dann ist plötzlich Aufregung, die Zugcrew wird in den Wagen 302 gerufen. Im Wagen verbreitet sich ein unangenehmer Geruch nach Rauch und Elektrosmog. Und jetzt ist der Piepton durchgehend. Durch den Lautsprecher kommt die Durchsage, dass alle Passagiere umgehend aussteigen müssen. Wir staunen, wie das ohne Panik geschieht. Die Leute in unserem Wagen packen ihr Gepäck und begeben sich auf den Weg nach vorne und hinten zum Ausstieg, ohne gross zu drängeln. Wir schaffen es mit Ausnahme meines Handys, das gerade an der Steckdose hängt, all unser Gepäck hinauszubringen. Zum Glück steht der Zug bei einem Bahnsteig, wo nun grosses Gedränge herrscht. Wir werden angewiesen, uns nach weiter vorne zu begeben. Von Ferne hört man, das Feuerwehrhorn und sieht wenig später das Feuerwehrauto zum Bahnhof fahren. Unsere Velos sehen wir zusammen mit andern in einem der vorderen Wagen, holen sie aber nicht heraus. Das Gedränge auf dem schmalen Bahnsteig ist zu gross, und wir wissen ja nicht, was genau los ist. Überraschend kommt die Entwarnug. Wir können an unsere Plätze zurückkehren, was wieder einige Zeit in Anspruch nimmt. Nun wird über den Lautsprecher auch eine Statusmeldungen durchgegeben: Feuer im vordersten Wagen nach der Lok, Feuerwehr hat das Problem im Griff, Schadenmanager der Bahn wird erwartet, der entscheidet, ob Weiterfahrt möglich. Es ist jetzt fast drei Uhr, wir stehen noch, das Handy ist auch noch da und bis vor kurzem ertönte alle paar Minuten noch das Alarm-Gepiepse. Wann wir zuhause ankommen werden, steht in den Sternen.
Kurz nach 12 Uhr fahren wir im Hauptbahnhof Zürich ein. Zu unserem Ärger fährt der Zug nach Luzern auf dem Gleis nebenan gerade ab, als wir die Velos ausgeladen haben. Mit grosser Verspätung erreichen wir dann unseren Wohnort doch noch gesund und zufrieden, bereit für neue Abenteuer.

Endlich wieder per Velo unterwegs

Nach fast zweijähriger Reise-Abstinenz wagen wir uns wieder auf eine Velotour. Neu daran ist, dass wir jetzt mit E-Bikes unterwegs sind. Die Unterstützung durch einen Elektromotor ist eine angenehme und kraftsparende Variante des Velofahrens. Wir freuen uns auf diese Reise, die uns in den Schwarzwald, ins Kaiserstuhlgebiet und an den Rhein führen wird. Die Wettervorhersage verspricht uns wunderschöne Tage, und die zu erkundende Gegend habe ich schon einmal allein und mit einem herkömmlichen Rad erfahren. Lassen wir uns überraschen!

Montag, 14. Juni 2021: Fahrt nach Schönenwerd

Morgens um halb sieben machen wir uns auf den Weg. Dem Sempachersee entlang erreichen wir  Sursee. Auf der Bananenbrücke treffen wir alte Bekannte, nämlich Marianne und ihren Chef Thomas Müller. Nach einigem Austausch geht die Fahrt weiter. Kurz vor Staffelbach kommen wir mit einem Landwirt ins Gespräch, der gerade mit Traktor und Spritzwagen unterwegs ist. Wir fotografieren eine Buntbrache-Feld mit rot leuchtenden Mohnblumen und wunderbar blauen Kornblumen. Dabei stossen zwei fast unlösbare Gegensätze aufeinander: Der Bauer mit der Berufung, Nahrungsmittel für die Bevölkerung zu produzieren, contra uns Naturbewunderer, die sich an der Schönheit der Umwelt ergötzen. 

In Schönenwerd, im Garten unseres Sohnes, jäte ich noch am Vormittag die überall spriessenden Wolfsmilchpflanzen, und dabei reibe ich unbewusst mit dem Finger das linke Auge, was zu einer brennend schmerzenden Augenentzündug führt. Und diese muss zwingend im Notfall der Augenklinik des Kantonsspitals Aarau behandelt werden. Damit kommt die Weiterreise ins Stocken. Wir lassen uns abholen und warten die kommenden Ereignisse ab.

Freitag, 18. Juni 2021: Weiterfahrt nach Weizen (Stühlingen)

Nach dem schnellen Rückgang der Augenentzündung und einem positiv verlaufenen Untersuch bei der Augenärztin, machen wir uns heute früh auf den Weg. Im Zug fahren wir nach Schönenwerd, wo unsere Utensilien eingelagert sind. Ca. um zehn Uhr sind wir abfahrbereit. Schnell erreichen wir den offiziellen Radweg der Aare entlang Richtung Koblenz. Am Klingnauer Stausee geniessen wir auf einer Bank ein paar Früchte und schauen noch etwas auf die Wasserfläche hinaus. Viele Schwäne, ein paar Rostgänse und wenige weitere Wasservögel bevölkern den See. Im nahen Restaurant Oase geniessen wir einen Kaffee und einen Glacé-Coupe. Bei weiter steigender Hitze setzen wir unsere Fahrt fort. 

Schon bald erreichen wir die Rheinbrücke nach Deutschland. Ohne Kontrolle reisen wir ein und fahren der Wutach entlang Richtung unser Ziel. In Wutöschingen tanken wir auf, Wasser ist jetzt wichtig. Und dann geht es weiter. Trotz angezeigter Umleitung wegen Bauarbeiten benutzen wir den in der Karte angegebenen Radweg. Allerdings erkundigen wir uns noch bei einem Einheimischen, der uns ein problemloses Durchkommen prognostiziert. Der Weg gleicht eher einem frisch gepflügten Acker, aber da er trocken ist, kommen wir gut voran. So erreichen wir Weizen, unser Ziel, und geniessen im vorgebuchten Gasthaus eine erfrischende Dusche, ein kühles grosses Bier und danach ein schmackhaftes Znacht (Salat, Spargeln, frische Rehleberli, Bratkartoffeln und einen kühlen, trockenen Rosé dazu). Und nun ist Nachtruhe angesagt.

Samstag, 19. Juni 2021: Von Weizen an den Titisee

Nach einer gewittrigen Nacht ist der Himmel noch leicht milchig. Wir laben uns nach der Morgentoilette an einem gut bestücktes Frühstücksbuffet auf der Terrasse. Nachher starten wir die heutige Etappe, die uns an den Titisee führen wird. Von Dort haben wir bereits die Bestätigung, dass für uns ein Zimmer frei ist.

Die Fahrt beginnt mit einem steilen Anstieg mach Lembach und weiter zum Südschwarzwald-Radweg. Diesem folgen wir bis nach Bonndorf. Dort statten wir dem mir von einem früheren Besuch bekannten Gasthof Krug einen Besuch ab und treffen dort einen früheren Koch und Verwandten des Besitzers. Wir kommen ins Gespräch. Er weiss allerlei Wissenswertes über die Gegend, Historisches und Personelles. So erfahren wir unter anderem, wie die Firma STO in Stühlingen gross wurde und was alles dazu beigetragen hatte. Und die Entstehung der Eisenbahnlinie nach Bonndorf und ihre Aufhebung ist ebenfalls Thema seiner Ausführungen. 

Nach dieser spannenden Begegnung fahren wir weiter Richtung Lenzkirch, auf dem sogenannten Bähnle-Radweg. Lenzkirch besitzt einen sehenswerten Dorfkern, wobei das Rathaus mit seiner herausragenden Architektur besonders hervorsticht.

Weiter geht es auf dem Bähnleweg mit stillgelegten und umfunktionierten Stationen Richtung Neustadt. Wir fahren teilweise auf der umgebauten Trasse und über hohe, kunstvoll angelegte Viadukte durch einsame Wälder und Lichtungen mit vielfältig bewachsenen Wiesen und riesigen Holzlagern. 

So gelangen wir nach Neustadt-Titisee, wo wir in einer Freiluftwirtschaft unseren durch die Hitze bedingten  Flüssigkeitsverlust auftanken. Die letzten rund sieben Kilometer bis an den See führen uns zur heutigen Herberge, das Gästehaus Wald und See.

Nach der Retablierung führen wir unsein kühlendes Getränk auf einer Terrasse über dem See zu, unternehmen noch eine Pedalofahrt auf dem See, betrachten auf dem Riesenrad noch die ganze Szenerie von oben. Das anschliessende Nachtessen nehmen wir abermals auf einer Terrasse über dem See ein. Danach fällt uns auf, dass nur wenige Leute am Quai sind. Schliesslich findet der Fussballmatch Deutschland- Portugal statt. Im Ortszentrum begegnen wir dann doch einer  lautstark feiernden Gruppe Leute, die sogar zwei schweizerdeutsche Songs spielen lassen, die ich bei uns noch nie hörte. Und jetzt schlägt es neun vom Kirchturm.

Sonntag, 20. Juni 2021: Zur Abwechslung ein Wandertag

Das Morgenessen nehmen wir im Garten unserer Unterkunft ein. Käse, Schwarzwälder Schinken, ein Ei, Brot etc. sind dabei. Es schmeckt und gibt Energie. Und die brauchen wir, denn vor dem Weggehen müssen wir unsere Sachen einpacken, da wir für die nächste Nacht ein grösseres Zimmer kriegen.

Mit der von der Unterkunft zur Verfügung gestellten Gästekarte fahren wir kostenfrei mit dem Bus zur Station Feldberg Caritas-Haus. Von dort aus wandern wir 5,5 km zuerst durch den Wald und später über würzig riechende Wiesen mit recht vielfältigen Pflanzen zum Gipfel des Feldbergs. Da stehen zwar eine grosse Senderantenne, eine Wetterstation und andere Gebäude, aber eine Wirtschaft fehlt. Dafür gibt es viele Leute hier oben, die wandernd unterwegs sind. Leider ist das Wetter nicht optimal, Wolken und Dunst verdecken die Aussicht – schade.

Wir beschliessen zur Todtnauer Hütte abzusteigen, um uns dort zu verpflegen. Mit einer Apfelschorle und einer Vesperplatte mit viel Fleisch stärken wir uns und machen dabei die Prophezeiung der Servicefrau wahr, indem wir noch etwas Brot nachbestellen. Denn diese sagte bereits zum Voraus, dass die Schweizer viel Brot zum Fleisch ässen. 

Danach steigen wir zur Busstation ab und fahren zum Titisee zurück. Ein erfrischendes Bad im braunen Moorwasser und anschliessend ein grosses Bier, bevor der Regen kommt, runden den Tag ab. Der zwingt uns, im Zimmer zu bleiben, und hier läuft nun die Direktübertragung des Fussballmatchs Schweiz-Türkei von Radio DRS 3 (3 : 1).

Das Nachtessen fällt heute aus, da noch genug Energie von der Vesperplatte übrig ist.

Montag, 21. Juni  2021: Fahrt nach Freiburg über den Rinken 

Das Frühstück nehmen wir heute im Frühstücksraum ein, da es noch nass ist draussen nach der vorherigen regnerischen Nacht. Nachdem das Zimmer geräumt und alle persönlichen Sachen gepackt und aufgeschnallt sind, starten wir. Durch den idyllischen Brugger Wald mit einem ehemaligen Eisweiher führt uns der Weg nach Hinterzarten, einstmals ein Zentrum des nordischen Skisports. Hier befindet sich eine riesige Schanzenanlage für Sommerspringen. Anschliessend führt die Strasse durch dichte Wälder, vorbei an saftigen, viefältigen Wiesen mit weidendem Vieh auf auf den über 1200 m hoch gelegene Rinken. Da sind einige anspruchsvolle Steigungen zu überwinden. Aber mit dem E-Bike mit verschiedenen Unterstützungsmodi sind diese Hindernisse problemlos zu überwinden, wenn man etwas vorausschauend fährt. Vom obersten Punkt hinunter nach Kirchzarten ist sogar ein recht grosser Streckenabschnitt für jeglichen motorisierten Verkehr gesperrt, und zwar mit geschlossenen Schranken. Und da erreicht man ohne weiteres Geschwindigkeiten von mehr als 50 km/h. Die Bremsen jedenfalls werden heiss. Man riecht‘s. Aber immer wieder legen wir einen Stopp ein, um eine Sehenswürdigkeit zu bestaunen, so z.B. den Ziegenhof mit der Geissenfigur hoch auf dem Dach oder die frisch gescherten Alpakas auf der Weide oder die prächtige Aussicht. 

So erreichen wir kurz nach Mittag unser heutiges Ziel, Freiburg. Nach einigem Suchen finden wir unser gebuchtes Hotel, können dort unmittelbar einchecken, unsere Velos in die Tiefgarage stellen und zum Aufladen der Akkus ans Netz anschliessen. Frisch geduscht begeben wir uns auf den Domplatz, wo ich meinen Mund, meine Nase und meinen Magen mit einem Schwarzwaldbecher erlabe – köstlich! Margrit begnügt sich mit einem Glas Prosecco.

Anschliessend fahren wir mit der Schlossbergbahn auf den gleichnamigen Hügel. Allerdings sind wir schwer enttäuscht. Der Aussichtsturm liegt noch einige Meter höher und das Café ist geschlossen. Die Hitze macht uns zu schaffen, aber ich erreich doch noch die oberste Plattform und geniesse den Ausblick auf die Stadt und ihre Umgebung. Leider kündigt sich eine Niederschlagszone an. Wir beschliessen nach der Rückkehr ins Stadtzentrum gleich etwas zu essen, um dem Regen zu entrinnen. In einem mexikanischen Restaurant geniessen wir Nachos und kehren mit beginnendem Regen ins Hotel zurück. Da warten wir nun darauf, dass der Regen aufhört, um danach noch einen Stadtbummel mit Schlummertrunk zu unternehmen.

Dienstag, 22. Juni 2021: Weiterfahrt nach Bickensohl im Kaiserstuhl

Nach einem Glas Rotwein aus der Gegend schliefen wir beide bestens. Margrit war der Meinung, es wäre bisher die beste Nacht gewesen. Ich musste allerdings irgendwann das Fenster schliessen, da es heftig regnete. 

Das Frühstück nehmen wir um acht ein. Währenddessen regnet es draussen. Wir verbringen anschliessend noch einige Zeit im Zimmer, da es weiterhin regnet. Plötzlich ist ein Regenbogen sichtbar, das Zeichen dafür, dass die Sonne die Oberhand gewinnt. Wir brechen auf, tragen unsere Sagoschen und Utensilien in die Tiefgarage und satteln unsere Velos. Darauf geht‘s die Ausfahrt der Tiefgarage hoch und nach draussen… und da regnet‘s kräftig. Beim Rathaus unterstehen wir, bis der Niederschlag etwas nachlässt. 

Der Start gelingt, mit vielen Rotlichtern und Richtungswechseln verlassen wir die Stadt. Und schon wieder setzt Regen ein, und zwar immer heftiger. Bei der nächsten Autobahnbrücke über den Fluss Dreisam, auf dessen linkem Damm wir fahren, unterstehen wir. Der eine und andere Radfahrer fährt an uns vorbei, ohne Respekt vor der Nässe und dem Dreck, den er beidseitig wegspritzt. Geduldig warten wir, bis der Regen etwas nachlässt. Und dann versuchen wir‘s erneut. Neun Kilometer weiter, in Bötzingen, suchen wir wegen des erneut starken Regens ein Bistro auf, wo wir die Velos in den „Schärmen“ stellen können, wärmen uns mit einem heissen Kaffee, und weil es weiter „seicht“, noch mit einem Glas Wein und einem Imbiss. Und da beginnt endlich die Sonne zu scheinen.

Nun folgen wir dem Radweg am östlichen Rand des Kaiserstuhls bis Bahlingen. Hier bewundern und fotografieren wir noch ein paar schöne Gebäude und Gassen. Dann trampen wir, selbstverständlich mit Elektrounterstützung, einen Hohlweg mit steilen Seitenwänden hoch zur Schelinger Höhe. Von da geht es rasant bergabwärts nach Bickensohl, wo wir unsere Unterkunft für die drei nächsten Nächte gebucht haben. 

Nach dem Duschen steigen wir zu Fuss noch einen engen Hohlweg hoch, um uns einen Überblick über die Gegend zu verschaffen. Dabei können wir den Gesang einer Dorngrasmücke identifizieren und einen oder ev. mehrere Bienenfresser beobachten. Nach diesem Ausflug erst löschen wir unseren Durst und geniessen danach ein feines Nachtessen (gebackene Spargeln mit einem frischen Blattsalat und gebratene Pfifferlinge mit derselben Beilage). Nun warten wir im Zimmer mit Westausrichtung auf einen spektakulären Sonnenuntergang.

Mittwoch, 23. Juni 2021: Wandertag im Kaiserstuhl

Am Morgen ist der erste Blick aus dem Fenster enttäuschend: Nebel, bedeckter Himmel, nirgends Sonne. Nach dem Morgenessen sieht die Welt schon etwas besser aus. Am Himmel zeigen sich blaue Fenster.

Heute lassen wir die Räder stehen. Zu Fuss machen wir uns auf den Bienenfresserweg quer durch das ganze Gebiet, genauer von Bickensohl nach Königschaffhausen. Dort ist eine Bahnstation, und von Breisach fährt hie und da ein Bus zurück zu unserem Standort. Die Strecke führt zuerst einige Höhenmeter in die Weinberge und wieder hinunter ins nächste Dorf und dann wieder hinauf usw. Die Weinbauern sind heute mit Spritzen ihrer Weinstöcke beschäftigt. Mit schmalen Traktoren fahren sie durch die Reihen und sprühen die Pflanzen ein. Unterwegs lesen wir unter anderem auf einem von einer Ökogruppe aufgestellten Plakat, das vor dem Aussterben der Bienen warnt. So treffen zwei Welten mit unterschiedlichen Zielsetzungen aufeinander. Unser Problem besteht aber darin, dass die Wanderwege erstens schlecht markiert und zweitens weitgehend asphaltiert sind. Trotzdem finden wir immer wieder den richtigen Weg. Zudem können wir mehrmals Bienenfresser beobachten. Diese farbenprächtigen und exotisch anmutenden Vögel sind hier glücklicherweise noch in recht grosser Zahl anzutreffen.

Je näher wir unserem Ziel kommen, desto vielfältiger sind die Arten der Nutzpflanzen. Nicht mehr ausschliesslich Reben, sondern auch Steinfrüchte wie Kirschen, Mirabellen, Zwetschgen, aber auch Kernobst und sogar ein wenig Mais werden hier gewonnen. Und die frühen Sorten der Kirschen sind bereits reif, werden schon abgelesen und in Hofmärkten verkauft. Unser Mittagessen, einfach frisch geerntete Kirschen, geniessen wir auf einer Bank hinter der Kirche von Königschaffhausen. In einem nahegelegenen Hofgarten bestellen wir uns danach einen Kaffee, und weil da gerade original Kaiserstühler Eis vertrieben wird, liegt noch ein Schwarzwaldbecher als Dessert drin.

Derart gestärkt begeben wir uns zur Bahnstation und besteigen den schon bald eintreffenden Schienenbus nach Breisach. Unterdessen hat die Sonne schon länger obsiegt über Wolken und Nebel. Bei schweisstreibender Wärme ersteigen wir den Hügel, auf dem die Kathedrale und das Rathaus thronen, sehen uns dort um und schauen hinunter auf das darunter liegende Städtchen. Beim Abstieg fällt uns auf, wie belebt der Ort ist. Die Kinder spielen begeistert auf dem Platz mit den Wasserfontänen und geniessen die wohltuende Abkühlung. Von allen Seiten erreichen Radfahrer das Zentrum und beleben das Städtchen. Die Strassencafés sind gut besetzt.

 Mit einem Landbus fahren wir anschliessend zurück zu unserem Hotel. Dank der ausgehändigten Konus-Karte können wir den ÖPV (öffentlicher Personenverkehr) gratis nutzen. Eine Dusche lässt die rund 15 Kilometer zu Fuss zurückgelegte Strecke vergessen, und die Erwartung eines feinen Abendessens das Herz höher schlagen. Ich denke, dass jetzt die Zeit gekommen ist, daran zu denken und die Schreiberei für heute abzuschliessen.

Donnerstag, 24. Juni 2021: Besteigung des Totenkopfs

Heute ist nochmals Wandertag. Nach dem Frühstück machen wir uns bereit. Kamera, Feldstecher, Wasserflasche, Regenschutz, die übrigen Kirschen von gestern werden in den Rucksack gepackt. An der Infotafel orientieren wir uns genauestens über den Weg, den wir begehen wollen. Der Lösshohlweg mit einem Abstecher zum Neunlindenturm steht auf unserem Programm. Wir haben nur einen kleinen Prospekt dazu, deshalb der Gang zur Orientierungstafel auf dem Dorfparkplatz. Nach einigem Suchen finde wir den Einstieg, und los geht‘s. In Serpentinen steigen wir einen steilen Hang hinauf und befinden uns schon mitten in einem Weinberg.

Zwischen den Rebstöcken erblickt Margrit nackte Beine, und schnell löst sich das Rätsel, zu wem sie gehören. Da ist eine junge Frau damit beschäftigt, die links und rechts aus der Reihe ragenden Äste in die senkrechte Lage zu bringt oder sie wegschneidet. Auf meine Frage , wozu das gut sei, bringt sie uns etwas Fachlatein bei. Sie bekämpfe das Toni Marshall-Syndrom, das sich bei den Rebstöcken einstellt, wenn sie schnell wachsen. Dann reichen sie sich nämlich über die Gasse hinweg die Hand. Und das ist für die Rebenpflege sehr hinderlich. Das sch… sie an. Zudem unterhalten wir uns noch etwas über die Rebsorten, die Weinkelterung und die Verarbeitungsmethoden. Wir nehmen ihren Rat mit, nach dem Grauburgunder, den wir gestern und vorgestern kosteten auch mal den Weissburgunder und den Spätburgunder zu probieren.

Unser Weg führt uns nun durch einen Hohlweg weiter bergauf und auf den Terrassen entlang exakt ausgerichteter Rebstöcke immer höher. Plötzlich entdecken wir ein Highlight für Ornithologen, nämlich Schwarzkehlchen, die sich auf den Pfosten der gespannten Drähte niederlassen. Und etwas weiter oben treffen wir während der Mittagsrast noch auf Bluthänflinge.

Nun führt unser Weg durch den Wald, wo sich Rotkehlchen, Buchfinken, Mönchsgrasmücken, Zaunkönige und Amseln einen Gesangswettkampf liefern.

Endlich haben wir den höchsten Punkt des heutigen Wandertags erreicht. Zwar passierten wir schon etwas weiter unten eine Holztafel, auf der „Totenkopf“ stand, wie der Gipfel des Kaiserstuhls laut Karte lautet. Aber nun erhebt sich vor uns der Neunlindenturm und unweit davon ein Antennenturm, der von unten weithin sichtbar ist. Wir besteigen den ersteren über eine metallene Wendeltreppe, geniessen und fotografieren die Aussicht und machen noch Bekanntschaft mit einem Schweizer Ehepaar, das von einer anderen Seite her aufgestiegen ist.

Beim Abstieg nach Bickensohl können wir noch kurz Bienenfresser beobachten und etwas später in einem Hohlweg drin zwei wunderschöne Smaragdeidechsen, die eine noch klein und wenig spektakulär gefärbt, die ander einiges grösser mit Blau gefärbtem Kopf und grünem Leib. Ein Paar machte uns darauf aufmerksam. Jetzt fehlen in unserem Palmares nur noch der Wiedehopf und dir Gottesanbeterin.

Das Abendessen ist ein wirkliches Highlight. Ich bestelle einen kleinen Beilagensalat und Nudeln mit Pfifferlingen und Gemüse. Und dieses Essen ist wirklich ein Leckerbissen. Was sich da der Küchenchef einfallen liess, ist einmalig. Verschiedene Gemüse wie Grünspargeln, Broccoli, grüne Bohnensamen, Wildspargeln wurden zusammen mit frischen Pfifferlingen und Rahm zu einem Sugo verarbeitet, der den damit vermischten Nudeln ein ausserordentlich gescmacksreiches Aroma verlieiht, das mir ausserordentlich mundet.

Freitag, 25. Juni 2021: Weiterfahrt nach Neuenburg am Rhein

Heute heisst es, wieder eine Veloetappe in Angriff zu nehmen. Nach zwei Wandertagen besteigen wir nach dem Frühstück und dem Räumen unseres Hotelzimmers unsere Velos. Da die Etappe streckenmässig kurz sein wird und wir den Wiedehopf leider bisher nicht antrafen, beschliessen wir, vorerst einen Abstecher ins bisher nicht berücksichtigte Kaiserstuhlgebiet zu unternehmen. Über Altvogtsburg trampen wir auf den Vogelpass, ohne den seltenen Vogel anzutreffen. Von da führt uns der Weg in einer rasanten Abfahrt, wo mein Tacho maximal sagenhafte 67 km/h anzeigt, hinunter nach Bötzingen und durch landwirtschaftlich vielseitig genutzte Flächen nach Breisach. Nach einer Kaffeepause fahren wir weiter rheinaufwärts im Zickzack auf beiden Seiten des Stromes nach Neuenburg am Rhein und erreichen unser Ziel nach rund 65 Kilometern.

Was uns auffällt, ist der Umstand, dass auf der deutschen Seite des Rheins viel mehr Leute, speziell ältere Semester, unterwegs sind als auf der französischen Seite. Hier wirken die Dörfer wie ausgestorben, ohne Einkaufsläden und ohne Restaurationsbetriebe. 

In Neuenburg können wir gleich die Velos unterstellen, die Akkus ans Netz anschliessen und unser Zimmer beziehen. Nach dem Duschen begeben wir uns in die Fussgängerzone, wo ein Riesenbetrieb herrscht. Es ist Freitagnachmittag, Feierabend, Wochenendstart, und die Menschen treffen sich in zwei einander gegenüberliegenden Eisdielen, die beide eine grosse Anzahl Tische und Stühle auf die freien Fläche hinausgestellt haben. Um zu seiner Konsumation zu kommen, muss man anstehen. Die Kinder nutzen die offenen wasserführenden Kanäle auf der Strasse für ihre Schabernacke. Wir geniessen hier ein kühlendes Getränk und ergänzen unseren Flüssigkeitsbedarf. Anschliessend gehen wir in einem Restaurant etwas essen, bleiben bei einem Weinschorle sauer (für Margrit) und einem Schwarzwaldbecher (für mich) noch etwas sitzen. Morgen steht uns eine längere Etappe bevor.

Samstag, 26. Juni 2021: Weiterfahrt nach Bad Säckingen

Um acht sind wir bereit fürs Frühstück, und die Sagoschen sind weitgehend gepackt. Wir haben uns für heute einiges vorgenommen, denn die nächste Unterkunft ist in Bad Säckingen gebucht. Wir besteigen unsere Alu-Rösser und ab geht die Post. Aber wohin? Steinenstadt ist das nächste Ziel, aber kein Fahrradwegweiser weist diesen Namen auf. Alle zeigen in die falsche Richtung. So fahren wir gefühlsmässig in die richtige Richtung und gelangen in ein Industriegelände mit lauter Sackgassen und Ringstrassen. Nun heisst es halt, sich bei den Einheimischen zu informieren. So bekommen wir den Tipp, eine Strasse hinunterzufahren, die ein Stück weiter unten gesperrt ist. Wir umfahren die Sperre und missachten das Fahrverbot, die Strasse ist schmutzig und weist viele Schäden auf. Dann kommt nochmals eine Sperre, und nun befinden wir uns auf dem Rheinradweg Richtung Schweiz. Wir erreichen nun problemlos Steinenstadt und stellen uns auf das nächste Ziel ein, Schliengen. Wir nähern uns rechtwinklig der Eisenbahnlinie Freiburg-Basel und sehen, dass hier gewaltige Erdverschiebungen stattgefunden haben. Es wird offenbar der dritte und vierte Schienenstrang gebaut. Hier werden wir Richtung Norden umgeleitet, bis eine neu gebaute Brücke die Schienen überquert. Dabei liegt Schliengen exakt auf der anderen Seite der Bahnlinie. Rund 3,5 km werden wir Richtung Norden umgeleitet. Und diese Strecke müssen wir auf der anderen Seite des Geleises wieder zurück fahren. 

In Schliengen besuchen und bestaunen wir kurz das Wasserschloss Entenstein, das nicht mehr im Wasser steht und als Rathaus dient.

In einem Hofladen kaufen wir uns ein Pfund frische Kirschen, die wir als Mittagsverpflegung im Stadtpark von Lörrach verspeisen. Von dort unten können wir die Burgruine Rötteln bewundern, die sich majestätisch hoch über der Stadt erhebt. In Rheinfelden stossen wir wieder auf den Rhein. Im Garten des Schlosses Beuggen geniessen wir einen Kaffee, Margrit einen Milch- und ich einen Eiskaffee. So gestärkt nehmen wir die letzten Kilometer bis nach Bad Säckingen unter die Räder. Zu unserem Hotel müssen wir zum Abschluss noch einen happigen Aufstieg überwinden, was dazu führt, dass mein Akku aussteigt und ich die letzten paar Meter mit eigener Muskelkraft schaffen muss.

Nach dem Duschen geht‘s hinunter ins Städtchen, wo wir zuerst den Flüssigkeitspegel wieder anheben und darauf den Hunger in einem griechischen Restaurant stillen. Zum Abschluss geniessen wir noch einen Drink am Rheinufer nahe der alten Holzbrücke, die in die Schweiz führt. Und da trifft per WhatsApp ein Foto von der Altstadt Waldshuts ein, gesandt von Schwägerin Steffy und meinem Bruder Urs, die sich zurzeit dort auf dem Camping aufhalten. Schnell wird telefoniert und für morgen ein Treffen abgemacht. 

Danach steigen wir hoch zu unserem Hotel. Nun läuft im Fernseher der Match Österreich gegen Italien, während ich schreibe.

Sonntag, 27. Juni 2021: Heimfahrt

Schon um halb acht sind wir beim Morgenessen. Heute steht ein langer Tag bzw. eine lange Fahrt vor uns. Um neun sollen wir laut Abmachung in Waldshut auf dem Camping sein, wo Bruder Urs und Schwägerin Steffy uns erwarten. Allerdings können wir den Fahrplan nicht ganz einhalten. Bis wir dann wegfahren können wird es Viertel nach acht und 25 km Fahrt stehen uns bevor. Wir kommen zügig voran. In Albbruck telefonieren wir, dass wir später dran sind. Gerade danach verpassen wir den Wegweiser und landen auf der Haupstrasse. Wir kommen darauf schnell vorwärts, aber der Sonntagmorgenverkehr ist schon recht dicht. So treffen wir mit halbstündiger Verspätung bei unseren Lieben ein und werden dort freudig in Empfang genommen. Gipfeli und Kaffee stärken uns für die verbleibenden rund 100 km. Zudem darf ich meinen Akku mit Sonnenenergie vom Wohnmobildach aufladen. Damit sind wir gewappnet.

Nun geht die Reise weiter über die Brücke nach Koblenz und nach einigen Meinungsverschiedenheit bezüglich Wegweisern und Wegwahl weitgehend der Aare entlang bis einige Kilometer vor Aarau. Wir sind zügig unterwegs, dafür gibt es keine Fotos. In Rupperswil ist bei uns wieder Unsicherheit bezüglich Routenwahl vorhanden, da Rad-Wegweiser fehlen. Ein freundlicher Freizeit-Radfahrer anerbietet sich auf Nachfrage, uns ein Stück vorauszufahren und erklärt uns danach den weiteren Verlauf. Auf der Friedhofstrasse durch einen grossflächigen Wald, dadurch schön im Schatten fahrend, erreichen wir schliesslich Suhr. Dort machen wir einen Zwischenhalt, um unseren Flüssigkeitsbedarf aufzutanken. Den Suhre-Radweg kennen wir von früheren Gelegenheiten und vom Hinweg gut. Ohne Zwischenhalt erreichen wir nach rund 115 km Fahrt, mit mehr oder weniger verspannten Nacken und schmerzenden Hintern unser Zuhause, wo Dusche und Salbe uns wieder in einen entspannten Zustand versetzen.

Das Abendessen geniessen wir im Seeland Sempach, wo ein reichhaltiges Salatbuffet zur Verfügung steht und wo wir frei wählen können, was uns mundet. Dazu geniessen wir einen kühlen Oeil de Perdrix. Wir schaffen es, als es gewittrig wird, rechtzeitig nach Hause zu eilen und erreichen unsere Wohnung kurz bevor es richtig zu regnen beginnt.

Ein ereignisreiche, anstrengende und eindrucksvolle Reise ist zu Ende. Jetzt heisst es, diese Eindrücke zu vertiefen. Die Bilder dazu werden nach und nach in diesen Bericht einzufügen.

 

 

 

 

Velotour an die Nordsee

Montag, 16.07.2018: Bahnfahrt Schweiz – Hamburg

Der Tag der Abreise ist da. Die Sagoschen sind gepackt, die Wohnung aufgeräumt und die Fahrräder stehen bereit. Nach letzten Kontrollen fahren wir zum Bahnhof und besteigen die S-Bahn nach Luzern, um dort genügend Zeit zum Einsteigen in den Zug nach Basel zu haben. Das Veloabteil ist schon sehr gut besetzt, die Zugsbegleiterin will uns zuerst mal abwimmeln. Wir können sie aber überzeugen, dass da noch zwei freie Plätze vorhanden sind. Zu unserem Glück hatten wir den richtigen Riecher und fuhren nach Luzern, um den Zug nach Basel zu besteigen.
In Basel treffen wir unseren Sohn Lukas mit der kleinen Daria, unserer Enkelin, zu Kaffee und Gipfeli. Da gibt es doch einiges zu berichten.
Darauf besteigen wir die S-Bahn zum Badischen Bahnhof, wo wir unseren EC nach Hamburg erwarten. Die Wartezeit verkürzen wir mit dem mitgenommenen Picknick. Pünktlich fährt der Zug ein, und wir können unsere Velos problemlos an den reservierten Plätzen aufhängen. Stressig ist dann der Gang mit Sagoschen, Rucksäcken und Velotaschen zu unseren reservierten Plätzen im vordersten Wagen, da der Zug bereits wieder fährt. Aber da können wir es uns gemütlich machen, haben wir doch eine sehr lange Fahrt vor uns. Wir vertreiben uns die Zeit mit der Betrachtung und Kommentierung der vorüberziehenden Landschaften.
Die Fahrt endet mit einer Verspätung von rund zwanzig Minuten im Hamburger Hauptbahnhof. Da hier sehr viele Leute aussteigen und unsere Velos einige Bahnwagen weiter hinten hängen, gestaltet sich das Aussteigen und Zurechtfinden nicht ganz ohne Stress. Aber schliesslich finden wir uns wieder in der Menge, Margrit mit dem Gepäck und ich mit den Velos. Einen Lift auf die Ausgangsebene und den Ausgang selbst erspähen wir schnell. Das Hotel, das wir von einem früheren Besuch Hamburgs kennen, erreichen wir in wenigen Minuten. Noch etwas zwischen die Zähne, und dann ist schon bald Lichter löschen angesagt: Erholung von der Hinreise und Energieaufbau für den morgigen Tag.

Dienstag, 17.07.2018: Velofahrt Hamburg – Glückstadt (77 km)

Schon vor sieben Uhr finden wir und zum Morgenessen im Restaurant ein. Ein reichhaltiges Buffet erwartet uns. Nach ausgiebiger Mahlzeit machen wir uns auf den Weg. Im stressigen Morgenverkehr fahren wir zu den Landungsbrücken. Vor uns, hinter uns, links und rechts pfeilen die einheimischen Velofahrer an uns vorbei. Da und dort, wo es eng ist, müssen sie sich halt etwas gedulden.
Uns steht ein gemütlicher Einstieg in den ersten Velotag bevor. Mit den Linienschiffen der Hamburger Verkehrsbetriebe erreichen wir nach einmaligem Umsteigen die Station Teufelsbrück, wo nun endlich unsere Tour beginnt. Es ist ein derart gutes Gefühl, wieder einmal für ein paar Tage per Velo in einer anderen Welt unterwegs zu sein. Ziel unserer heutigen Fahrt ist Gückstadt, so rund 60 km von Hamburg entfernt.
Gemütlich geht’s der Elbemündung entlang Richtung Wedel. Da müssen wir vom Ufer weg, und zwar über eine recht steile Treppe. Die Räder mit aufgeschnalltem Gepäck sind schwer. Aber wir schaffen’s.
Nun kommen die unangenehmen Überraschungen. Das Sperrwerk Pinnau wird erneuert, der Durchgang ist nicht möglich, wir werden umgeleitet. Dafür kommen wir am Melkhus vorbei, ein Bauernhof, bei dem eine Raststätte für Radler eingerichtet ist. Hier werden verschiedene Köstlichkeiten aus hauseigener Produktion angeboten. Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen, von diesem Angebot zu kosten.
Die Weiterfahrt gestaltet sich dann etwas schwieriger. In Altenfeldsdeich wollen wir den Weg zum Krückau-Sperrwerk nehmen, als uns ein entgegenkommender Radler darauf aufmerksam macht, dass hier wegen Bauarbeiten ebenfalls keine Durchfahrt möglich sei und dass er umkehren musste. So bleibt uns nichts anderes übrig, als den Umweg über Elmshorn zu machen.
Schliesslich erreichen wir unsere Unterkunft, das Gästehaus kleiner Muck in Glückstadt gegen 18 Uhr todmüde doch noch. Die warme Dusche und ein kleines Nickerchen lassen unsere Lebensgeister wieder erwachen. Jedenfalls machen wir noch einen Rundgang durch das Städtchen, genehmigen uns ein grosses Alsterwasser bzw. ein Weissweinschorle auf einer gemütlichen Hafenbeizterrasse, bis uns der aufkommende Wind vertreibt, und essen darauf noch eine Kleinigkeit in einem Strandkorb am Hafenbecken. Und nun ist eine stärkende Nachtruhe angesagt.

Mittwoch, 18.07.2018: Velofahrt Glückstadt – Friedrichskoog (54 km)

Wir kriegen in unserer Unterkunft ein reichhaltiges Frühstück. Gut vorbereitet machen wir uns darauf auf den Weg. Unser Ziel ist Friedrichskoog. Anfangs läuft eigentlich alles sehr gut. Aber der Wind wird im Laufe des Tages immer stärker, und er bläst fast immer aus der falschen Richtung, nämlich gegen uns. Das Mittagessen nehmen wir auf einer Bank vor den Schleusen des Nord-Ostseekanals ein. Dabei beobachten wir die in den Kanal ein- und ausfahrenden Schiffe. Wir staunen, dass ein riesiges Container-Frachtschiff in den Kanal einfährt. Der Kanal weist offensichtlich eine beträchtliche Kapazität auf.
Wir fahren oft am Fuss von Deichen oder sogar ganz oben auf dem Scheitel. Die Deiche werden von Schafen „gemäht“. Riesige Herden sind damit beschäftigt, den Graswuchs im Rahmen zu halten. Offenbar reicht das nachwachsende Gras zurzeit nicht, um die Schafe zu sättigen. An verschiedenen Orten hat man Ihnen grosszügig Kohlköpfe ausgestreut, damit sie genug zu fressen haben. Für uns Radfahrer haben diese Schafe allerdings verschiedene Beeinträchtigungen zur Folge. Erstens stehen und liegen sie oft im Weg, wenn wir zu einer Herde kommen. Zweitens verknoten und verpissen sie die Fahrbahn, und wer da durchfährt oder sogar seine Füsse unvorsichtig aufsetzt, riecht die Schafe noch lange. Zudem sind wir gezwungen alle paar hundert Meter abzusteigen und die Gattertüren zu öffnen. Hinter uns fallen sie dann jeweils mit lautem Knall wieder ins Schloss.
Zum Glück fahren wir einige Zeit danach nach harter Gegenwind-Bewältigung unmittelbar an ein wunderbares Restaurant weit draussen im Mündunsgebiet der Elbe. Da gibt es frisch gemachte Waffeln mit heissen Kirschen, einer Kugel Vanille-Eis und Schlagsahne, einfach köstlich.
Die Weiterfahrt gestaltet sich noch schwieriger. Ein immer kräftigerer Gegenwind macht uns zu schaffen. Wir kommen einfach nicht richtig auf Touren, und unser Ziel, Friedrichskoog, will und will nicht näher rücken. Fünf Kilometer davor telefoniere ich dann mit möglichen Unterkünften, und da erhalte ich beim dritten Versuch eine Zusage. Unser Logis für die kommende Nacht ist reserviert.
Rund eine halbe Stunde später werden wir von unserer Gastgeberin, Frau Harders, herzlich begrüsst und können gleich eine ganze Ferienwohnung für eine Nacht beziehen.
Nachdem wir uns wieder auf Vordermann gebracht und im nahen Supermarkt ein paar Dinge besorgt haben, gehen wir in einem nahen Fischrestaurant essen. Eine Spezialität des Hauses ist die Krabbenpfanne mit Gemüse. Sie schmeckt mir ausgezeichnet. Dann ist Bettruhe angesagt.

Donnerstag, 19.07.2018: Velofahrt Friedrichskoog – Büsum (33 km)

Ich bin schon frühmorgens wach, schreibe an diesem Bericht und werfe hie und da einen Blick aus dem Fenster. Bodennebel liegt über den Feldern, die Tauben gurren und Schwalben sind bereits auf der Insektenjagd.
Das Morgenessen kriegen wir im Garten serviert. Der ist ganz schön eingerichtet mit Treibhäusern, Hühnerställen, Obstbäumen und unserem einem Strandkorb ähnlichen Sitzplatz mit Tischchen. Da speisen wir ausgiebig und stärken uns für die bevorstehende Veloetappe, die vorläufig am Hafen von Büsum enden soll. Wenn dort nämlich ein Schiff nach Helgoland fahren sollte, dann möchten wir dort zwei Nächte bleiben.
Zuerst aber ist noch ein Besuch beim rewe-Markt angesagt, da dort freier Internetzugang besteht. Schliesslich möchte ich eine günstig erstandene Sim-Karte fürs Handy aktivieren. Trotz mehreren Versuchen klappt das nicht, da die Verbindung einfach zu wenig stabil und zu schwach ist. Nach rund einer Stunde brechen wir diese Übung ab und machen uns unverrichteter Dinge auf den Weg.
Die bevorstehende Strecke ist nicht sehr lang. Schon nach kurzer Zeit sind wir am Abschlussdeich, fahren da teilweise auf der landseitigen, dann wieder auf der seeseitigen Route. Mehrmals halten wir inne und beobachten mit dem Feldstecher die zahlreichen Vögel, u.a. Austernfischer, Brandgänse, Bachstelzen, Kiebitze, verschiedene Möwen.
Das Sperrwerk beim Kaiserin-Auguste-Viktoria-Koog wird erneuert, so dass wir mir unseren schwer bepackten Fahrrädern den Deich durch eine Schafherde hindurch erklimmen müssen und auf der anderen Seite der Baustelle auf einem Schotterweg den Radweg wieder erreichen. Zum Glück ist alles so trocken. Was wäre hier bei Regenwetter anzutreffen?
Frühzeitig treffen wir in Büsum ein und finden den Hafen sehr gut. Die Radroute führt nämlich direkt dorthin. Ich gehe mal zu einem Ticketschalter, um mich wegen den Fahrten nach Helgoland zu erkundigen. Solche finden täglich statt. Nun erkläre ich der Verkäuferin, dass ich Fahrkarten nur dann kaufe, wenn ich Gewissheit habe, dass wir auch eine Unterkunft fänden. Da erklärt sich ein freundlicher Herr hinter dem Tresen bereit, nach einer Unterkunft nachzufragen. Und prompt kann er mir eine Zusage geben. Er erklärt mir auf einem Ortsplan den Weg. Ich kaufe zwei Fahrkarten, und der Deal ist perfekt. Wir finden das Hotel leicht und werden von einer überaus freundlichen Dame empfangen, die uns bittet, hereinzukommen, um uns allerdings mitzuteilen, dass das Zimmer leider bereits per Internetanbieter gleichzeitig vergeben worden sei. Sie hätte noch ein Zimmer für diese Nacht, aber für morgen nicht mehr. Sie wolle uns aber helfen, eine Unterkunft zu finden. Wir möchten aber nicht an zwei verschiedenen Orten übernachten. Nachdem sie mehrere erfolglose Telefonate geführt hat, schickt sie uns zu einer Unterkunftsvermittlung an der Heidestrasse, zu Frau Klamm. Diese Dame hat für uns ein Angebot im Hotel Siegfried, das wir mit etwas gemischten Gefühlen annehmen. So begeben wir uns zum genannten Hotel und kriegen unser Doppelzimmer mit Dusche und WC auf dem Gang, ein sehr geräumiges und sauberes Zimmer mit zwei grossen Fenstern, hell und still, nahe beim Hafen gelegen, fast zum halben Preis vom vorherigen Angebot.
Nach der Retablierung begeben wir uns noch an den Badestrand und ins Zentrum, immer auch auf Ausschau nach einem geeigneten Restaurant. Im Gegensatz zu den beiden vorherigen Etappenorten ist hier enorm viel los. Touristen in rauhen Mengen drängen aneinander vorbei. In Büsum soll ja der Tourismus an der Nordseeküste „erfunden“ worden sein, laut unseren Reiseführern. Und gebaut wird hier!
Früh gehen wir schlafen, denn der Gegenwind und die Wirren mit unserer Unterkunft haben uns ermüdet.

Freitag, 20.07.2018: Schifffahrt nach Helgoland
Heute ist velofrei. Um Viertel vor acht sind wir im Frühstücksraum, eine halbe Stunde später bei der «Lady Büsum». Sie, ein kleines Hochsee-Passagierschiff, soll uns in rund zweieinhalb Stunden auf die einzige deutsche Hochseeinsel bringen. Und das tut sie zuverlässig und in der vorgesehenen Zeit. Mit gleichbleibender Geschwindigkeit und grossem Motorenlärm verlässt sie den Büsumer Hafenbereich, durchpflügt die recht hohen Wellen und trägt uns vor Helgoland. Dort erwartet uns eine Überraschung, müssen wir doch, wie das vor Jahren schon Brauch war, auf die sogenannten Bördeboote umsteigen. Diese bringen uns auf die Insel.

Auf einem Rundgang lernen wir die Insel und deren tierische Bewohner etwas besser kennen, insbesondere die Basstölpel.
Auf der Heimfahrt dösen wir vor uns hin. Zum Nachtessen gehen wir in ein Restaurant am Hafen, wo es feinen Fisch, nämlich Schollenfilet gibt.

Samstag, 21.07.2018: Velofahrt Büsum – Garding (62 km)

Die heutige Velofahrt führt uns nach Garding. Damit hat es eine besondere Bewandtnis, denn an diesen Ort wollten wir eigentlich gar nicht. Und so kam es dennoch dazu:
Wir beschliessen am Morgen, die Küstenroute über Westerhever zu fahren. Schon bald telefoniere ich mit einem Unterkunftsanbieter. Da ist aber niemand zuhause. Ich rede auf den Telefonbeantworter. Aber da will einfach kein Rückruf kommen. Als wir dann an der Wegverzweigung sind, versuche ich’s nochmals. Immer noch der Anrufbeanworter. Also probiere ich’s mit den anderen Anbietern in der Umgebung. Alles besetzt oder unbekannte Nummer oder niemand zuhause. Also ändern wir die Route, fahren über Garding. Die Anbieter hier sind aber auch schon alle belegt. Nur Frau Gröhn in Garding ist bereit, uns im Notfall in einem Bauwagen übernachten zu lassen. Nach zwei weiteren vergeblichen Versuchen, melden wir uns bei ihr als Notfall an.
Wir nehmen den Weg nach Garding unter die Räder und werden dort äusserst freundlich empfangen. Frau Gröhn zeigt uns die Unterkunft und die zugehörigen sanitären Anlagen. Wir sagen zu und bereiten uns auf den Besuch eines Restaurants im Städtchen vor. Dort gibt es ein reichhaltiges Angebot, dabei auch Nordseescholle auf Finkenwerder Art, was mich begeistert.
Nach dem Essen kehren wir in „unseren“ Bauwagen zurück. Frau Gröhn, ihr Mann und ihre Gäste sitzen an einem grossen Tisch zusammen. Wir werden ebenfalls eingeladen, hinzu zu sitzen. Kaum haben wir uns gesetzt, flippt meine Tischnachbarin aus. Sie hat Schweizer Mundart gehört, und das weckt in ihr Heimatgefühle, wie sie sagt. Sie und ihr Partner lebten 16 Jahre in Fahrwangen und kehrten nach seiner Pensionierung nach Deutschland, in den Raum Frankfurt zurück. Daraus ergeben sich interessante Diskussionen für alle Anwesenden, und es wird spät.

Sonntag, 22.07.2018: Velofahrt Garding – Süderhafen (48 km)

Wir haben in „unserem“Bauwagen eine gute Nacht verbracht. Schon früh stehen wir auf und machen uns abreisebereit. Wir begeben uns reisefertig mit unseren Rädern zur nahegelegenen Bäckerei, wo wir unser Frühstück im Freien draussen vor dem Laden einnehmen können. Die Sonne scheint bereits und die Temperatur ist angenehm.
Schon vor acht Uhr fahren wir Richtung Husum ab. Weit und breit sind wir die einzigen Radfahrer auf dem Weg. Dafür können wir zwei Hasen beobachten, die aber bei unserem Anblick schleunigst die Flucht ergreifen. Allerdings ist der eine doch noch neugierig, hält an, schaut sich um und verschwindet dann aber schon bald hinter der Deichkrone.
Wir kommen sehr gut voran. Der Gegenwind ist moderat. In Husum angekommen, geniessen wir eine Latte Macchiato und ich eine tote Tante (heisse Schokolade mit einem Schuss Rum und Schlagrahm obendrauf). Zudem reservieren wir telefonisch ein Zimmer für heute Abend in Süderhafen. Und dann geht es gemütlich weiter, schliesslich ist bereits für die Nacht vorgesorgt.
Da passiert etwas völlig Unerwartetes. Wir fahren nebeneinander und machen uns auf dies und jenes aufmerksam. Ich weiss nicht wie, aber plötzlich ist Margrit nicht mehr neben mir, sondern liegt mit Velo und Gepäck am Boden. Radfahrer kümmern sich um sie, ich frage nach Ihrem Befinden. Zum grossen Glück ist sie mit Ausnahme der beiden Hände, womit sie sich am Boden auffing, und eines aufgeschürften Knies völlig intakt. Wir können die Helfer dankend wegschicken. Ich desinfiziere ihr die Wunden und verbinde ihre rechte Daumenwurzel, die schon früher etwa in Mitleidenschaft gezogen wurde. Und dann geht die Fahrt weiter, unterbrochen von einer kurzen Mittagsrast.
So sind wir etwa um zwei in Süderhafen und können uns im Zimmer wieder auf Vordermann bringen.
Im Beizli vis-à-vis gibt’s eine Erfrischung. Wir gehen noch dem Hafenbecken entlang und beobachten ein paar Pflanzen, die auf salzigen Böden gedeihen, sowie ein paar Vögel, u.a. den Austernfischer, den grossen Brachvogel, und andere Limikolen, die wir zu wenig kennen.
Zum Znacht gibt es für mich eine mit Nordseekrabben gefüllte Scholle und anschliessend noch einen Deich-Spaziergang, während sich Margrit von den Strapazen des Sturzes erholt.

Montag, 23.07.2018: Velofahrt Süderhafen – Dagebüll (46 km)

Wir sind schon früh auf, besprechen den Tagesplan und machen uns für die Abreise bereit. Ab acht Uhr gibt es Frühstück. Darauf machen wir uns auf den Weg. Wieder kämpfen wir gegen den Wind. Hie und da machen wir einen Halt, denn immer wieder gibt es etwas zu sehen. Dann packe ich den Feldstecher aus und beobachte Graugänse, Flussuferläufer, Sandregepfeifer, Weisswangengänse, Schnatterenten u.a.
Zweimal werden wir  wegen Erneuerungsarbeiten in die Irre geführt  . Ein Streckenabschnitt wird mit grossem Plakat als gesperrt angegeben. Wir wählen die alternative Route und stehen nach wenigen Kilometern vor einer aufgerissenen, unpassierbaren Strasse. Haben wir die Ankündigung zu wenig genau gelesen? Zum Glück ist da ein Weidetor. Wir können auf der Wiese die Deichkrone erreichen und auf der anderen, der „gesperrten“ Seite weiterfahren. Beim zweiten Mal sehen wir keine Ankündigung der Sperrung, stehen aber urplötzlich vor einer Barriere. Über staubige und holprige Wege finden wir endlich die Hauptstrasse, die nach Dagebüll hineinführt.
Die nächste Herausforderung besteht darin, eine Unterkunft zu finden. Wir haben nämlich unterdessen beschlossen, zwei bis drei Nächte hier zu bleiben und von hier aus Ausflüge zu den Inseln Amrum und Föhr zu machen, denn hier starten die Fähren zu den beiden Inseln. Im Touristikbüro bekomme ich die Auskunft, dass nur gerade ein Zimmer für die heutige Nacht frei ist. Nachdem wir selber noch ein paar erfolglose Anrufe bei möglichen Anbietern getätigt haben, nehmen wir das uns angebotene Zimmer und melden uns bei der Hotelrezeption. Dort macht man uns Hoffnung, dass eventuell doch noch etwas frei werden könnte. Aber wir geben uns noch nicht zufrieden und suchen noch weitere Möglichkeiten auf den Inseln. Das Ergebnis ist negativ.
So gehen wir zum Aperitif ins Fährenbistro, erkundigen uns über die Fahrpläne und die Ticketpreise, schauen uns etwas im Ort um und gehen anschliessend zum Nachtessen ins Hotel. Nach dem Essen erkundigen wir uns nochmals an der Rezeption, und oh Wunder, da wird morgen ein Zimmer frei. Wir buchen es gleich, und nun können wir den weiteren Verlauf unserer Tour planen. Morgen steht die Insel Amrum auf dem Programm, und zwar soll sie wandernd erkundet werden. Mal schauen, wie das kommt!

Dienstag, 24.07.2018: Ausflug auf die Insel Amrum

Es ist zwanzig vor zehn am Abend. Wir sitzen im Freien vor unserem Hotelzimmer. Am Horizont ist der Himmel rot-orange-gelb gefärbt mit ein paar wenigen weissen und gräulichen Wolken darüber. Weiter oben ist einfach blau. Der Tag war heiss. Wir nutzten ihn für den geplanten Ausflug nach Amrum, ohne Velo, mit Badehose und Badtuch, mit der Absicht eine gemäss Webebroschüre rund viereinhalbstündige Wanderung zu machen. Und so verlief der Tag:
Morgenessen um halb sieben, packen unserer Sachen für die Wanderung und für den Zimmerwechsel, deponieren unseres Gepäcks in einem wenig benutzten Speisesaal, Abmarsch mit Rucksack zum Fährehafen, Kauf der Fahrkarten, rund zweistündige Überfahrt über Wyk auf Föhr nach Wittdün auf Amrum, Fahrt mit dem Inselbus u.a. über die Stationen „Köhns Untergang“, „Zeltplatz, mit Badehose“, „Nebel Leuchtturm, ohne Badehose“, alles gemäss offizieller Ansage des Busfahrers nach „Nebel Strandweg“.
Auf dem Strandweg, der durch einen Kiefernwald und durch Dünen mit Heidegewächsen führt, erreichen wir einen feinsandigen, weissen Strand von unglaublichen Ausmassen, mehrere Kilometer lang, einige hundert Meter breit, erstreckt er sich im Westen der Insel. Natürlich hat es hier sehr viele Badegäste, aber diese verteilen sich derart, dass man auf weite Strecken wenig Leute sieht. So ziehen wir die Schuhe aus und stapfen der Wasserlinie entlang Richtung Süden. Auf der Höhe des Leuchtturms wenden wir uns wieder Richtung Osten, um auf die andere Seite der Insel zu gelangen. Dazu müssen wir die küstennächste Düne besteigen. Oben angelangt, präsentiert sich der Leuchtturm im besten Licht, ideale Verhältnisse, um ein Foto zu machen. Da steht plötzlich ein splitternackter Mann hinter uns und meint: „So gute Verhälnisse herrschen selten, um den Leuchtturm zu fotografieren.“ Da bleibt uns nichts anderes übrig, als ihm zuzustimmen. Wir sind aufs älteste FKK-Gelände der zivilisierten Welt geraten. Er erklärt uns sehr gelassen, wie wir auf rechtmässigem Weg auf die Strasse und an die Bushaltestelle gelangen. Und den richtigen Weg finden wir dann problemlos.
Mit dem Bus gelangen wir zurück nach Wittdün. Margrit geht „lädele“, ich gehe an den Strand, um mich noch etwas abzukühlen. Aber da habe ich mich gründlich verrechnet. Anstelle von Wasser ist hier ein feuchtglitschiger Meeresboden. Und so unternehme ich barfuss noch eine kleine Wattwanderung, die meine Füsse schwarz werden lässt. Unter einem Wasserhahn bei einer öffentlichen Dusche am Strand bringe ich sie wieder einigermassen sauber. Als Margrit an den Strand kommt, habe ich wieder trockene Füsse. Zusammen beobachten wir das Treiben am Strand bis zum Zeitpunkt, wo wir dann aufs Schiff müssen, um nach Dagebüll zurückzufahren.
Jetzt geht’s ab in die Klappe.

Mittwoch, 25.07.2018: Rundfahrt auf der Insel Föhr (44 km)

Etwa um Viertel vor sechs sind wir auf. Um halb sieben gibt es Frühstück. Wir packen anschliessend all die Dinge ein, die für eine Inselexpedition per Fahrrad nötig sind.
Mir unserem Velogepäck (light Version) holen wir die Räder aus dem Hotelkeller und sind frühzeitig an der Fähren-Anlegestelle. Um zwanzig nach acht legt die Fähre nach Föhr rechtzeitig ab. In Wyk suchen wir zuerst den lizenzierten Lebara-Händler, um endlich meine extra für diese Reise gekaufte SIM-Karte zu aktivieren. Aber vergebens, der existiert offenbar nur auf der Website von Lebara. Also kaufen wir auf dem Markt von einheimischen Produzenten ein paar Früchte und Schafkäse fürs Picknick ein.
Wir haben heute im Sinn, eine Velotour rund um die Insel zu machen und dort anzuhalten, wo es etwas Sehenswertes gibt. Wir starten in Wyk im Gegenuhrzeigersinn. Schon nach wenigen Minuten ist der erste Halt angesagt. Es sind Weisswangengänse, aber auch Graugänse, Austernfischer, Schnatterenten und andere, die unsere Aufmerksamkeit beanspruchen, und das nicht nur dieses eine Mal. In weitem Bogen fahren wir zuerst nach Nordost, dann eher nach Nordwest, nach Oldsum. Dort habe ich wegen einer Umleitung kurz einige Orientierunsprobleme. Wir finden den richtigen Weg schnell wieder. Am Deich, kurz vor Dunsum, machen wir Mittagsrast und geniessen die auf dem Einheimischenmarkt gekauften Produkte.
Der nächste Halt findet in der Gaststätte „Zum Wattenläufer“ bzw. im Gartenrestaurant statt, wo es für mich einen Coup «Deichkieker» mit Vanille-, Baumnusseis, Pflaumenmus, Schokolsdesauce und Schlagrahm gibt. Er schmeckt vorzüglich.
In Utersum machen wir beim Touristik-Informationszentrum Halt. Ich habe mein Velo bereits abgestellt, als Magrit, ihr Rad schiebend, zu mir kommt. Am Boden neben ihrem Velo schleppt sie eine „Schlange“ nach – es ist die Kette. Sie ist gerissen. Kette habe ich keine dabei, aber im Info-Zentrum bekommt Margrit die Auskunft, dass in Utersum eine Fahrradwerkstatt existiert. Also nichts wie hin. Die Werkstatt öffnet erst in einer Dreiviertelstunde. Wir warten. Pünktlich um zwei erscheint der Inhaber. Er erklärt uns aber sehr sec, dass er heute keine Reparaturen ausführe, da er heute allein im Betrieb sei. Er ist aber bereit, uns eine Velokette zu verkaufen. Montieren muss ich sie selbst, was mir nach einigen vergeblichen Versuchen gelingt. Meine Hände sind schwarz und klebrig. Die Frage nach einem Lavabo mit Seife beantwortet der „freundliche“ Geschäftsmann so, dass er eine Spraydose zur Hand nimmt, mich auffordert, meine Hände hinzuhalten, diese einsprayt und mir einen Lappen in die Hand drückt, um den Schmutz, der sich nun leicht von der Haut löst, abzuwischen. Die Fahrt kann weitergehen.
Nun muss endlich ein Bad in der Nordsee her. Warm genug ist es, und Zeit haben wir auch genügend. Als wir das nächste Mal an den Strand kommen, ergreife ich die Gelegenheit. Aber das Wasser ist weit draussen, am Vormittag wäre dieses Vorhaben angebrachter gewesen. Nun wandere ich halt in Badehose etwa hundert Meter bis zum Wasser und dann nochmals ein paar hundert Meter weiter, bis ich wirklich schwimmen kann. So wenig tief ist hier das Meer. Die Abkühlung tut gut. Bis ich wieder bei Margrit zurück bin, bin ich weitgehend trocken, denn der ständig wehende, warme Wind lässt das Wasser auf der Haut schnell verdunsten.
Nach dieser Erfrischung, die nur ich geniessen konnte, geht unsere Inselrundfahrt weiter. In Nieblum machen wir einen Zwischenhalt, um die grösste Kirche der Insel, den sogenannten Friesendom, von aussen zu betrachten. Es handelt sich hier um ein mächtiges Backsteingebäude. Ausserdem sind wir von den schmucken Wohnhäusern, ebenfalls aus Backsteinen gebaut, mit schilfbedeckten Dächern, begeistert. Vielfach sind ihre Bewohner darauf bedacht, sie wunderschön herauszuputzen und mit Blumen zu schmücken.
Der Weiterweg gestaltet sich etwas schwieriger, weil wir nun viele sandige und kiesbedeckte, enge und kurvenreiche Wege fahren müssen. Aber es reicht noch, vor der Abfahrt der Fähre in Wyk ein Bierchen zu trinken und den Touristenstrom, der sich auf der Einkaufsstrasse der Insel tummelt, zu beobachten.
Während der Rückfahrt wird uns bewusst, das dass für lange Zeit die letzte Seefahrt sein wird. Wir geniessen sie.

Donnerstag, 26.07.2018: Velofahrt Dagebüll – Flensburg (61 km)

Heute steht eine längere Velofahrt quer durch Schleswig-Holstein an, von Dagebüll nach Flensburg. Ein heisser Tag und Ostwind sind angesagt. Wir haben uns eine Landkarte besorgt und den Verlauf unserer Fahrt einigermassen geplant. Wie es allerdings mit Radwegen steht, dass können wir der Karte nicht entnehmen. Und so fahren wir frühzeitig los.
Wir kommen trotz Gegenwind zügig voran. Die Radwege sind gut markiert und führen im Zickzackkurs durch die ebene Landschaft. Sie ist geprägt durch viele Getreideäcker, Viehweiden und riesige Windparks. Der Wind treibt die vielen Propeller der Windtürme kräftig an, und wir müssen immer wieder heftig dagegen ankämpfen.
So erreichen wir Flensburg schon am früheren Nachmittag. Das Quartier, das wir als erstes durchfahren, sieht ziemlich heruntergekommen aus. Viele junge Männer sind auf der Strasse, die orientalische aussehen uns sich nicht auf Deutsch unterhalten. In einem Handyladen mit angeschlossenem Internet-Café versuche ich wieder einmal meine in einem Supermarkt gekaufte SIM-Garte zu aktivieren, aber vergebens. Der Mann hinter der Theke spricht nur wenig Deutsch, kann mir aber wenigstens sagen, wo ich vorbeigehen kann, um mein Problem zu lösen. Dort klappt es dann wirklich.
Wir sind erstaunt über die vielen historischen Bauten, besorgen uns in der Tourismus-Information einen Stadtplan und gehen mal zuerst unseren Flüssigkeitsbedarf stillen. Dann begeben wir uns in die Bahnhofstrasse und beziehen unsere einfache Unterkunft, die überraschenderweise über Dusche/WC im Zimmer verfügt. Und nun können wir uns wieder fein schön machen für den abendlichen Ausgang.
Ein tolles Nachtessen in einem guten Restaurant am Hafen, nämlich ein Labskaus, rundet den Tag wunderschön ab.

Freitag, 27.07.2018: Velofahrt Flensburg – Schleswig (46 km)

Nach dem etwas weniger reichhaltigen Frühstück in unserm einfachen Hostel fahren wir mit unseren Rädern zum Bahnhof, weil wir dort die Wegweiser für den auf unserer gekauften Karte eingezeichneten Radweg nach Schleswig vermuten. Unser Vermutung stellt sich als goldrichtig heraus. Problemlos erreichen wir die ausgeschilderte Strecke über einen steilen Serpentinenweg, das Velo schiebend. Ebenso problemlos schaffen wir die ersten paar Kilometer, bis wir bemerken, dass wir irgendwie ins Abseits geraten. Wenn wir weiterhin diesen Schildern folgen, kommen wir nie nach Schleswig. Also fahren wir ein Stück zurück, nehmen einen anderen Weg, der auch markiert ist, und stehen plötzlich im Wald, nur noch ein Weg, der wie ein Wildwechsel aussieht, vor uns. Also wieder umkehren und zurück auf die Haupstrasse nach Schleswig. Und der folgen wir nun auf einem Radweg, getrennt von der Fahrbahn der Autos.
Aber dieser Radweg ist auch mal zu Ende. Wir folgen wieder den Radweg-Markierungen. Schon wieder werden wir auf Natursträsschen, Wald- und Wiesenwegen durch die Gegend geschleust, aber diesmal stimmt die Linienführung mit der Karte überein. Es ist heiss, und der Gegenwind macht uns das Fahren auch nicht leichter. Eine Automobilistin, die uns nach dem Weg fragen will, schafft es im weiteren Gespräch, uns wieder zu motivieren, indem sie uns erklärt, wo es in Schleswig die besten Fischspezialitäten und die köstlichsten Eisbecher gäbe. Und sie muss es ja wissen, denn als sie sich aus ihrem Auto schält, erkennen wir die Wirkung der gelobten Speisen.
So nach und nach kommen wir unserem Ziel näher. Und wie wir dann in den Stadtweg in Schleswig einschwenken, ist eilig ein grosses Alsterwasser bestellt und auch bald geleert. Die Touristeninformation finden wir schnell, wo wir uns über den Standort des vorbestellten Zimmers erkundigen und einen Stadtplan besorgen. Der Zufall will es, dass gerade der Journalist Ove Jensen zur Stelle ist und uns zu unseren Ferien-Erfahrungen interviewen will. So geben wir ihm bereitwillig Auskunft und lassen uns mit unseren Velos ablichten.
Die Wartezeit bis zum Zimmerbezug im Hotel überbrücken wir mit einem weiteren Schub Flüssigkeitszufuhr in einem Biergarten. Und danach geniessen wir den Abend, indem wir von den nachmittags gelobten Speisen in den ebenso gelobten Lokalen kosten und uns dabei intensiv mit einer einheimischen Dame unterhalten. Die Mondfinsternis verpassen wir als Folge der zunehmenden Schläfrigkeit und der späten Dämmerung.

Samstag, 28.07.2018: Bahnfahrt Schleswig – Hamburg
Die Schlagzeile des Tages… ja sogar unserer Veloreise: 

In den Schleswiger Nachrichten erscheint unser Foto mit einem Beitrag über unser Befinden.

Bevor wir zum Bahnhof fahren, statten wir dem Schleiufer und dem Schloss Gottorf einen Besuch ab. Da finden wir zufälligerweise einen Gedenkstein, der an die Opfer einer rechtslastigen Revolution gegen die Weimarer Republik erinnert, und eine Zusatztafel, die daran erinnert, dass auch auf der Seite der Anhänger der Republik Opfer zu beklagen waren und dass dieses Ereignis im Laufe der Jahre je nach politischer Ausrichtung der jeweiligen Regierung eben unterschiedlich gewichtet wurde. Wir sind uns einig, auch Schleswig ist ein Besuch wert.
Den Bahnhof erreichen wir über einen schattigen Naturweg, was wir angesichts der herrschenden Hitze sehr begrüssen. Margrit löst die Fahrkarten.
Problemlos erreichen wir den Hauptbahnhof Hamburg. Und da herrscht ein Gedränge, durch das wir mit unseren voll bepackten Velos irgendwie die S-Bahn nach Altona finden müssen. Denn dort ist unser Hotelzimmer reserviert. Verschwitzt und ziemlich genervt kommen wir an und müssen an der Rezeption erfahren, dass für unsere Fahrräder kein Raum zur Verfügung stünde. Ich reagiere darauf so, dass ich von Stornierung und der Suche nach einer anderen Unterkunft rede. Am DB-Schalter erfahre ich, dass auch die deutsche Bahn in Hamburg keine bewachten Fahrradständer betreibe. Auf dem Platz vor dem Bahnhof steht zum Gück ein abschliessbarer Veloraum, für dessen Benützung ein Telefonanruf an eine bestimmte Nummer zu machen sei. Aber da meldet sich niemand. Also kehre ich an die Rezeption zurück, und siehe da, man hat eine Lösung für unser Prolem gefunden. Ich darf die Velos in einen unbenutzten Sitzungsraum stellen. So können wir glücklich unsere Zimmer beziehen, und eine kühle Dusche lässt die Emotionen wieder herunterfahren.
Als wir wieder schweissfrei und abgekühlt sind, gehen wir auf einen Erkundungsspaziergang an die Elbe. Zuerst muss mal ein kühles Alsterwasser herhalten. Zwar drohen von Südwesten Regen, Blitz und Donner, wir kümmern uns aber zu wenig darum. Unser Spaziergang verläuft schön der Elbe entlang Richtung Osten. Die letzten Restaurants und öffentlichen Gebäude haben wir schon länger hinter uns gelassen, da ändert der Wind seine Richtung, wird heftiger und wirbelt Staub und allerlei Dreck auf. Die ersten schweren Tropfen fallen vom Himmel. Wir kommen zu einem modernen Gebäude mit grossen Fenstern und Tischen, einem Tresen im Innern. Da finden wir sicher Schutz vor dem drohenden Unwetter und bekommen einen Drink, denken wir. Ein junges Paar mit Bébé steht vor der Tür und teilt uns mit, dass da eine geschlossene Hochzeitsgesellschaft zu Gast sei. Also wird nichts aus unseren Wünschen. Wir eilen weiter, schon ein bisschen nass und finden nahe bei einer Bushaltestelle zusammen mir ein paar jungen Leuten einen Unterstand. Ein Bus kommt schon bald, aber der ist derart voll, dass es wirklich unmöglich ist, noch Platz zu finden. Wir stehen jetzt hinter einer Plakatwand, die uns vor dem Regen schützt. Ein Versuch, den Bus in der Gegenrichtung auf der anderen Strassenseite zu erreichen, misslingt, da der Fahrer abfährt, bevor wir ihn erreicht haben. Es regnet immer heftiger. Wir stellen uns in eine Tiefgarageneinfahrt mit minimalem Schutz, und werden nässer. Endlich taucht wieder ein Bus auf, und wir können uns noch gerade hineinzwängen, da wir als erste an der Türe sind. Hinter uns bleiben einige Leute im Regen stehen. Beim Altonaer Rathaus steigen wir aus und suchen Unterschlupf in einem Restaurant, und das für längere Zeit, da der Regen andauert.

Im Verlaufe des späteren Abends statten wir dem St. Pauli-Viertel mit der Reeperbahn einen Besuch ab. Aber da sieht es zum Teil schmutzig und heruntergekommen aus – wenig anmächelig.

Sonntag, 29.07.2018: Besichtigung Hamburgs

Heute stehen wir früh auf, denn jeden Sonntag ab fünf Uhr ist Fischmarkt in Hamburg. Den wollen wir uns nicht entgehen lassen. Vor sieben Uhr, nach der Dusche, gehen wir ohne Frühstück los. Mit der S-Bahn fahren wir bis Reeperbahn und marschieren zum Fischmarkt. Schon da kommen uns Leute mit Fruchtkörben, gefüllten Plastiktaschen und Kartons voller Zimmerpflanzentöpfe entgegen. Eine riesige Menschenmenge flaniert den unzähligen Marktständen entlang. Da und dort bilden sich vor einzelnen Ständen Menschentrauben. Hier ist ein Händler, der seine Waren zu äusserst günstigen Preisen anbietet. Da werden Südfrüchte ganz verschiedener Arten marktschreierisch in Körbe oder fangfrische Fische in Plastiksäcke oder Pflanzentöpfe in Kartons abgefüllt und zu Scleuderpreisen an Interessenten abgegeben. Für uns ist es allerdings keine Option, hier zuzuschlagen. Transport oder Verwertung dieser Waren kommen für uns nicht in Frage. Aber eine raffinierte, kleine Saftpresse für Zitrusfrüchte kaufen wir uns dennoch. Zudem haben wir noch nicht gefrühstückt, und so liegen auch noch zwei frisch gepresste Orangensäfte, ein frisches Crevettenbrötchen, ein Pfund türkische Zuckeraprikosen und zwei Kaffees drin.
Anschliessend kümmern wir uns um Tickets für die zweistündige Hafenrundfahrt. Die beginnt um 10.15 Uhr und führt u.a. durch die Speicherstadt, verschiedene Docks, den Container-Hafen und zu den Anlegestellen der grossen Kreuzfahrtschiffe. Es ist sagenhaft imposant, was alles auf den Ozeanen hin und her bewegt wird und was für riesige Schiffe dazu eingesetzt werden. Die locker und oft auch etwas bissig kommentierte Rundfahrt gibt aber einen guten Einblick in die Geschichte und Problematik des Hochseehafens Hamburg. So ganz nebenbei erfahren wir auch noch, das die MSC-Reederei, weltweit zweitgrösstes Unternehmen in dieser Sparte, im Hochseeland Schweiz beheimatet ist.
Danach sehen wir uns im Portugiesenviertel um, essen Tapas und beschliessen, dort unser Abendessen einzunehmen. Der „Michel“, das Wahrzeichen Hamburgs ist unser nächstes Ziel. Wir sehen uns die Kirche an, steigen aber nicht auf den Turm.
Nun ist eine Ruhepause angesagt, und wir kehren ins Hotel zurück. Anschliessend führt uns unser Spaziergang zum Johanni Kirchturm, der bei der Bombardierung Hamburgs 1943 stehen blieb und heute als Gedächtnis-Monument für die Naziherrschaft und deren Folgen Zeugnis ablegt. Wir fahren mit dem Lift hoch und bestaunen die Ausmasse Hamburgs und seines Hafens von oben.
Auf dem Rathausplatz ist gerade ein grosser Event im Gang. Da erfolgt der Zieleinlauf des Hamburger Iron Man. Die Stimmung ist fantastisch. Wir sehen wahrscheinlich die Athletinnen und Athleten der hinteren Regionen einlaufen, die vom Speaker und ihren Fans frenetisch bejubelt werden.
Den Abend lassen wir im portugiesischen Viertel ausklingen bei einem feine Essen, natürlich Fisch, und mit einem Ehepaar aus Malters, das gerade am selben Tissch isst und an einer Kreuzfahrt ans Nordkap teilnehmen wird. So gibt es viel zu erzählen.

Montag, 30.07.2018: Hamburg und Nacht der Heimreise
Schon am Morgen ist es warm in unserem Zimmer. Wir verlassen es früh und sind erstaunt, wie wenig Leute unterwegs sind. In einer nahen Bäckerei, die ein paar Tischchen draussen vor dem Laden stehen hat, bestellen wir uns zwei Kaffees sowie zwei Brötchen mit Butter und Käse und geniessen diese und die leicht kühlere Luft hier in der Fussgängerzone.
Danach ist Sagoschen und Rucksack packen angesagt. Mit Ausnahme einer Schokolade, die im Kühlschrank eventuell zur Freude des Zimmerpersonals liegen bleibt, kommt alles mit. Mit der Rezeptionistin vereinbare ich, dass wir unser Gepäck und die Velos im Hotel bis heute Abend deponieren können.

Für ein Besichtigungsprogramm im Stadtzentrum ist es einfach zu heiss. Deshalb einigen wir uns auf eine Kursschifffahrt nach Finkenwerder, machen dort einen Spaziergang in einem Park, führen uns die nötige Flüssigkeit wieder zu, kaufen noch ein paar Sachen für die Heimreise ein und fahren dann mit dem Kursschiff zurück zu den Landungsstegen. Von dort nehmen wir die U-Bahn zum Rathaus, gehen zu Fuss darauf zur Innenalster und geniessen dort den Schatten und die kühlende Frische des nahen Wassers. Ein Eisbecher und ein kühles Getränk lassen uns die herrschende feuchte Hitze vergessen.
Frühzeitig sind wir wieder zurück im Hotel, wo wir unser Gepäck und die Fahrräder herauslösen. Nun geht es mit der S-Bahn problemlos zum Hauptbahnhof, wo unser Zug um 20.46 Uhr abfahren sollte. Auf der Anzeigetafel werden bereits zwanzig Minuten Verspätung angekündigt. Zudem wird über den Lautsprecher verkündet, dass ein Wagen fehlt und dass zwei weitere Wagen unbenutzbar seien. Ich habe den Eindruck, dass genau der Wagen fehlt, in dem die Plätze für unsere Velos reserviert sind, was sich dann glücklicherweise als Irrtum herausstellt. Aber der Stress ist riesig, wollen doch mehrere Personen ihre Räder einladen, der Zug ist verspätet und wir müssen mit unserem Gepäck, je zwei Sagoschen, einem Rucksack und einer Lenkertasche, in den vordersten Wagen gelangen, denn dort sind unsere reservierten Plätze. Aber wir schaffen’s: etwa fünf Wagen weit auf dem Perron, die anderen fünf Wagen durch die anderen Passagiere mit ihrem Gepäck. Ich habe es einfach nicht mehr geschafft, unsere Räder abzuschliessen und meine Zwischenverpflegung ist im Helm liegen geblieben. Ich kann das allerdings später noch in Ordnung bringen.
Es ist jetzt kurz nach zehn, draussen ist es dunkel und der Zug rast durch die Nacht.

Dienstag, 31.07.2018: Ankunft zu Hause
05:15 Uhr, wir rasen zwischen Offenburg und Freiburg im Breisgau durch die Nacht, da erscheint der Zugschaffner in unserem Wagen und macht die Abschlusskontrolle. Anlässlich der anschliessenden Durchsage per Lautsprecher kündigt er den bevorstehenden Halt in Freiburg an, gibt durch, dass wir gerade durch Badisch Kalifornien fahren, und erwähnt, dass wir uns einer EU-Aussengrenze nähern und die nötigen Ausweispapiere bereithalten sollen. So nimmt unsere Velotour langsam ein Ende. Schon bald werden wir die Schweiz erreichen, und dann wird uns der Alltag wieder einholen. Unsere Reise per Zug, Velo und Schiff wird uns aber in guter Erinnerung bleiben.

Schwarzwald und Kaiserstuhl per Velo

27.08.-01.09.2016
Ich mache mich allein auf den Weg, da Margrit mit Judith nach New York fliegt.
Samstag, 27.08.: Sempach Station – Wutöschingen (90 km)
Tagwache ist um 02:30 Uhr. Ich darf die beiden Damen zum Airport Zürich bringen. Theoretisch müssten sie um 04:45 Uhr dort sein, mindestens wird das von den Fluggesellschaften, die in die USA fliegen, so vorgeschrieben. Kurz nach drei sind wir bei Judith. Die vorgeschriebene Eintreffenszeit schaffen wir nicht ganz, aber die beiden werden dennoch abgefertigt.
Auf dem Rückweg besorge ich mir beim Tankstellenkiosk der Raststätte Neuenkirch ein kleines Zöpfli. Zuhause angekommen, geniesse ich das Zmorge aus Milch, Zöpfli und Frischkäse mit der neuen Zeitung. Der Abfall ist noch zu entsorgen, das Zmorgegeschirr muss abgewaschen werden, und verschiedene andere Aufgaben sind noch zu bewältigen, bevor ich dann die Velokleider anziehe. Kurz vor halb acht erfolgt der Start.
Dem linken Ufer des Sempachersees entlang erreiche ich zügig Sursee. Ich folge dem Sure-Radweg bis nach Suhr. Hier tanke ich das erste Mal: ein Fläschchen aromatisiertes Wasser vom Migros. Nun  erwische ich einen falschen Weg und komme nach Lenzburg. Aber der Fehler ist schnell korrigiert, bald ist der Aare-Radweg erreicht.
Am Klingnauer Becken kommt mir eine Gruppe Ornithologen entgegen. Aber ich kenne niemanden. Ein Nachzügler begrüsst mich dann mit Namen. Es ist René, der mit den Mitgliedern eines FOK (Feldornithologie-Kurs) heute eine Exkursion hierher leitete. Wir reden etwas miteinander, bis seine Gruppe plötzlich ausser Sichtweite ist. Ich beobachte auch noch einige Zeit mit dem Feldstecher und sehe u.a. viele Rostgänse, grosse Brachvögel, Schnatterenten, Kormorane, Reiherenten…
Bei Koblenz fahre ich über die Grenze, schaue mir beim Vorbeifahren Tiengen etwas genauer an, bestelle in einem Eiscafé ein Eiskaffee und einen halben Liter Eiswasser, besorge mir in einer Buchhandlung noch den bikeline-Führer zum Südschwarzwald-Radweg und beschliesse, in Lauchringen zu übernachten, da dort ein Freibad ist. Aber am ersten Ort ist zu wegen Ferien, den zweiten und dritten Ort verpasse ich. So habe ich Lauchringen hinter mir, und zurück fahre ich nicht gerne. Im nächsten Dorf, in Horheim ist das Hotel erst ab 17 Uhr offen. Ich beschliesse zu warten, setze mich in den Schatten und schreibe an diesem Bericht. Endlich fährt ein Paar mit Auto zu, aber es sind nicht die Wirte. Ich warte geduldig weiter, bis ein nächstes Autu zufährt mit dem Wirtepaar. Aber ich erhalte die Auskunft, dass kein Einzelzimmer mehr frei sei. Also fahre ich weiter nach Wutöschingen, wo gemäss Führer ein Hotel mit chinesischem Namen steht.
Das Hotel zu finden ist keine Kunst. Das Outfit macht den Sachverhalt klar. So finde ich eine saubere und gediegene Unterkunft in Wutöschingen. Nach der Dusche gehe ich zum Nachtessen in die Gaststube, und da wird ein Buffet mit lauter chinesischen Speisen zu einem günstigen Preis angeboten, wirklich fantastisch.
Nach einem kurzen Abendspaziergang im Dorf gehe ich bald schlafen.
 
Sonntag, 28.08.: Wutöschingen – Bonndorf (31 km, mit vielen Steigungen)

Der Tag beginnt nach gutem Schlaf schlecht. Um halb acht ist das Morgenessen nicht bereit, der chinesische Koch will acht Uhr verstanden haben. Als ich zum Velo komme, hat es vorne einen Platten. Der Schlauchwechsel geht zügig vonstatten, aber das Pumpen mit der kleinen Notpumpe macht Mühe. Zuletzt geht es doch, der Luftdruck ist einfach zu niedrig. Beim Überfahren von Kanten und Steinen schlägt die Felge auf. Nahe der Ausfahrt aus dem Dorf ist ein Schlauchautomat, wo man verschiedene Veloschläuche für acht Euro herauslassen kann. Ich besorge mir in einer nahen Bäckerei, die offen hat, das nötige Münz. Man weiss ja nie! Vielleicht ereignet sich erneut eine Panne. Frohen Mutes werfe ich die Münzen ein und drücke den richtigen Knopf, aber nichts geschieht. Und der Knopf, um die Geldstücke wieder herauszuholen, funktioniert auch nicht: Acht Euro zum Teufel! Ich bringe noch einen Kleber am Automaten an, dass er leer sei, packe die einzige Visitenkarte ein, die sich an der Ladentür befindet und steige mit dem Vorsatz aufs Velo, dem Automatenbesitzer ein E-Mail zu schreiben. Schläuche wollte er wohl verkaufen, aber der Kasten ist leer und eine Pumpe hat er auch nicht vor seinem Laden draussen. Als es dann zu streng wird mit Trampen, starte ich einen zweiten, erfolgreicheren Pumpversuch, und der klappt besser. Jedenfalls kann ich jetzt problemlos auf Naturstrassen fahre.
Die Fahrt ab Grimmelshofen hinauf nach Bonndorf zehrt an meinen Kräften. Mehrere Pausen, gelegentliches Schieben des Rades und viel, viel Wasser von Brunnen unterwegs verhelfen mir zum Erfolg.
Beim ersten Halt vor einer Herberge ist niemand da. Die zweite Nachfrage nach einem Zimmer ist dafür doppelt erfolgreich. Vor dem Gasthaus zum Kranz steht ein Car aus Beromünster. Im Restaurant sitzen viele Leute und bekommen gerade das Dessert serviert. Ich schaue mir die Leute nicht so genau an, als plötzlich eine Männerstimme hinter mir ertönt: „Peter, was machst denn du hier?“ Der Fragende ist Hugo von Sempach. Ich frage zurück, was er hier treibe, und es stellt sich heraus, dass es der Männerchor Sempach ist, der heute mit Partnerinnen seinen Jahresausflug unternimmt und hier im Kranz zu Mittag isst. Nun kenne ich natürlich mehrere Leute, und das hat ein grosses Hallo zur Folge. Damit erfolgt bereits die zweite Begegnung mit Bekannten auf meiner Tour. Gibt es noch weitere Begegnungen?
Nach verschiedenen Gesprächen, einem gemeinsamen Lied (Bajazzo), einem Bier zum Anstossen und Verabschiedung von allen ist jetzt Duschen angesagt. Den Rest des Nachmittags verbringe ich in der wunderschön angelegten Badi von Bonndorf. Das Nachtessen, ein Wildvoressen mit Spätzle, Preiselbeerkompott und Salat gibt mir wieder Energie für den morgigen Tag.
 
Montag, 29.08.: Bonndorf – Kirchzarten (68 km, mit vielen Steigungen und einer langen und rasanten Abfahrt)

Nach einem reichhaltigen Zmorge fahre ich diesmal problemlos weg. Zuerst verpasse ich zwar den Einstieg auf den richtigen Weg. Aber eine freundliche Dame, die mit ihrem Hund unterwegs ist, beschreibt mir die Route zum Einstieg sehr genau. Schnell finde ich den richtigen Radweg, und nun geht die Post ab. Ich komme zügig voran. Im Wald hoppelt mir ein Hase über den Weg und etwas später noch ein Eichhörnchen. Ich gelange auf den Bähnle-Radweg, der teilweise auf einem alten Bahntrassee und teilweise daneben verläuft. Alte Bahnhöfe zeugen von der historischen Bahnverbindung. Sie sind heute in Privatbesitz, und ihre Eigentümer haben sie ihren Vorstellungen entsprechend ausgestattet.
So gelange ich nach einigen Fotohalten nach Titisee. Gerade bei der Einfahrt ist ein Veloverleih mit angeschlossener Werkstätte. Jetzt kann ich mein Rad auf Vordermann bringen lassen. Ich kaufe mir einen neuen Schlauch, lasse die Kette ölen und die Reifen richtig pumpen.
Am Quai mache ich einen Halt, um den See und die Promenade zu fotografieren. Die halbe Weltbevölkerung ist hier versammelt und geniesst den Urlaub. Souvenir- und andere Läden sowie eine Unmenge von Restaurants und Imbissbuden säumen den Quai. Hier muss ich nicht bleiben. Und da immer noch die Sonne fehlt, ist auch ein Bad im See zu wenig attraktiv. So fahre ich weiter nach Hinterzarten. Hier ist nicht klar, ob das Wetter hält. Auf einmal beginnt’s zu nieseln. Zum Glück komm ich irgendwie mit dem Reservationssystem der Hotels und Pensionen nicht zurecht, und direkte Versuche auf dem Velo sind ebenfalls nicht erfolgreich. Zudem hört es auf zu nieseln. Ich beschliesse weiterzufahren.
Das nächste Ziel ist Kirchzarten, 22 km weiter, mit happigen Steigungen. Ich steige mehrmals vom Velo und schiebe. Im Gasthaus Engel, schon recht weit oben, bestelle ich mir eine Flasche kalten Wassers und einen Eiskaffee. Darauf geht’s weiter: fahren, schieben, fahren… Und plötzlich ist die Sicht frei auf den Feldberg. Mein Höhenmesser zeigt 1286 m an. Ab hier wird nur noch gefahren, vorerst noch etwas mühsam, aber dann immer rasanter. Und die Talfahrt ist wirklich rasant. Hie und da denke ich: Wie verhalte ich mich, wenn die Bremskabel reissen? Was geschieht, wenn etwas bricht am Velo? ….
Aber alles geht gut. Ich erreiche Oberried und wähle hier eine vom Routenplaner abweichende Variante, um nach Kirchzarten zu gelangen.
Die Suche nach einer Unterkunft ist nicht ganz einfach. Der Löwen hat heute geschlossen, ebenso Die Alte Post. Das Black Forest Hostel ist nur nach einigem Hin und Her zu finden, aber schon komplett. Der Besitzer telefoniert aber liebenswürdigerweise einer Frau Zähringer in der Katharina-Elisabeth-Strasse, und die hat noch freie Zimmer. So fahre ich hin und werde schon erwartet. Ich kann das Zimmer gleich beziehen, im Keller unten duschen und im Garten bei einem Bier diesen Bericht schreiben. Frau Zähringer bemüht sich sehr darum, dass es mir wohl ist.
Zum Nachtessen gehe ich in die Fussgängerzone. Im Spritzenhaus finde ich einen Tisch mit einem Spiegel lesenden Herrn. Er lässt sich nicht zu einem Gespräch verleiten. Als er sich verabschiedet, meint er noch: „Jetzt haben Sie den Tisch für sich.“ Schon bald fragt aber ein älteres Ehepaar, ob es sich zu mir setzen dürfe. In kürzester Zeit sind wir in ein anregendes Gespräch verwickelt, die Zeit vergeht wie im Fluge. Die beiden Leben in Greifswald, verbringen ihren Urlaub hier in ihrem Wohnmobil auf dem Campingplatz und sind in Kirchzarten, weil ihre Tochter hier lebt. Als dann ihr Essen serviert wird, mache ich mich auf den „Heimweg“.
Der heutige Tag war anstrengend, ein bisschen Ruhe tut gut. Dummerweise habe ich nach dem Essen einen Espresso getrunken. Ich finde den Schlaf lange nicht.
 
Dienstag, 30.08.: Kirchzarten – Bad Krozingen über den Kaiserstuhl (68 km)
Am Morgen bin ich schon früh munter. Da Frau Zähringer ebenfalls schon auf ist, gibt es schon um sieben Frühstück. So bin ich kurz nach halb acht abfahrbereit. Ich verabschiede mich von meiner sehr aufmerksamen und besorgten Gastgeberin und fahre recht rassig Richtung Freiburg. Am Stadtrand wird es etwas schwieriger, den richtigen Weg einzuschlagen. Jedenfalls lande ich, nachdem ich mit den Tramschienen nicht optimal zurecht kam, auf dem Domplatz. Die Sonne beginnt hier gerade Ihr ersten Strahlen auf den Platz und die umliegenden Gebäude zu werfen, die Bauern und ihre Helferinnen legen ihre Produkte auf den Markständen zurecht, und erst ganz wenige Käufer sind unterwegs. Ich suche das Tourismus-Büro und finde es problemlos beim Franziskanerplatz. Dort kaufe ich mir eine Karte mir den Velorouten im und um den Kaiserstuhl. Nun suche ich eine mir zusagende Stecke, die von Bahlingen nach Vogtsburg führt. Allerdings nun den Einstieg zu finden, macht mir sehr grosse Mühe. Entschädigt für die lange Suche nach dem Weg werde ich dadurch, dass genau zu der Zeit, als ich auf einer Brücke über einen Bewässerungskanal stehe, ein Eisvogel darunter durchpfeilt. Das blau leuchtende Gefieder und der schnelle geradlinige Flug sind unverkennbar
Baustellen und Umleitungen erschweren den Einstieg. Endlich erreiche ich dieses Bahlingen doch noch. Mir steht schon bald ein gepfefferter Aufstieg bevor. Gerade so lang und so steil habe ich mir das nicht vorgestellt. Ziemlich weit unten treffe ich ein älteres Paar aus Bremerhaven mit E-Bikes. Wir reden ein paar Worte miteinander und tauschen uns über bevorstehende und gemachte Touren aus.
Die Weiterfahrt bzw. das Weiterschieben stellt sich nun als recht happig heraus. Der Anstieg ist sehr steil und endlos. Nirgends ist ein Ende zu erkennen, da die Strasse durch den Wald verläuft, was allerdings bezüglich Schatten spenden vorteilhaft ist. Ziemlich am Ende meiner Kräfte erreiche ich die Schellinger Höhe, wo ich in einen süssen Apfel beisse und mir noch zwei Zwetschgen und eine Aprikose vom mitgenommenen Vorrat zusammen mit viel Wasser zuführe. Nun bin ich für die Abfahrt hinunter nach Vogtsburg bereit. Allerdings unterbreche ich sie einige Male, um Fotos zu knipsen, denn die Aussichten und die Landschaft sind wirklich einmalig.
In Breisach angekommen, belohne ich mich mit einem Schwarzwaldbecher und einem halben Liter Wasser in einem Strassencafé: herrlich! Zudem studiere ich nun die Karte: Wohin soll es gehen? In der Nähe von Hartheim lockt ein Badesee. Und vielleicht findet sich da auch eine Unterkunft.
Die Abkühlung im See tut sehr gut. Ich nehme ein ausgiebiges Bad, lasse mich anschliessend von der Sonne trocknen und steige wieder in meine ebenfalls getrockneten Velokleider. In Hartheim finde ich keine Hinweise auf eine bestehende Unterkunft. So fahre ich durch bis Bad Krozingen und frage im Tourismus-Büro nach einer Unterkunft. Die Dame am Desk bemüht sich sehr um mich, telefoniert herum und kann mir in kurzer Zeit ein Zimmer nach meinem Gusto vermitteln. Sie erklärt mir etwas später umständlich den Weg zum gewählten Hotel, ich verwechsle wieder mal rechts und links, erkenne aber die Verwechslung in vertretbarer Zeit und finde das Hotel doch noch, nicht ganz gemäss dem geschilderten Weg.
Duschen, Frisch machen, am Bericht schreiben, und schon ist Nachtessenszeit. Im gekühlten Gartenrestaurant des Löwen werde ich fündig und verspeise einen gemischten Salat, alles frisch zubereitet, und den Grossteil einer Portion Käsespätzle mit Röstzwiebeln. Dazu gehört ein grosses Pils. Und darauf geh ich schon bald schlafen. Den finde ich leicht.
 
Mittwoch, 31.08.: Bad Krozingen – Bad Säckingen über den Dinkelberg (88 km)

Schon ab sieben gibt es Frühstück. Das Buffet ist sehr reichhaltig.
Vor acht kann ich mich aufs Rad schwingen, wobei so schwungvoll geht es auch nicht mehr. Aber schnell bin ich auf der richtigen Route und komme zügig voran. Hie und da mache ich auch ein Foto oder betrachte eine der zahlreich am Wegrand stehenden Tafeln zu Natur- und Gewässerschutz oder zu Schutzmassnahmen gegen Hochwassergefahren. Nach der Wahl einer Wegvariante, die von der Normalroute über Basel abweicht, ist die Markierung des Wegs teilweise schlechter. Jedenfalls mache hie und da eine Zusatzschlaufe. Unterwegs lasse ich mich durch die viel weniger stark durch den Menschen beanspruchten Areale beeindrucken, ärgere mich aber oft auch über den Kehricht, der überall herumliegt oder über Neophyten, die riesige Flächen vereinnahmt haben.
Unterwegs pausiere ich hie und da, speziell nach gröberen Steigungen, und labe mich mit einem Schluck Wasser und/oder mit einem Apfel oder mit Studentenfutter.
Einige Kilometer vor meinem unterwegs gesetzten Ziel, Bad Säckingen, geht mir allmählich die Durchhaltekraft aus. Da sehe ich unten am Rhein jemand baden. Vielleicht würde mir das auch helfen, mich etwas zu erholen und mir wieder neue Energie zu geben. Ich fahre die recht steile Rampe zum Rhein hinunter, erkundige mich beim Radfahrerpaar, das sich hier aufhält über die Bademöglichkeit und stehe schon bald in der Badehose da. Ich beschliesse, mich etwas weiter rheinaufwärts ins Wasser zu begeben, um mich vom fliessenden Wasser dann wieder an meinen Standort treiben zu lassen.  An der Stelle, wo ich ins Wasser steigen möchte, spielen ein paar junge Leute Fussball. Wie mich dem Platz nähere, rollt ihr Ball auf mich zu. Ich spiele mit dem rechten Fuss den Ball zurück. Dabei fährt mir aber ein schneidender Schmerz in den grossen Zeh, und ich konstatiere, dass Blut aus einer recht grossen Wunde am Zeh fliesst. Da lag ein Stück Eisenzaun gut versteckt im Gras, und ein Draht davon hat sich beim Schlag auf den Ball in meinen Zeh gebohrt und eine massive Wunde verursacht. Ich begebe mich sofort ins kühle Wasser, was zur Folge hat, dass die Blutung abstellt. Genüsslich lasse ich mich die paar Meter hinuntertreiben und steige wieder an Land. Da setzt die Blutung erneut ein. So wiederhole ich das Prozedere und klage dem Manne, der sich als Wolfgang vorstellt, mein Leid. Er erklärt sich sofort bereit, meine Wunde zu verarzten, da er mal einen Hilfspflegerinnenkurs gemacht habe und sich mit solchen Situationen auskenne. Also hole ich aus meiner Apotheke verschiedene Wundpflaster und lasse den freundlichen Helfer gewähren. Seine Frau hat sich kurz vorher ebenfalls ins Wasser begeben und lässt sich weiter nach unten treiben. Wolfgang fordert mich auf, mich auf den Boden zu legen, den rechten Fuss in die Höhe zu strecken und übernimmt die Wundversorgung. Mit Haushaltpapier tupft er das Blut weg, kontrolliert, ob noch Fremdkörper in der Wunde sind und trocknet die Umgebung. Dann deckt er mit einem Pflaster die Wunde ab und schaut, dass die Klebflächen gut halten. Zwar verspüre ich immer noch etwas Schmerzen, aber die Blutung ist gestillt. Nachdem ich mich angezogen und wieder fahrbereit gemacht habe, verabschiede ich mich von Wolfgang mit dem besten Dank für die vorzügliche Betreuung. Er gibt mir gleich auch noch die Adresse des Hotels mit, das er und seine Frau letzte Nacht nutzten. So fahre ich direkt zur zentral gelegenen Unterkunft und bekomme dort problemlos ein Zimmer.
Nach dem Duschen und Umkleiden gehe ich zuerst in eine Apotheke um mir ein Desinfektionsmittel und geeignete Pflaster zu kaufen, denn bei der Hinfahrt hat die Wunde wieder zu bluten begonnen. Auf einem stillen Bänklein versorge ich sie und begebe mich anschliessend zum gemütlichen Teil ins Städtchen. Bad Säckingen ist eine wunderschöne Kleinstadt mit einem Schloss, einem Park, einer prächtigen Kirche und mit vielen restaurierten und mit Blumen verzierten alten Häusern. In einer Pizzeria geniesse ich eine Pizza, unterhalte mich mit einem Schweizer Ehepaar, das davon gehört hat, dass hier die Pizzas sehr gut und preiswert sind und geniesse den «Feierabend».
Die Nacht ist mühsam. Der grosse, rechte Zeh schmerzt stark, und ich habe immer Angst, dass er plötzlich wieder zu bluten beginnt. Unausgeschlafen stehe ich am anderen Morgen auf.
 
Donnerstag, 01.09.: Bad Säckingen – Koblenz (32 km)

Nach dem Morgenessen leiste ich mir, mich in Bad Säckingen etwas umzuschauen. Ich sehe mir noch die wichtigsten Bauwerke an.
Dann mache ich mich auf den Weg. Da meine grosse rechte Zehe sich immer wieder unangenehm bemerkbar macht, beschliesse ich schon bald, bereits in Koblenz den Zug Richtung nach Hause zu besteigen. In Waldshut mache ich einen längeren Zwischenhalt und besorge mir ein paar Mitbringsel für Margrit aus einem Reformhaus mit Bio-Produkten.
Dann nehme ich den letzten Hügel unter die Räder. Der Veloweg führt nämlich nicht einfach der Hauptstrasse entlang. Über die Rheinbrücke nach Koblenz erreiche ich wieder die Schweiz und mache mich auf den Weg zum Bahnhof. Mir bleibt genügend Zeit, ein Billett für mein Fahrrad zu lösen. Über Baden und Olten erreiche ich Sempach Station – zu Hause.

Von Zernez nach Venedig

Sonntag 23. August 2009: Sempach-Neuenkirch – Zernez mit dem Zug, Zernez – Il Fuorn per Velo

Der Start zu unserer Veloreise erfolgt mit dem Zug. Nach mehrmaligem, problemlosem Umsteigen treffen wir am Mittag in Zernez ein. Ab hier heisst es trampen. Zuerst verläuft unser Weg noch eben. Aber die Steigung beginnt schon sehr bald. Margrit muss bei der ersten heftigen Steigung absteigen und schieben. Es ist heiss und der Verkehr ist auch nicht ohne. Zudem versperrt uns eine Baustelle mit Rotlicht den Weg nach oben. Von 1896 Höhenmetern geht es zu unserem Verdruss wieder 200 Höhenmeter runter, zwar in rassiger Fahrt, aber eben, das muss nun wieder „erkrampft“ werden. Zum Glück ist es nicht mehr sehr weit, und wir haben unser Tagesziel, das Hotel Il Fuorn erreicht. Es liegt 1794 Meter über Meer. Wir bringen unser Gepäck auf das vorbestellte Zimmer und machen uns für eine Wanderung im Nationalpark bereit. Wir marschieren zum Parkplatz 7 und von da noch ein Tal hinauf (lieber zu Fuss als mit dem Velo!!!!). Wir geniessen die schöne Landschaft. Auf dem Weg bewundern wir die Bäume, einen „Steinkopf“ und die Murmeltiere. Im Hotel zurück machen wir uns frisch unter der Dusche. Draussen hat es Leute, die durch den Feldstecher ganz angestrengt die Umgebung absuchen. Was sehen sie wohl? Hirsche oder einen Bären??? Wir setzen uns ins Restaurant und bestellen unser Nachtessen. Peter geniesst Capuns mit Salat und Margrit einen Rüeblisalat mit Pistazien und Limetten. Dazu trinken wir einen feinen Wein. Alles schmeckt ausgezeichnet.
Wir sind heute 15,2 km gefahren.

Montag 24. August: Il Fuorn – Passo dal Fuorn – Müstair – Glurns und dem Etsch entlang nach Meran

Wir haben beide sehr gut geschlafen. Um 7 Uhr gehen wir zum Frühstück. Nachher packen wir fertig, und ab geht’s aufs Velo. Zuerst bergauf, aber nicht nur. Zwischendurch steigt es nicht so stark, so dass ich nicht nur schieben muss. Wir erreichen den Passo dal Fuorn viel schneller als wir geglaubt haben. Die Abfahrt ist rasant und schnell. In Müstair machen wir einen Zwischenhalt und besuchen die Klosterkirche Sankt Johann. Gleich nach Müstair fahren wir über die Grenze nach Italien. Kurz vor Glurns verpassen wir die Einfahrt in den Etschradweg. Der Umweg ist aber sicher nicht sehr gross. Nun sind wir zusammen mit sehr vielen andern Velofahrern unterwegs. Wir fahren durch Obstplantagen mit fast reifen Äpfeln: herrlich! Das Tal wird immer weiter. Die Berge auf beiden Seiten bleiben aber hoch. Es geht mehrheitlich bergab, aber es bläst uns ein starker Wind ins Gesicht! Der Etschradweg ist sehr gut markiert und wunderbar angelegt. Wir fahren am Zentrum von Meran vorbei, immer in Richtung Bozen. Auf der Suche nach einer Unterkunft sehen wir das Schild: “Biene**“. So finden wir unsere Unterkunft am Stadtrand von Meran, sogar mit Pool zum Schwimmen und Abkühlen. Nach dem Frischmachen gehen wir zu Fuss ins Zentrum von Meran. Auf dem Thermen-Kurplatz nehmen wir unser Nachtessen ein. Peter isst eine Pasta mit Pesto und Rosenblättern, Margrit geniesst Melone und Pfirsich. Dazu trinken wir einen Lagreiner. Wir geniessen noch etwas den Abend in Meran und fahren vom Theaterplatz mit dem Bus zurück zur “Biene“.
Wir sind heute 104,3 km gefahren.

Dienstag 25. August: Meran – Bozen –Kaltern – Auer –Trento – Romagnano/Matarello

Wir haben in der Pension “Biene“ sehr gut geschlafen. Nach einem feinen Frühstück und einem Schwatz mit Herrn Gruber fahren wir ab in Richtung Bozen, auf dem Etschradweg. Auf der Höhe von Bozen zweigen wir ab nach Kaltern. Auf ansteigendem Veloweg mit zwei Tunnels, früher wohl eine Bahntrasse, erreichen wir Eppan, kurz darauf, wieder nach einer Steigung, Kaltern. Auf dem Marktplatz ist Bauernmarkt. Wir kaufen Trauben und Zwetschgen für unser Mittagessen ein. Nachher geht es in rasanter Fahrt durch die Rebberge an den See. Wir verpassen eine Badegelegenheit und kommen so bei Auer an den Etschradweg zurück. Beim Mittagessen auf einem der schönen Rastplätze treffen wir eine Familie aus Ludwigsburg. Ihr Ziel ist ebenfalls Venedig. Unterwegs treffen wir mehrmals grosse Radlergruppen aus Deutschland. Im Laufe des Nachmittags gibt es immer wieder sehr viel Gegenwind. Wir fahren an Trento vorbei nach Matarello. Leider öffnet das Hotel erst um 17.30 Uhr. Solange wollen wir nicht warten. Darum fahren wir zurück nach Romagnano. Wir haben ein wunderschönes Zimmer in der Locanda de l’Arguta. Zum Essen müssen wir nach Matarello, was wir nach einer wohltuenden Dusche auch tun. Wir gehen zu Fuss. Der heutige Tag war sehr heiss. In einer Bar trinken wir ein Glas Wein und ein Bier. Nachher geht’s in die Pizzeria. Peter isst eine Pizza alta Adige mit Salat und Margrit einen gemischten Salat. Dazu trinken wir Wein.
Wir sind heute 107,2 km gefahren.

Mittwoch 26. August: Romagnano/Matarello – Verona

Auf geht’s nach einer erholsamen Übernachtung und einem feinen Frühstück. Was wird der Tag uns heute bringen? Sicher werden wir nicht frieren, denn Hitze kündigt sich an. Wir fahren auf dem Veloweg durch die Rebenlandschaft, der Etsch entlang. Teilweise sind die Rebbauern schon bei der Traubenernte. Bei Borghetto ist der Radweg plötzlich fertig. Wir finden keine Fortsetzung. Also heisst es, auf der Strasse weiterfahren. Wer behauptet, wenn man einem Fluss entlangfährt, ist alles flach, der liegt falsch. Auch heute geht es wieder in die Hügel. Wir fahren über Belluno, Canale, Rivoli nach Ponton. Hier wissen wir nicht mehr weiter. Wir halten einen Velofahrer an. Er fährt uns vor, nach oben, an den Etschkanal. Das wird mal ein Veloweg, wenn er fertig gebaut ist. Der Weg ist zwar abgesperrt, aber die Einheimischen wissen, dass man trotzdem fahren kann. Bei Bussolengo führt er uns an einem Brunnen zum Trinken. Da hat man eine tolle Sicht auf Pescantina. Weiter geht die Fahrt dem Kanal entlang. Kurz vor Verona treffen wir wieder auf die Etsch. Unser Begleiter verlässt uns, vorher sagt er uns aber noch, wie wir am besten in Verona einfahren. Wir fahren über die Ponte Castelvecchio. Da wir vom letzten Jahr her Verona etwas kennen, ist es nicht so schwierig, sich in der Stadt zurecht zu finden. Wir fahren zur Arena, von da in Richtung Bahnhof. Schon beim ersten Hotel finden wir ein Zimmer. Es ist das Hotel Sanmicheli, ein Zwei-Sterne-Hotel im Zentrum. Nach dem Duschen gehen wir in die Stadt und geniessen das Dolcefarniente. Es hat viele Touristen. Auf der Piazza delle Erbe setzen wir uns zu einem Apero. Nachher geht es zurück in die Nähe der Arena, in eine Seitengasse, zum Nachtessen. Peter geniesst Spaghetti fata alla casa con asino ragout und einen gemischten Salat. Margrit isst einen gemischten Salat. Dazu trinken wir, wie immer, einen feinen Wein.
Wir sind heute 101,5 km gefahren. 

Donnerstag 27. August: Verona – San Giovanni – Leniago – Badia Polesine

Nach einer etwas sehr lauten Nacht bekommen wir unser Frühstück erst um 8.00 Uhr. Dann geht’s los. Zuerst fahren wir zum Palio, um zu schauen ob Gigi, den wir letztes Jahr kennen lernten, da ist. Wir drehen eine Runde um den Palio, Gigi treffen wir aber nicht. Es ist niemand da. Also geht’s weiter. Wir erwischen die richtige Strasse. Es hat aber sehr viel Verkehr. In Ronco gehen wir Wasser einkaufen. Es ist sehr heiss. Nach Ronco müssten wir über eine Brücke. Da sehen wir eine Schotterstrasse auf dem Adigedamm. Wir beschliessen, das Risiko einzugehen und von der Strasse auf den Damm zu wechseln. Später stellt sich heraus, dass das ein sehr guter Entscheid war. Nach einigen Kilometern ist die Strasse neu gemacht, also eine Asphaltstrasse. Später lesen wir auf einer Tafel, dass hier ein Radweg von den Alpen bis zur Adria gebaut wird. Wir sind also etwas zu früh dran mit unserer Veloreise nach Venedig. Es ist unsäglich heiss. In Leniago fahren wir mit dem Lift vom Damm runter in die Stadt. Peter geht einkaufen. Er bringt Milch, eine Melone, Feigen und Pfirsiche. Wir setzen uns in einem Park in den Schatten und geniessen die feinen Sachen. Nachher geht’s mit dem Lift wieder hoch auf den Damm, und die Fahrt an der Sonne geht weiter. Eine Zeitlang geniessen wir noch den Asphaltweg. Später müssen wir wieder mit der Schotterstrasse vorlieb nehmen. Es wird immer heisser und heisser. Wir suchen den Schatten, aber der ist sehr rar. In Badia Polesine suchen wir ein Hotel. Wir finden aber nur ein Drei-Sterne-Park-Hotel. Wir schauen es uns von aussen an und beschliessen, trotz der Hitze, weiter zu fahren. Zuerst gehen wir aber in einer Bar kaltes Wasser trinken. Also wieder aus der Stadt hinaus und auf die Landstrasse. Kurz nach Stadtende kommt ein Wegweiser, der nach links zu einem Agriturismo zeigt. Kurz entschlossen zweigen wir ab. Nach etwa 500 Metern stehen wir vor einem alten Landsitz. Wir läuten. Eine etwas ältere, sehr gepflegte Frau öffnet uns. Wir bekommen ein Zimmer mit Frühstück für 55 Euro. Wir gehen mit ihr ins Haus. Das Haus hat hohe Räume und grosse Zimmer. Die Einrichtung ist dem Stil des Hauses entsprechend. Herrlich!!!! Heute ist wirklich ein Glückstag. Nach dem Duschen setzen wir uns in den Garten zu einem Glas Wein. Uns gefällt es hier sehr gut. Wir können hier auch essen. Die Besitzerin kocht persönlich. Peter bekommt als Vorspeise serviert: Verdure al Forno, dazu Papardelle mit geschnetzeltem Lammfleisch, nachher Patate con rosmarino, gefüllten Braten aus verschiedenem Fleisch, Geflügelfleisch mit Risotto und Speck, danach einen gemischten Salat. Zum Dessert gibt es ein Stück Kürbiskuchen, Kaffee Grappa Coretto, und das alles kostet 16 Euro. Margrit bekommt einen gemischten Salat und nachher eine Nektarine. Wir geniessen den Abend in einem herrlichen Raum mit vielen antiken Sachen.
Wir sind heute 78,5 km gefahren. 

Freitag, 28. August: Badia Polesine – Lusia – Anguillara – Cavarzere – Chioggia

Wir haben ausgezeichnet geschlafen. Das Frühstück serviert uns der Hausherr persönlich. Er erzählt uns auch, wie er und seine Frau 1989 dazu gekommen sind, dieses Haus zu übernehmen. Als wir losfahren, hat es sehr starken Nebel. Es ist feucht und schwül. Nach kurzer Zeit sind wir ganz durchnässt, ob von der Feuchtigkeit oder vom eigenen Schweiss, das wissen wir nicht. Grösstenteils fahren wir auf Nebenstrassen, die aber sehr gut ausgebaut sind. Sie folgen der Adige oder Kanälen. Wir fahren Kilometer weit Maisfeldern entlang. Wir sehen Fasane und vermutlich auch Seidenreiher. Zum Glück finden wir immer wieder Bars, um unsern Wasserverlust zu ergänzen. Wir beide leiden in der grossen Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit. An einer Strassenkreuzung kaufen wir unser Mittagessen ein. Es besteht aus Trauben, Äpfeln und Pfirsichen. Wir suchen einen Schattenplatz, was sich als nicht so einfach herausstellt. Wir beschliessen, die Velos auf der Strasse zu lassen. Wir steigen runter an den Adige in den Schatten grosser Bäume. Es ist eine ehemalige Schafweide, die dementsprechend stinkt und schmutzig ist. Aber im Moment ist der Schatten wichtiger. Die Einfahrt nach Chioggia ist besonders heiss. Viele neue Kreisel, die zum Teil noch im Bau sind und sehr viel Verkehr dazu. Wir fahren in Richtung Meer. Fast ganz vorne finden wir in einer Seitengasse im Hotel Miki ein Zimmer mit Frühstück. Peter packt seine Badehose und geht im Meer schwimmen. Margrit stellt sich unter die Dusche und geniesst die Abkühlung. Nachher geht es schnell ans Meer. Wir geniessen das Treiben am Strand und in einer Strandbeiz einen Apero. Später spazieren wir Richtung Altstadt. Der Weg führt über eine Brücke, denn die Altstadt ist auf einer Insel mit Kanälen, wie Venedig. Zuerst trinken wir in einer Fischerbeiz ein Glas Wein. Nachher geht’s weiter. Wir sehen hier sehr viel Elektrovelos. Warum das so ist, finden wir nicht heraus. Es ist sehr viel los und es hat viele Italiener hier. Morgen gehen in Italien die Ferien zu Ende. Also geniessen es alle noch. Wir suchen uns ein Restaurant in einer Seitengasse. Peter isst eine Insalata mista und Grillata mista. Es sieht sehr toll aus und soll auch sehr gut schmecken. Margrit isst Pomodori. Dazu trinken wir einen feinen Weisswein. Nachher gehen wir zu unserem Hotel zurück. Es ist noch ganz viel los in der Altstadt, aber auch dem Strand entlang. Es hat Rummelplätze mit Karussells und viele offene Bars und Restaurants. Anscheinend will heute niemand ausser wir beide ins Bett gehen.
Wir sind heute 79,7 km gefahren. 

Samstag, 29. August: Chioggia – Pellestrina – Lido – Venezia

Wir haben sehr gut geschlafen. Zum Glück ging unser Zimmer nicht auf die Strasse, sondern auf den Hinterhof hinaus. Nach einem italienischen Frühstück, aber mit frischen Brötchen fahren wir los, auf dem Veloweg in die Città Vecchia. Hier kaufen wir die Fahrkarten für die Überfahrt nach Pellestrina. Also geht es zuerst mit dem Velo auf ein Schiff. Pellestrina ist eine schmale Insel bestehend aus einer schmalen Strasse der Küste entlang, einer Häuserreihe und einer Autostrasse. Wir fahren auf der Küstenstrasse. In einer Bar geniessen wir noch die Italianita der Insel und schauen dem Treiben der Bewohner zu. Auf der Küstenmauer sitzend putzt der Wirt Muscheln. Etwas weiter vorne grillt ein Mann Fische. Hausfrauen kommen mit einem Gefäss die Fische kaufen, denn es ist bald Mittag. Eine Nonna, die so breit wie hoch ist, führt Zwillinge spazieren. Wir geniessen es. Am Ende der Insel müssen wir auf das nächste Schiff warten. Peter findet in den Felsen eine Gottesanbeterin. Wir benützen die Gelegenheit, hier unser Mittagessen einzunehmen. Das Schiff führt uns dann zum Lido di Venezia. Jetzt geht es wieder der schmalen Insel entlang. Hier ist alles einfach viel vornehmer als auf Pellestrina. Wir suchen die Anlegestelle zur Überfahrt nach Venezia, aber die Personenschiffe nehmen keine Velos mit. Wir müssen ganz zum Ende der Insel fahren und mit der Fähre nach Venezia übersetzen. Es ist ziemlich anstrengend, denn wir haben wieder einmal Gegenwind. Wir finden dann die Anlegestelle der Fähre doch noch. Bis zur Abfahrt müssen wir noch etwas warten. Das gibt uns die Gelegenheit, etwas Kaltes zu trinken. Mit der Fähre fahren wir an San Marco vorbei. Bei der Endstation Tronchetto steigen wir aus. Jetzt müssen wir nur noch den Weg zum Bahnhof von Venedig finden. Irgendwie klappt es. Wir fahren neben den Geleisen in den Bahnhof. Das Hotel finden wir sehr schnell. Unsere Zimmer sind reserviert. Aber die Velos stellen ein Problem dar, denn sie sind hier nicht willkommen. Peter geht los, und versucht es am Bahnhof zu lösen. Schliesslich kann er sie in einem Parkhaus auf der Piazza Roma für 10 Euro per Velo und Tag einstellen. In der Zwischenzeit hat es zu regnen begonnen. Peter kommt nass aufs Zimmer. Nach einer erfrischenden Dusche gehen wir mit dem Schirm bewaffnet in die Stadt. Wir müssen unsere 24-Stunden-Karte, die wir in Chioggia gekauft haben, noch ausnützen. Wir fahren mit dem Boot zum San Marco. In der Zwischenzeit ist das Gewitter vorbei. Wir geniessen das Leben in den Gassen und fahren auf dem Canale Grande zurück zu unserem Hotel. Wir lassen den Schirm im Hotel und suchen ein Restaurant zum Essen in unserem Quartier. Wir vermuten, dass es hier etwas günstiger ist als im Zentrum. Also wählen wir das Restaurant aus, das gleich unter unserem Schlafzimmer ist. Peter isst Spaghetti neri mit Sepia und nachher einen Fisch mit Frites. Margrit geniesst eine Insalata mista. Nach dem Essen ziehen wir noch etwas im Quartier herum. Wir müssen ja morgen nicht mehr Velo fahren und darum auch nicht so früh ins Bett. Also lassen wir uns noch ein oder zwei Glas Wein schmecken.
Wir sind heute 31,7 km gefahren, im Ganzen sind das also fast 530 km.

Sonntag, 30. August: Venezia

Wir haben beide gut geschlafen. Die Betten sind gut, und das Zimmer liegt ruhig. Nach dem Frühstück, das im Vergleich zu früheren Zeiten reichhaltiger ausfällt, gehen wir in die Stadt. Wir wollen heute Venedig zu Fuss erkunden. Als erstes geht es zur Ponte Rialto, von da zum San Marco. In einem Park bei San Marco picknicken wir. Nachher gehen wir zur Santa Maria della Salute. Von dort spazieren wir zurück zu unserem Hotel. Es sind sehr viele Touristen unterwegs. Sobald man aber etwas ausserhalb der Hauptverkehrsachsen ist, ist man fast allein oder nur mit Einheimischen zusammen. Eine unserer Hauptbeschäftigungen heute ist das Kartenschreiben. Eine andere Beschäftigung ist das Treppensteigen über die Brücken, anstelle des Velofahrens. Wir ruhen uns im Hotel etwas aus, bevor wir zum Essen gehen. Zuerst genehmigen wir uns einen Apero. Wir müssen aber feststellen, dass Venezia nicht gleich ist wie das übrige Italien. Zum Apero gibt es nicht einfach so Oliven oder Ähnliches. Zum Nachtessen gehen wir über die Piazzale Roma an den Rio Novo. Peter isst Spaghetti neri und ich eine Insalata mista. Nachher gehen wir in unseren Stadtteil zurück. Wir laufen in Richtung Rialto. Peter genehmigt sich beim Asiaten noch eine Portion Frites, dazu trinken wir einen mezzo litro die vino bianco. In den Gassen ist immer noch sehr viel los. Wir gehen aber trotzdem in unser Hotel zurück zum Schlafen. 

Montag, 31. August: Venezia – Punta Sabioni – Burano – Murano – Venezia

Wir haben wieder gut geschlafen. Nach dem Frühstück gehen wir zur Statione FS. Die Fahrkarten für die Heimreise haben wir zwar schon, aber wir wollen nochmals auf den Fahrplan sehen wegen des vielen Umsteigens. Vielleicht finden wir eine bessere Verbindung. Dem ist aber leider nicht so. An der Schiffsstation kaufen wir eine 12-Stundenkarte für die Vaporetti. Unser erstes Ziel ist Burano. Dazu müssen wir am San Marco umsteigen und warten. Zuerst fahren wir dann aber zur Punta Sabioni. Das ist die Landzunge, die von Jesolo herkommt. Hier hat es ausgesprochen viele Touristen, auch Schweizer, die mit dem Schiff nach Venedig fahren. Wir trinken einen Kaffee und fahren dann weiter nach Burano. Dieser Stadtteil ist sehr hübsch mit seinen farbigen kleinen Häusern. Hier hat es viele Souvenirgeschäfte mit Glaswaren und Textilien. Wir kaufen Früchte und essen sie an der Hafenmole. Mit dem Vaporetto fahren wir nach dem Mittag weiter nach Murano. Hier ist nun wirklich das Glashandwerk mit den vielen Manufakturen zuhause. Wir schauen uns die Kunstwerke an. Viele gefallen uns sehr gut. Sie sind aber auch entsprechend teuer, also nichts für uns. Weiter geht’s mit dem Vaporetto an San Michele, der Friedhofsinsel, vorbei zurück zum San Marco. Hier beschliessen wir, zur Insel San Giorgio zu fahren. Wir besichtigen die Kirche und fahren mit dem Lift auf den Turmplattform hinauf. Hier haben wir eine wunderbare Aussicht. Wir sehen, wie Venedig angelegt ist in der Lagune. Wir können all die Inseln bis nach Burano, sogar bis zum Lido erkennen. Nachher trinken wir im Schatten ein Glas Wein. Es ist wieder sehr heiss heute. Zum Glück müssen wir nicht Velo fahren. Nun wollen wir zu unserem Hotel zurück. Wir brauchen aber immer wieder ein Vaporetto zum Übersetzen. So kommen wir zur Isola Giudecca. Wir spazieren dem Canale della Giudecca entlang. Zwischendurch setzten wir uns in ein Restaurant und geniessen unseren Aufenthalt. An uns vorbei fahren verschieden grosse Schiffe. Es sind Kreuzfahrtschiffe, aber auch ein 5-Master der “Wind Surf“ heisst. Wir marschieren weiter, der Insel entlang und kommen zum Hotel Hilton Molino Stucky. Es scheint uns, dass da eine Fabrikanlage mit sehr viel Geld in ein Hotel umgebaut wurde. Bei der letzten Vaporetto- Haltestelle auf der Insel nehmen wir das Boot und fahren bis zur Ferrovia, unserer Hotelhaltestelle. Im Hotel machen wir uns frisch zum Nachtessen. Wir wollen zum Nachtessen an den Canale Grande gehen. Wir haben Glück, wir bekommen noch einen Platz auf einer Terrasse über dem Kanal. Peter isst Orecchiette con Pomodori, Meerbarbenstücklein und Ruccola nachher noch una Frutta mista della Laguna. Ich esse Insalata mista. Dazu trinken wir natürlich einen guten Wein. Nach dem Essen gehen wir einen Espresso trinken. Dann geht’s weiter noch zu einem Bier und einem Glas Wein. Danach können wir ruhig schlafen, denn die Hotelrechnung ist bezahlt. 

Dienstag, 1. September: Heimreise

Der Wecker sollte um 06.00 Uhr läuten, aber wir erwachen schon eine Stunde vorher. Nach dem Packen geht’s zum Bahnhof. Wir verabschieden uns im Hotel. Kaum sind wir draussen, werden wir zurückgerufen. Wir hätten die Hotelrechnung nicht bezahlt, meint der Concierge. Margrit wird etwas hässig und ist auch beleidigt. Sie zeigt ihm die Quittung. Da muss er feststellen, dass sein Kollege einen Fehler gemacht hat. Aber er entschuldigt sich nicht mal für seine Beschuldigungen. Margrit ist immer noch wütend. Am Bahnhof hütet Margrit das Gepäck, und Peter geht die Velos holen. Er kommt mit der freudigen Mitteilung zurück, dass er nicht 60 sondern „nur“ 40 Euro für die Unterbringung zahlen musste. Unser Zug steht schon bereit. Wir laden unsere Velos ein und suchen uns einen Platz. Peter geht noch Kaffee und ein Gipfeli kaufen. Jetzt kann die Reise beginnen. In Verona haben wir zwei Stunden Aufenthalt. Peter geht Mittagessen einkaufen. Nachher geht‘s bis Mailand. Hier müssen wir den Bahnhof wechseln. Wir kommen im Bahnhof Milano Centrale an. Unser Zug fährt aber im Bahnhof Porta Garibaldi weiter. Mit gemischten Gefühlen nehmen wir unsere Velos, ziehen den Helm an und fahren auf den Bahnhofplatz. Nun wissen wir zwar, dass es nicht sehr weit ist. Wir wissen aber nicht, ob wir nach rechts oder links fahren müssen. Wir fragen Passanten. Siehe da, schon der zweite kann uns helfen und zeigt uns den Weg. Also rechts die Strasse entlang bis zur nächsten Ampel, dann über andere Ampeln wieder nach rechts und wir sollten am Ziel sein. Wir erreichen wirklich ohne Zwischenfall die Porta Garibaldi. Wir sind am Schluss einfach auf einer für Velos unberechtigten Strasse gefahren. Das nächste Problem ist: Wo fährt unser Zug? Wir fragen nach und finden heraus, dass dieser Bahnhof noch einen Untergrund hat. Der FS-Angestellte kann uns nicht sagen, ob es einen Lift hat. Er verweist uns auf die Treppe. Peter sieht den Lift, als er bereits sein Velo nach unten getragen hat. So sitzen wir glücklich in unserem Zug und fahren Richtung Schweiz. In Chiasso, Lugano und Luzern heisst es dann nochmals umsteigen. Das geht aber problemlos. Zwischen Lugano und Luzern haben wir für die Velos sogar reservierte Plätze. Glücklich aber müde erreichen wir Sempach-Station. Es ist fast anstrengender, mit dem Velo in Italien Zug zu fahren als sich auf der Strasse fortbewegen.

Veloreise nach Brüssel

Freitag, 5. Juni 2015: (Sempach-Neuenkirch) – Basel – Sasbach (82 Velo-km)

Erst nach dem werktäglichen Morgenrush besteigen wir mit unseren vollbepackten Velos die S-Bahn nach Sursee und steigen da in den Interregiozug nach Basel.
Mit den ungewohnt schweren Fahrrädern schaffen wir’s, durch den Stadtverkehr auf die rechte Rheinseite zu gelangen. Der erste Abschnitt dem Rhein entlang bis in die Gegend des Rheinhafens ist gemütlich zu fahren. Der nächste Abschnitt über den Zoll und durch Weil am Rhein führt entlang stark befahrener Straßen und über Umleitungen. Aber dann ist endlich der Rheinradweg erreicht. Zu Beginn gibt’s auch da noch Umleitungen, aber dann können wir weite Strecken auf dem gut befahrbaren Damm zurücklegen. In den Wäldern und an den Rändern sind unzählige Vögel wie Amseln, Mönchsgrasmücken, Zaunkönige und viele andere am Konzertieren. Zwischendurch ist auch mal eine Nachtigall zu hören. Im Wasser schwimmen stolze Schwäne, viele Stockenten, Blässhühner und zwischendurch eine Pfeifente und ein Kanadagänsepaar. Und heiß ist es. Uns läuft der Schweiß nur so herunter.
Problemlos erreichen wir unser am Morgen gestecktes Ziel, Sasbach, und finden im Gasthaus Engel eine tipptoppe Unterkunft, eine erfrischende Dusche, ein kühles Bier und ein Weißweinschorle.

 

Samstag, 6. Juni 2015: Sasbach – Freistett (92 km)

Wir verlassen Sasbach nach einem energiereichen Frühstück und fahren unmittelbar am Rheinufer auf einem Naturweg Richtung Nordosten. Wir folgen dem Weg nach Weisweil und Rheinhausen und wählen die Variante über Rust. Hier machen wir einen Fotohalt und schauen uns den bekannten Freizeitpark von außen an. Verschiedene Cars fahren vor und entlassen Kinder und Jugendliche ins Freizeitvergnügen. Wir aber kaufen uns unser Picknick und fahren weiter. In einem Baggersee zwischen Rust und Kappel genehmige ich mir ein erfrischendes Bad, denn schließlich ist es sehr warm und Schwimmen im kühlenden Wasser weckt die Lebensgeister. Bei der Fähre nach Rhinau treffen wir wieder auf den Rhein und fahren weiter dem Uferweg entlang. Vor Meißenheim ist der Rheinweg wegen Bauarbeiten gesperrt, und wir werden in das Dorf umgeleitet. An einem lauschigen Plätzchen in Meißenheim machen wir eine kurze Mittagspause und genießen unser Picknick. Unser Weg führt uns durch Ichenheim zurück auf den Rheinweg. Wir folgen ihm über Kehl hinaus. Unsere heutige Fahrt endet in Freistett, wo wir im roten Ochsen unser Nachtquartier finden.

 

Sonntag, 7. Juni 2015: Freistett – Wörth am Rhein (72 km)

Zeitig am Morgen stehen wir auf, machen Toilette, packen unsere Sachen und gehen frühstücken. Gestärkt beladen und besteigen wir unsere Drahtesel und finden sehr schnell den Einstieg in den Radweg Richtung Karlsruhe. Aber heute steckt der Wurm drin. Schon bald macht uns ein immer stärker wehender Gegenwind Mühe und hindert uns am zügigen Vorwärtskommen. Zwar sehen und bewundern wir immer wieder prächtig blühende Felder, hören vielfältigen Vogelgesang und entdecken uns besonders erscheinende Vögel. Aber so richtig vorwärts schaffen wir es einfach nicht auf dem rechtsseitigen Rheindamm. Zudem macht sich heute bei uns beiden schon bald der Allerwerteste unangenehm schmerzend bemerkbar.
Unterwegs kommen wir mit zwei älteren Herren ins Gespräch. Sie raten uns, auf die französische Rheinseite zu wechseln, da drüben die Wege für Radfahrer besser angelegt sind. So wechseln wir kurz vor Iffezheim die Rheinseite. Da kurz nach der Bewältigung der Brücke uns ein Radfahrverbot Einhalt gebieten, daneben aber eine Gemischtverkehrsstrasse verläuft, entschließen wir uns, unser Gepäck abzuschnallen und es sowie die beiden Velos über die trennende Leitplanke und den kleine Graben zu heben. Dort bepacken wir die Velos wieder und fahren weiter. Für uns ist dieser Wechsel wirklich lohnenswert, die Fahrt abwechslungsreicher und die Kraft des Windes wird in den Waldpartien vermindert.
Nun gibt es aber ein neues Problem: Kurz vor der Mittagspause beginnt mein Vorderpneu offensichtlich Luft zu verlieren.
Essenspause machen wir im Sauerdelta bei Munchhausen. Danach überprüfe ich die Härte meines Voderpneus. Er ist noch weicher geworden. Kurzentschlossen montiere ich das Rad ab,  hebe mit Hilfe der Flickwerkzeuge den Mantel einseitig von der Felge ab und nehme den Schlauch heraus. Aufgepumpt und ins Sauerwasser getaucht treten  an einer Stelle Bläschen aus und steigen an die Wasseroberfläche. Da kann ich den mitgeführten, unversehrten Schlauch zwischen Felge und Mantel legen,  den Mantel  auf die Felge aufziehen, den Schlauch aufpumpen und das Rad wieder montieren. Das Fahrrad ist wieder fahrbereit. Aber Zeit hat es gekostet.
Wir fahren danach noch bis Wörth, finden dort fast problemlos eine Unterkunft, duschen, machen uns frisch und gehen zu Fuß zum Bahnhof. Dort besteigen wir den Zug nach Karsruhe, wo wir einen Besichtigungsspaziergang machen. Vom Hauptbahnhof geht es durch den Stadtpark zum Schlossplatz. Dort genehmigen wir uns ein feines Nachtessen, natürlich Maultaschen und dazu badischen Riesling. Durch verschiedene Straßen, vorbei an Budesgerichtshof und Postgebäude, erreichen wir wider den Bahnhof, wo wir den Zug zurück nach Wörth besteigen.
Heute Abend finden wir sicher leicht den Schlaf.

 

Montag, 8. Juni 2015: Wörth – Mannheim (82 km)

Nach einem ausgiebigen Morgenessen machen wir uns schon bald auf den Weg. Der Himmel ist bedeckt und es ist kühl. Wir kommen schnell voran, obschon wir unterwegs noch ein Kanadagänsepaar mit vier Jungen, mehrere Störche, wovon einer mit zwei Jungen im Nest, vier Nilgänse in einem Spargelfeld und ein Reh, das wenige Meter vor uns auf den Radweg springt, beobachten.
Da es kühl ist, beschließen wir, in Germershausen in ein Café zu gehen und dort etwas Warmes zu trinken. Irgendwie verpassen wir aber die Abzweigung ins Zentrum und fragen einen älteren Radfahrer nach dem Weg. Hilfsbereit fährt er uns voraus, und so laden wir ihn zu einem Kaffee ein, was er bereitwillig annimmt. Unterdessen beginnt es zu regnen. So sitzen wir gemütlich in einem schönen Lokal, lassen uns von unserem Gast Erlebnisse auf seinen Südamerikareisen erzählen und genießen es, dass es genau jetzt regnet.
Obschon  der Regen länger anhält, beschließen wir, weiter zu fahren und verabschieden uns vom freundlichen Radfahrer. Da es nur ganz fein regnet, verzichten wir auf Regenschütze, da diese beim Fahren hinderlich sind. Und nun hört es auch auf zu regnen.
So erreichen wir Speyer, die alte Krönungsstadt der Deutschen Kaiser kurz nach zwölf. Der Dom imponiert mächtig. Da das Wetter windig und der Himmel bedeckt ist, beschließen wir, uns in einem warmen Restaurant zu verköstigen.
Am Nachmittag fahren wir bei Gegenwind weiter und erreichen Mannheim, nachdem wir mit der Fähre von Altrip übersetzt haben. Allerdings verpassen wir dann eine Abzweigung und machen noch einen großen Bogen um die Stadt. Mit einigem Nachfragen finden wir eine geeignete Unterkunft, wo wir duschen, uns frisch machen und anschließend noch zu einer Kurzbesichtigung der Stadt aufbrechen.

 

Dienstag, 9.Juni 2015: Mannheim – Nackenheim (79 km)

Der heutige Velotag beginnt recht stressig. Nach einem reichhaltigen Frühstück machen wir uns auf den Weg Richtung Konrad-Adenauer- Brücke. Die Radfahrer sind losgelassen. Von allen Seiten kommen sie, kreuzen uns, reihen sich in den Verkehrsfluss ein, überholen uns und geben bereitwillig Auskunft, wenn wir nicht mehr weiter wissen. So gelangen wir mit wenigen Irrfahrten aufs andere Rheinufer nach Ludwisburg. Dort heißt es, bei großem Verkehrsaufkommen sich durch die immensen Industrieanlagen, speziell von BASF, zurecht zu finden, was uns mit der Unterstützung durch Einheimische letztlich gelingt. Auf einem Parkplatz von BASF sehen wir, warum so viele Radfahrer unterwegs sind: Da stehen Hunderte von genau gleich aussehenden, rot gespritzten Zweirädern. Sie unterscheiden sich einzig durch die Gepäckträger.
In Worms machen wir einen Zwischenhalt und besuchen den Kaiserdom St. Peter.
Auch heute heißt es kämpfen, denn in den meisten Passagen weht uns ein starker, böiger Nordostwind entgegen. Irrtümlicherweise landen wir bei der Fähre nach Gernsheim, wo wir unsern Irrtum ausbügeln, indem wir in der Golfplatz-Gaststätte Mittagsrast mache. Danach werden wir  nach Guntersblum und anschließend durch die Rebberge umgeleitet, da der Rheindammweg wegen Bauarbeiten nicht befahrbar ist. So beschließen wir am Ende dieser Umleitunsstrecke, in Nackenheim zu bleiben und finden auf Anhieb eine günstige Unterkunft. Dieses Nackenheim ist ein  wunderschönes Städtchen mit vielen Weingütern. Wir kosten einen roten Dornfelder, und der schmeckt vorzüglich.

 

Mittwoch, 10. Juni 2015: Nackenheim – Mainz (15 km)
Schifffahrt Mainz – Boppard
Boppard – Andernach (47 km)

Kurz vor halb sieben verlassen wir unser Hotel und fahren zur nächsten Bäckerei, wo wir fein frühstücken. Darauf fahren wir weiter nach Mainz, das wir auf einigen Umwegen erreichen, da Velowege offenbar grundsätzlich so geführt werden, dass der Radfahrer alle Sehenswürdigkeiten bewundern, alle Verköstigungsunternehmen berücksichtigen und eventuelle Unterkunftsmöglichkeiten begutachten kann.
Am Rheinufer in Mainz stehen schöne weiße Personenschiffe bereit, die tagsüber Rhein auf- und abwärts verkehren und so früh am Morgen auf Passagiere warten. Wir nutzen die Gelegenheit und erkundigen uns am Ticketschalter über Zielorte und Fahrpreise. Kurze Beratung und der Entschluss ist gefasst: Wir fahren mit der KD (Köln-Düsseldorfer) nach Boppard.
Es bleibt uns noch eine knappe Stunde, um uns in Mainz umzusehen. Wir wählen den Dom als Besichtigungsobjekt und lassen uns von den gigantischen Ausmassen dieses in die Romanik zurückreichenden Bauwerks beeindrucken.
Anschließend besteigen wir mit unseren Velos das Schiff, das pünktlich ablegt und seine Fahrt Rhein abwärts in Angriff nimmt. Vorbei an geschichtsträchtigen und sagenumwobenen Orten fahren wir Richtung Boppard. Ein Sprecher erläutert die Sehenswürdigkeiten in mindestens fünf verschiedenen Sprachen, und die fotografierenden Touristen bannen die Dinger auf ihre Speicherkarten. Jedenfalls ist die Fahrt sehr abwechslungsreich. Natürlich wird auch das Loreley-Lied von Heinrich Heine und Friedrich Silcher abgespielt.
Kurz vor eins legt das Schiff am Ziel an. Von nun an heißt es wieder die eigenen Kräfte wirken zu lassen. Gestärkt mit Rheinwein und einem Kölsch nehmen wir diese Herausforderung an uns schwingen uns aufs Rad. Unser Ziel ist es, über Koblenz hinaus zu kommen.
Nach einigen Anlaufschwierigkeiten in dem großen Rheinbogen nach Boppard, sprich Gegenwind, läuft es uns wie geschmiert. Wir kommen phänomenal vorwärts und legen nur zwei Stopps ein zum Fotografieren. Einmal ist die Landschaft der Grund, ein zweites Mal eine ganze Nilgansfamilie.
Der nächste Halt findet beim Deutschen Eck statt, wo die Mosel in den Rhein fließt und ein monumentales Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. steht. Für mich gibt es hier ein Eis, Margrit begnügt sich mit Studentenfutter. Die letzten paar Kilometer nach Andernach schaffen wir mit Unterstützung des Windes mit Leichtigkeit und finden auf Anhieb ein gutes Hotel mit sehr freundlicher Bedienung. Nach der üblichen Instandstellung unserer Körper ergänzen wir die verloren Flüssigkeit in Form von Weißweinschorle und Bier aus der Region. Und vor dem Nachtessen schauen wir uns den Ort zu Fuß noch etwas an.

 

Donnerstag, 11. Juni 2015: Nackenheim – Köln (82 km)

Heute gibt es erst um acht Uhr Frühstück, so sind wir etwas später dran. Wir kommen aber schnell in Fahrt: Das Wetter ist prächtig und der Wind meint es mehrheitlich gut mit uns. Wir kommen zügig voran.
In Remagen stehen auf beiden Seiten noch die Brückenköpfe des Rheinübergangs, den die amerikanischen Truppen im März 1945 benutzten, um den Rhein zu überqueren, also ein historischer Ort. Heute besteht hier zur Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse von 1945 ein Friedensmuseum. Wir gehen allerdings nicht hinein.
In Bonn machen wir Mittagspause. Ich gehe auf dem Markt u.a. frische Erdbeeren und Kirschen kaufen, während Margrit am Rheinufer wartet. Dann picknicken wir zusammen im Schatten auf einer Bank. Eine weitere Pause schalten wir in einem Café bei der Fähre nach Mondorf ein.
Darauf geht’s im Eilzugtempo auf Köln zu, das wir ca. um 15 Uhr erreichen. Dort gehen wir direkt zu Touristeninformation und bekommen ganz nahe ein gutes und günstiges Hotel zugewiesen. Allerdings können wir da die Velos nicht einstellen, so dass wir sie am Bahnhof bei der Fahrradstation einstellen müssen. Diese Prozedur läuft schnell und unkompliziert ab, so stehen wir schon bald unter der Dusche und können darauf in einem Straßencafé das erste Kölsch trinken, nach der heißen Radfahrt eine angenehme Form des Flüssigkeitsausleichs. Wir besichtigen den imposanten Dom und genießen später unser Nachtessen in der Fußgängerzone in einem Strassenrestaurant.

 

Freitag, 12. Juni 2015: Köln – Alsdorf (93 km)

Keine Fotos vorhanden, da es immer wieder regnete!

Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen in Sagoschen, Rucksack und Lenkertaschen, füllen unsere Flaschen mit frischem Wasser und fahren damit mit dem altertümlichen Hotellift hinunter in die Rezeption. Wir stellen unser Gepäck in das speziell ausgestattete Kämmerlein und gehen zur Velostation beim Bahnhof, wo wir unsere Velos unbeschädigt herauslösen. Weiter geht es nun zurück zum Hotel, Gepäck aufschnallen und Start in die Ungewissheit. Das Radwegsystem ist zwar gut durchdacht, aber irgendwie funktioniert es doch nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Es gibt in der Landschaft verstreute Infopunkte mit einer Nummer und einer geografischen Karte mit einem Ausschnitt der Region. Wegweiser mit der entsprechenden Nummer, mit einem Nahziel und einem Fernziel versehen stehen am Weg. Nun fehlt aber plötzlich wieder eines der Ziele oder die Nummer oder dann ist der Infopunkt irgendwo hinter einem Busch versteckt oder irgendein Spaßvogel hat die Wegweiser gedreht. Jedenfalls fahren wir immer wieder falsch und machen große Umwege. Und so erreichen wir halt unser vorgenommenes Ziel nicht.
Wir brechen unsere Fahrt in Alsdorf ab, nachdem wir längere Zeit unter einem schützenden Dach verbracht haben, und suchen dort ein Hotel, was sich als nicht ganz einfach erweist. Da es noch immer ums Regnen herum macht, wären wir froh, ein Dach über dem Kopf zu haben. Der erste Tipp eines Einheimischen erweist sich als falsch, da dieses Haus geschlossen ist. Der zweite Tipp trifft ebenfalls nicht zu, da hier Wohnungen sind, aber kein Hotelbetrieb. Eine dritte und vierte befragte Person geben dann die entscheidenden Tipps. Die freundliche Rezeptionistin beeilt sich dann, so dass wir und unsere Velos gerade vor dem Einsetzen eines heftigen Gewitterregens unter Dach sind. Sie gibt uns auch die Adresse eines kleinen italienischen Restaurants an, wo wir ein feines Nachtessen genießen.

 

Samstag, 13. Juni 2015: Alsdorf – Maastricht (54 km)

Heute gehen wir in einer Bäckerei frühstücken, da im Hotel erst ab neun Morgenessen bereitgestellt wird. Es regnet, zwar ganz leicht, aber stetig, und der Regen nimmt zu. Wir folgen wieder mal schön den Wegweisern. Das niederländische Kerkrade, das wir als erstes anfahren wollen, steht auch auf dem Wegweiser. Die immer wieder auftauchenden Schilder, dass wir uns auf dem Radweg befinden, bestärken uns in der Annahme, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Es geht hinauf, durch den Wald, auf Natursträsschen, wieder hinunter. Es regnet immer stärker, was wir im Wald nicht bemerken. So suchen wir, als wir aus dem Wald kommen, einen Unterstand und finden ihn in Form eines Bushäuschens. Wie der Regen etwas nachlässt, fahren wir weiter. Es geht ganz schön bergab, und dann sind wir beim nächsten Infopunkt. Da steht aber nichts mehr von Kerkrade. Ein vorbeikommender Spaziergänger mit zwei Hunden erklärt uns den Weg: Es geht wieder ziemlich weit aufwärts, und dabei hätten wir das alles in viel kürzerer Zeit machen können. Und es regnet immer noch. Ab diesem Zeitpunkt geht es aber mit unserer Moral wieder aufwärts, denn wir erreichen jetzt unser Zwischenziel. Übrigens ist hier spannend, dass die Häuser auf der einen Seite der Neuen Straße auf deutschem, die auf der anderen Seite auf niederländischem Boden sind.
Leider müssen wir aber schon bald wieder unterstehen und  kommen dabei mit einer älteren Frau ins Gespräch, die sich bitter über die Politik in ihrem Land beklagt. Sie spricht von Rentenkürzungen und der unheilvollen Personenfreizügigkeit, die einerseits für diese Maßnahme verantwortlich sei, andererseits aber auch eine steigende Kriminalität und Unsicherheit mit sich bringe.
Nachdem sich dann endlich gegen Mittag die Sonne zeigt und wir unsere Regenschütze versorgen können, treffen wir in Oud Valkenburg ein. Da befindet sich ein wunderschönes Schloss mit einem Gartenrestaurant. Wir trinken und essen hier etwas und lassen uns unsere vom kühlen Regen steif gewordenen Glieder trocknen und aufwärmen.
Jetzt geht es eigentlich recht zügig Richtung Maastricht. Allerdings bremst uns noch eine ziemlich heftige Steigung nach Berg hinauf. Mit kräftigem Seiten- und Gegenwind erreichen wir unseren heutigen Übernachtungsort Maastricht und finden erst nach einigem Suchen und nach Absagen ein Hotel.

 

Sonntag, 14. Juni 2015: MaastrichtBrüssel (124 km)

Da heute das Morgenessen im Hotel bereits ab sieben serviert wird, nutzen wir die Gelegenheit. Denn am Morgen weht der Westwind gemäß Wetterbericht noch moderat, am Nachmittag ist stärkerer Wind angesagt. So machen wir uns bei gutem Wetter und guten Bedingungen auf den Weg. Die Ausfahrt aus der Stadt haben wir auf Google Maps gut studiert und finden die richtigen Wege auf Anhieb. Nun folgen wir dem Prinz Albert Kanal zuerst Richtung Norden und dann Richtung Westen. Wir kommen gut voran und verlassen die Kanal-Route kurz nach der Passage durch Hasselt. Von da an klemmt es aber mit den Veloweg-markierungen. Da die N2 einen gut markierten und vom motorisierten Verkehr klar getrennten Radstreifen aufweist, verwenden wir diesen und kommen so gut voran. Kurz vor Diest picknicken wir und fahren darauf weiter. Ab Diest ist aber der Radstreifen unmittelbar neben dem Fahrstreifen des motorisierten Verkehrs gelegen, und die vorbei fahrenden Autos nehmen zu. In Leuwen wählen wir den Veloweg Richtung Brüssel und stossen auf eine Besonderheit. Auf einem vertäuten Frachtschiff befinden sich Tische und Bänke an Deck, ein Steg zum Schiff ist montiert, am Ufer stehen viele Räder und überall sitzen und stehen Leute und lutschen Eis. Clevere junge Leute haben hier ein Eiscafé eröffnet, und das scheint bei den älteren Semestern und bei den Jungen anzukommen. Der rege Besuch bestätigt  diese Annahme. So kann ich  nicht widerstehen und kaufe mir auch ein Eis und Margrit einen Espresso.
Eigentlich dachten wir im Voraus daran, in Leuwen oder Umgebung zu übernachten. Aber dazu ist es wirklich noch zu früh, und so fahren wir weiter. Aber diese Weiterfahrt gestaltet sich unerwarteterweise schwieriger als gedacht, denn der Wind meint es gar nicht gut mit uns. So fordern die letzten paar km unser Durchstehvermögen. Schließlich schaffen wir es dann doch noch unsere Unterkunft bei unserem Neffen zu erreichen. Todmüde, aber total zufrieden mit dem Tagesergebnis stellen wir uns unter die Dusche, erfrischen uns und besuchen noch ein  Restaurant mit belgischen Spezialitäten, wobei da ein Bier nicht fehlen darf.

 

Montag, 15. Juni 2015: Brüssel

Wir schlafen aus, gehen dann gemütlich zu Fuß zu einem Supermarkt und kaufen da das Frühstück und weitere Lebensmittel ein. Wieder „zu Hause“ genießen wir die mitgebrachten Sachen. Anschließend bringen wir den Haushalt in Ordnung, und dann steht eine erste Besichtigungstour zu Fuß an. Wir marschieren Richtung Grand’Place, ein total spannender und sagenhaft gestalteter Platz im Zentrum Brüssels. Da  steht das gotische Rathaus mit einer riesigen Anzahl Statuen, aus Stein gemeißelt, da stehen verschiedene andere Häuser mit später entstandenen und reich verzierten Fassaden: Eine fantastische Augenweide! Wir lassen die Eindrücke auf uns einwirken, foto- und videografieren. In einem nahe gelegenen Restaurant genießen wir einen Imbiss. Für mich stehen Moules Marinières auf dem Programm, denn hier in Brüssel an der Grand’Place habe ich vor 45 oder 46 Jahren solche das erste Mal in meinem Leben gegessen. Und sie schmeckten mir damals schon.
Am Nachmittag besuchen wir noch die königlichen Gärten und den Königspalast. Anschließend befassen wir uns mit der Organisation unsere Heimreise. Dazu marschieren wir zur Gare du Midi. Nach einigem Anstehen gelangen wir an einen sehr kompetenten Schalterbeamten, der uns ausgezeichnet berät und uns die Tickets für uns und unsere Velos von Brüssel nach Basel ausstellt. Zufrieden gehen wir „nach Hause“, kaufen auf dem Weg noch ein und bereiten nun das Nachtessen für uns und unseren Gastgeber Fabian zu, der erst um 23 Uhr nach Hause kommt. Mit Spargel, Käse und einem Elsässer Wein lassen wir den Tag ausklingen.

 

Dienstag, 16. Juni 2015: Brüssel

Heute ist schon der zweite Tag der Velo-Abstinenz. Nach etwas längerem Schlafen und einem einfachen Frühstück fahren wir mit dem Tram 7 von der Place Montgomery zum Heysel-Stadion und besichtigen das Atomium. Es wurde als Wahrzeichen der Weltausstellung von 1958 in Brüssel errichtet und dient heute als Erinnerungsstück und Ausstellungsraum. Wir genießen den sehr schönen Ausblick von der Aussichtsplattform und besichtigen die zugehörige Ausstellung, die allerdings etwas antiquiert anmutet. Sie gibt aber einen guten Einblick in die Planung und Ausführung dieses für die damalige Zeit sehr fortschrittlichen Bauwerks. Eine weitere Ausstellung befasst sich mit Licht und Photonen und allerlei Aspekte rund um dieses Thema. Zudem präsentieren in einer der Kugeln belgische Künstler ihre Werke.
Am Nachmittag kehren wir mit der Metro ins Zentrum zurück und besichtigen die Kathedrale, statten der Grand’Place nochmals einen Besuch ab, schauen uns die Comics-Ausstellung im Museum of Original Figurines an und probieren selbstverständlich auch das bekannte und viel geschätzte belgische Bier (Trappisten- und Weißbier). So ein Stadtbummel macht einfach müde. Wir gehen zurück zu unserem Nachtquartier, holen uns noch eine Jacke und gehen dann zum Nachtessen an die Place de Jourdan, wo wir’s dieses Mal in einem vietnamesischen Restaurant probieren. Und wirklich, es lohnt sich, wir bekommen zwei schöne Teller mit einerseits einem Ananassalat und meinerseits einer vietnamesischen Reispfanne, die mir sehr gut schmeckt. Nun erwarten wir noch Fabian, um mit ihm zusammen bei einem Gläschen Wein den Tag zu beschließen. Der kommt aber so spät von der Arbeit, dass wir uns bereits vor seiner Ankunft aufs Ohr legen.

 

Mittwoch, 17. Juni 2015: Brüssel

Heute steht die EU auf unserem Programm. Erst spät machen wir uns auf den Weg zum EU-Parlamentsgebäude. Dort werden wir auf den Nachmittag vertröstet, denn die nächste Führung durch das Gebäude findet erst um drei statt. Wir bestaunen die großartigen Glasbauten von außen und fragen uns da und dort, ob eine derart prunkvolle Bauweise angesichts der vielen zu lösenden Probleme gerechtfertigt ist. Darauf  holen wir uns im Informationszentrum, das in einem stehen gelassenen Gebäudeteil der ehemaligen Gare de Luxembourg Gastrecht genießt, verschiedene Informationsbroschüren.
Anschließend besuchen wir nochmals die Grand’Place und genießen in der Nähe der Börse einen kleinen Imbiss. Danach begeben wir uns wieder zum EU-Parlament und bekommen dort prompt unsere Eintrittskarten. Punkt drei beginnt die Führung.
Wir werden mit einem Audio-Video-Guide ausgerüstet und mit dem Lift in den 4. Stock geschickt. Da lassen wir uns über die plastische Figur zum Thema Verbundenheit orientieren. Anschließend werden wir auf die Zuschauertribünen des EU-Parlaments gewiesen und über die Arbeitsweise dieses Gremiums informiert. Und nachher ist die ganze Führung bereits beendet. Wir verlassen das imposante Gebäude enttäuscht. Da haben wir mehr Informationen und Einblicke erwartet.
Den Abend verbringen wir mit Fabian. In einem weiten Bogen, durch bisher noch nicht besuchte Viertel Brüssels führt er uns in die Altstadt, wo wir zusammen essen gehen. Dabei kommen wir auch über die Grand’Place, wo vor allem junge Leute zusammen am Boden sitzen und sich unterhalten. Auch nachts wirkt der Platz beeindruckend. Danach geht’s noch auf ein Bier auf einem großen Platz mit hohen Bäumen, vielen Leuten und Tischen im Freien. Es ist für einen gewöhnlichen Werktag sehr viel Betrieb. Als wir um Mitternacht herum heimkommen, stellt Margrit fest, dass wir den ganzen Tag 20 km zu Fuß zurückgelegt haben. So ist für einen tiefen Schlaf gesorgt.

 

Donnerstag, 18. Juni 2015: Heimreise

Heute heißt es, Abschied nehmen, zuerst von Fabian, der nach dem Frühstück schon bald verreisen muss, um seiner Arbeit nachzugehen. Ihm danken wir für seine Gastfreundschaft, seine Tipps und seine Begleitung. Wir packen unsere Sachen zusammen und machen unsere Velos bereit. Den Weg zum Bahnhof Brüssel Midi finden wir problemlos und erreichen ihn und das entsprechende Perron schon 50 min vor der Abfahrt unseres Intercity nach Basel. Doch da erleben wir die erste Überraschung: Im bereitgestellten Zug gibt es im auf unserem Billet angegebenen Wagon keine Veloeinstellplätze. Der Zugbegleiter weist uns zu einem anderen Wagen, aber der existiert nicht. So entscheidet er dann, dass wir die Velos in den Wagen nehmen sollen, der auf den Velofahrkarten angegeben ist. Wir nehmen also unsere Räder in den Wagen und stellen sie zwischen die beiden Sitzbänke. Alle nach uns einsteigenden Fahrgäste müssen sich nun daran vorbeizwängen, aber das scheint für sie ganz normal zu sein. Wir genießen die Fahrt, die voraussichtlich rund 7 Stunden dauern wird.
Wegen einer Baustelle verzögert sich unsere Fahrt, und wir treffen mit einer Viertelstunde Verspätung in Luxemburg ein. Dort übernimmt ein Kontrolleur der SNCF den Zug. Er wundert sich über den Standort unserer Velos. Ich erkläre ihm den Sachverhalt, und er gibt sich damit zufrieden. Kurz vor der Ankunft des Zugs in Straßburg kommt er wieder vorbei und verlangt, dass wir unsere Räder in den mitgeführten Wagen mit Radfahrabteil weiter vorne im Zug bringen sollen. Dort angekommen, laden wir unsere Velos aus und ich stoße sie beide auf dem Perron nach vorne in den Velowagen, lade sie dort wieder ein, allerdings mit einiger Mühe, da der Ansturm gross ist. Eines der beiden Räder findet keinen Platz mehr im Abteil, so dass ich mit ihm im Vestibül des Wagens stehen bleibe, bis wir in Mülhausen eintreffen, wo sich der Zug ziemlich entleert, so dass jetzt genügend Platz vorhanden ist. Nun lasse ich Margrit mit dem ganzen Gepäck nach vorne kommen. In Basel angekommen, können wir stressfrei aussteigen, die Fahrräder bepacken, in den Schweizer Teil des Bahnhof wechseln und von dort mit Zügen der SBb unsere Reise abschließen. Zwar etwas müde, aber zufrieden erreichen wir unseren Wohnort und finden alles in gewohnter Ordnung vor.

Von Taranto nach Rimini

Unsere Velotour in Italien

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Datum Wetter Erlebnisse Startort Zielort Anz. km
15.07. schön warm, wolkenlos Wir fuhren mit einem Kastenwagen mit unseren Velos hinten drin am Freitagabend, 14. Juli, um ca. 22 Uhr von zu Hause weg und erreichten Taranto um ca. 16.30 Uhr am Samstag. Neuenkirch Taranto
16.07. schön warm und strahlend blauer Himmel, ebenso strahlend blau das Meer Abwechslungsreiche, aber schweisstreibende Fahrt vorwiegend der Küste entlang. Ein Bad im nahen Golf von Tarent verschaffte eine willkommene Abkühlung. Am Ziel wurden wir von einem Einheimischen mit dem Auto in eine gute Pizzeria mitgenommen. Taranto Porto Cesareo ca. 80
17.07. blauer Himmel, heiss Auch heute ging es immer der Küste entlang mit traumhaft einsamen Stränden und wunderschönen Städtchen (Sant. Caterina, Gallipoli). Porto Cesareo Marina di Leuca ca. 80
18.07. wunderschön, heiss, Gegenwind während des ganzen Tages Da galt es, einige Steigungen zu überwinden. Dafür wurden wir mit atemberaubenden Ausblicken auf die Küste belohnt. Marina di Leuca Otranto ca. 50
19.07. wunderschön, heiss, oft Gegenwind Die Strassenborde und oft auch die Felder waren abgebrannt oder brannten vereinzelt noch. In Brindisi schnitt mir der Coiffeur die Haare schön kurz. Otranto Brindisi ca. 90
20.07. Wieder einmal schön und heiss Um die Hauptstrasse und den Verkehr um Bari zu meiden, wählten wir heute den Zug als Fortbewegungsmittel und verluden unsere Fahrräder, nicht immer zur Freude der Zugbegleiter. Brindisi Trani
21.07. wie gewohnt schön, heiss und schweisstreibend Ein Schiff rund um den Gargano, wie es auf der Karte eingezeichnet ist und wie wir es uns wünschten, gibt es nicht. Die Enttäuschung spez. bei Margrit ist gross. Trani Manfre­donia ca. 80
22.07. heiss … heiss … heiss und wolkenlos Eigentlich wollten wir noch einen Abstecher Richtung Gargano machen, aber da war in San Severo nichts zu machen, da die Bahnlinie nach Rodi Garganico unterbrochen war. Manfredonia Lesina ca. 55
23.07. immer noch heiss und schön Wieder ging es zuerst durch Tomatenfelder und sogar einem Basilikumfeld entlang. Am Abend machten wir einen Ausflug nach Vasto, das hoch über der Küste thront, und besuchten dort den Markt. Lesina Marina di Vasto ca. 75
24.07. wieder heiss und trocken Ab hier fuhren wir wieder öfters der Adriaküste entlang. Am Abend erlebten wir ein kurzes Gewitter, das etwas Abkühlung brachte. Marina di Vasto Silvi Marina ca. 80
25.07. Wie soll es denn sein? Wieder heiss und schön Auf dieser Etappe fanden wir wunderschöne Radwege entlang der Küste vor. Da war Radfahren wirklich ein Plausch. Silvi Marina Porto San Giorgio ca. 80
26.07. Wie soll’s denn sein? Wir hofften fest darauf, dass wir ein Schiff Richtung Norden finden. Da sich dieser Wunsch nicht erfüllte, nahmen wir von Porto Recanati bis Ancona den Zug, da wir bei den herrschenden klimatischen Bedingungen vor Bergfahrten zurückschreckten. Porto San Giorgio Senigallia ca. 60
27.07. Immer noch gleich Heute stand uns eine Etappe durch den hügeligen Naturpark von Monte San Bartolo bevor. Wir genossen einen prächtigen Ausblick auf die Küste. Aber es war hart. Senigallia Misano Adriatico ca. 60
28.07. wie üblich Heute machten wir nur noch rund 20 km mit dem Velo. Und dann fuhren wir mit einem Bus nach San Marino. Misano Adriatico Rimini ca. 20
29.07. wie gehabt Mit dem Zug fuhren wir in Etappen nach Luzern und anschliessend mit dem Velo nach Neuenkirch. Abenteuerlich war der Bahnhofwechsel in Milano, wo wir nicht ab Milano C. direkt nach Chiasso fahren konnten. Rimini Neuenkirch 10

Der Loire entlang im Sommer 2010


12. Juli: Sempach Station – Nevers
Um 08.01 Uhr besteigen wir mit unsern vollbepackten Velos den Zug in Sempach Neuenkirch. Bereits in Sursee heisst es, in den Schnellzug nach Genf umsteigen. Die erste Überraschung erleben wir in Fribourg. Da steht doch unsere Nachbarin Mimi mit einer Freundin und sehr viel Gepäck auf dem Perron. Peter spricht sie an um beim Einlad zu helfen. Zuerst erkennt Mimi ihn gar nicht. Gemeinsam wird das schwere Gepäck im Abteil verstaut. Die beiden Frauen sind auf dem Weg in den Kongo, nach Kinshasa. Sie werden dort während dreier Wochen Primarlehrern Weiterbildung in Französisch, Methodik und Didaktik geben.
Wir steigen in Genf aus. Unser erster Gang geht zum französischen Bahnhof, um die Fahrkarten nach Nevers zu kaufen und nachzusehen, ob wir nicht eine frühere und schnellere Verbindung hätten. Wir stellen fest, dass wir unsere Fahrkarten am SBB Schalter lösen müssen, und dass ein schnellerer Zug keine Velos mitnimmt. Also heisst es warten. Wir fahren mit den Velos an den See, um zu picknicken. Anschliessend fahren wir an den Bahnhof. Da hat es ein schattiges Cafe. Frühzeitig gehen wir über den Zoll und warten auf den Zug.
Um 13.58 Uhr, also nach 3 Stunden Wartezeit, fährt unser Zug nach Lyon ab. Während der Fahrt wird es draussen immer dunkler und dunkler. In Lyon treffen wir um 15.50 Uhr ein. Es weht ein starker Wind. Aber es ist immer noch sehr warm. Unser nächster Zug fährt um 16.22 Uhr weiter. Er ist nicht mehr so modern, aber auch komfortabel. Etwa 30 Minuten nach der Abfahrt stellen wir fest, dass es regnet. Es ist immer noch sehr grau und dunkel. Wir treffen um 18.04 Uhr in Beaune ein. Da müssen wir abermals umsteigen. Der Bahnhof ist sehr veraltet, dafür ist unser Zug nach Nevers sehr modern. Jetzt fahren wir mit einer Diesellok. Unterwegs sehen wir einen wunderbaren Regenbogen. Auf einem Feld steht ein Fuchs und beobachtet den Zug.
Die Landschaft zwischen Genf und Nevers ist zuerst sehr offen und weit mit riesigen Getreide- und Sonnenblumenfeldern. Später wird sie kleinräumiger, mit Weiden, auf denen fast weisse Kühe mit ihren Kälbern grasen.
Um 20.32 Uhr treffen wir in Nevers ein. Unser vorreserviertes Comfort-Hotel ist gleich beim Bahnhof. Das Zimmer ist zwar klein, aber gut und sauber. Nach dem Duschen geht’s zum Essen. Beim Türken isst Peter einen Kebab mit Pommes. Dazu gibt’s Wein. Nachher machen wir noch einen Rundgang durch das Zentrum und gehen zu einem Schlummertrunk.

13. Juli 2010: Nevers – La Charité-sur-Loire – Sancerre – Bonny-sur-Loire
Nach dem Frühstück und dem Packen geht’s aufs Velo. Der Himmel ist blau mit weissen und grauen Schleierwolken. Zuerst fahren wir in Richtung Flugplatz und daran vorbei. Schon bald geht es über die Loire. Einige Male müssen wir uns auf der Karte orientieren. Aber wir finden den Einstieg in den Veloweg sehr gut. Der ist hier ganz neu erstellt. Es hat nur wenige Streckenteile mit Schlaglöchern. Wir kommen sehr gut voran. Meistens ist uns Petrus gut gesinnt, und der Wind kommt von hinten oder wenigstens seitlich. Unser Highlight des Tages ist ein Goldfasanmännchen, das fliegend unsern Weg kreuzt. Wir sehen auch Eichhörnchen und hören verschiedene Vögel, die wir zum Teil bestimmen können.
Bei Charité-sur-Loire treffen wir ein Ehepaar aus Avignon. Da können wir Französisch üben. Bei der Schleuse in Bannay unterhält sich Peter mit dem Schleusenwart und lässt sich alles genau erklären. Die Schleuse ist ganz von Hand betrieben. Wir fahren nun einen Kanal entlang, der „beschifft“ ist. Auf einem Rastplatz essen wir unsere Früchteresten. Es ist heiss und das Trinkwasser wird etwas knapp. Wir fahren weiter in der Hoffnung, ein Bistro oder etwas dergleichen im nächsten Dorf zu finden. Die Dörfer sind aber wie ausgestorben. Beim Atomkraftwerk geht Peter in ein Naturschutzcenter. Hier können wir unsere Flaschen mit kaltem Wasser füllen. Nachher geht es noch 15 Kilometer weiter. Wir finden unterwegs noch eine Bar und trinken einen Kaffee und eisgekühltes Wasser. Vor Bonny-sur-Loire überqueren wir die Loire und fahren ins Städtli. Wir finden im Hotel des Voyageurs ein Zimmer für 40 Euro.
Nach dem Duschen gehen wir zum Einkaufen für den nächsten Tag und zu einem Apéro auf den Hauptplatz. Das Nachtessen nehmen wir in unserem Hotel ein. Es ist das zweite Highlight dieses Tages: Zuerst ein Amuse Bouche, dann als Vorspeise einen Linsensalat mit ganz fein geschnittenen Karotten, Tomaten an einer scharfen Senfsauce mit Rohschinken, Tomätli, Frischkäse und getrocknetem Ziegenfleisch garniert. Zum Hauptgang gibt es ein Schweinsfilet geschnitten, an reduzierter Rotweinsauce auf gestampften Kartoffeln mit Karotten in Kreuzkümmel gegart. Dazu gibt es noch ein Dessert. Peter wählt einen Pfefferminzpudding. Das ganze wird sehr schön und vornehm serviert und kostet ganze 19 Euro.
Wir sind heute rund 90 Kilometer gefahren und 5 Stunden auf dem Velo gesessen.

14. Juli: Bonny-sur-Loire – Briare – Gien – St-Gondon – Sully-sur-Loire – St-Père-sur-Loire
Wir haben beide gut geschlafen. Nach einem feinen Zmorge und Plaudern mit einer belgischen Männerradgruppe, die mit einem Begleitbus nach Lourdes unterwegs ist, machen auch wir uns bereit und fahren los. Wir fahren auf sehr schönen, romantischen Radwegen der Loire entlang. In Briare fahren wir über eine Kanalbrücke. Leider fährt gerade kein Boot darüber. Die Brücke wurde 1890 -1894 gebaut.
Wir überqueren mit dem Kanal die Loire. Am andern Ufer finden wir den Radweg nicht. Also fahren wir den Kanal entlang, über den Kanal und dann auf den Höhenzug. Oben angekommen finden wir auch keinen Radwegwegweiser. Also einfach nordwärts. Wir kommen wieder ins Tal und sehr bald nach Gien. Hier können wir zuschauen, wie das Feuerwerk für den Abend (14. Juli, Französischer Nationalfeiertag) vorbereitet wird. Wir fahren weiter auf einer Landstrasse, die unterschiedlich Verkehr hat und immer rauf und runter geht. Aber der Wind ist uns hold. Er kommt meistens von hinten. So können wir zwischen 20 und 24 km/h fahren. In St-Gondon lesen wir, dass die Festivität zum 14. Juli nicht im Freien stattfindet, sondern in den Gemeindesaal verlegt wird. Der Grund sind schwere Unwetter, die angesagt sind. Kurz nach 12 Uhr fahren wir in Sully-sur-Loire ein. Im Angesicht des Schlosses nehmen wir unser Mittagessen ein. Nachher schauen wir das Schloss noch näher an. Bereits jetzt beginnt es zu stürmen, und der Himmel wird immer dunkler. Wir treffen auf eine österreichische Radfahrergruppe, die mit einem Car mit Veloanhänger unterwegs ist.
Wir fahren über die Loirebrücke nach St-Père-sur-Loire. In der Zwischenzeit ist der Himmel ganz schwarz und der Wind hat sich noch verstärkt. Wir beschliessen, in St.-Père-sur-Loire ein Zimmer zu suchen. Wir finden es im Schlosshotel für 48 Euro. Das Zimmer ist etwa gleich gross wie die letzten zwei. Kaum haben wir die Velos in der Garage und unser Gepäck im Zimmer, beginnt es zu regnen. Dieser Regen mit Sturm dauert etwa zwei Stunden. Wir sind froh, dass wir richtig und schnell entschieden haben. Bis zum nächsten Dorf wären es etwa sieben km gewesen. Das wäre nicht ohne Nässe abgegangen.
Nach dem Regen machen wir eine kleine Wanderung durch den Schlosspark von Sully, schauen uns Sully etwas an und gehen später essen. Peter isst eine traditionelle Wurst, die ihm aber nicht besonders schmeckt. Wir sind etwas enttäuscht, dass es zum Nationalfeiertag kein Feuerwerk gibt.
Wir sind heute rund 55 km gefahren und dreieinviertel Stunden auf dem Velo gesessen.


15. Juli: St-Père-sur-Loire – Orléans – Beaugency
Wir haben sehr gut geschlafen und bekommen unser Frühstück früher als die letzten zwei Tage. Der Himmel ist wieder blau mit Wolken. Ich glaube, heute erwartet uns Gegenwind.
Grosse Überraschung!!! bei den Velos: Mein Vorderrad hat einen Platten. Also, Peter, das heisst flicken. Wir finden drei kleine Scherben im Pneu. Das Flicken geht sehr gut und schnell. Nachher geht’s ab aufs Velo. Zuerst kommen wir ganz zügig voran, denn der Wind bläst seitlich von hinten. Nach einiger Zeit ändert es sich aber. Der Wind kommt meistens von vorne. Wir begegnen diesen Morgen einem Hasen und können Schafstelzen beobachten.
Der Gegenwind begleitet uns nun den ganzen Tag. Wenn wir so richtig im Wind fahren, zeigt der Kilometerzähler gerade so etwa 14 an. Am Mittag sind wir aber trotzdem in Orléans (56 km) angekommen. Hier besichtigen wir die Kathedrale. Der Platz rund herum wird umgebaut, und es herrscht ein Durcheinander und Platznot. Am Ufer der Loire nehmen wir unser Mittagessen ein. Im Gegenwind geht’s weiter. Über St-Hilaire und Meung-sur-Loire erreichen wir Beaugency. Hier finden wir schnell ein Zimmer für 58 Euro im Hotel de la Sologne.
Frisch geduscht gehen wir ins Städtli, um unseren Durst zu stillen. Wir suchen uns ein Restaurant zum Nachtessen. Zuerst machen wir aber noch einen Spaziergang auf die Brücke und der Loire entlang. Heute isst auch Peter Salat. Nachher gibt’s noch ein Bier und Wein, bevor wir schlafen gehen.
Wir sind heute 86.5 km gefahren und fünfeinhalb Stunden auf dem Velo gesessen.

16. Juli: Beaugency – St-Dyé-sur-Loire – Château de Chambord – Blois – Monteaux
Nach einer ruhigen Nacht und einem feinen Frühstück fahren wir los. Nach etwa zwei Kilometern merkt Peter, dass er sein Velotäschli vor dem Hotel hat liegen lassen. Er fährt zurück und ich warte. Er hat Glück. Ein Angestellter des Hotels hat es gefunden. Also können wir weiter fahren. Wir haben zum Teil bereits wieder Gegenwind, kommen aber trotzdem recht gut voran. In St-Dyé möchten wir die Kathedrale anschauen. Sie wird aber renoviert und ist darum geschlossen. Also geht’s weiter nach Chambord. Aber wir verpassen die richtige Abzweigung und landen in Montlivault. Mit Hilfe der Karte finden wir mit zehn km Umweg das Château trotzdem noch. Das Château de Chambord ist grossartig. Es ist das grösste Loireschloss, in Staatsbesitz und steht dem Präsidenten zum Ferienmachen und Jagen zur Verfügung. Wir schauen uns die Anlage von aussen an und fahren dann weiter in Richtung Blois. Die Stadt betrachten wir nun vom andern Loireufer aus und essen dazu unser Zmittag, das wir bei unserem Umweg an einem Bauernstand eingekauft haben. Die flachen Pfirsiche und die Aprikosen schmecken ausgezeichnet.
Es soll noch jemand sagen, den Flüssen entlang sei alles flach. Auch heute geht es immer wieder auf und ab, und das bei Gegenwind. In Candé-sur-Beuvron gehen wir in einer kleinen, etwas verlotterten Bar einen Kaffee und kaltes Wasser trinken. Nachher geht’s durch den Bois Brûlé. Unser Ziel ist Chaumont-sur-Loire, ein nächstes Schloss. Wir fahren von der Anhöhe steil ins Dorf hinunter. Zuerst suchen wir ein Hotel. Wir finden zwar eines, das ist aber wegen Renovation geschlossen. Wir beraten miteinander und lassen uns noch von zwei Einheimischen beraten, bekommen aber von ihnen unterschiedliche Ratschläge. Also beschliessen wir, über die Brücke nach Onzain zu fahren. Hier finden wir zwei Hotels. Auf jeder Seite der Bahnlinie eines. Beide sind geschlossen ohne Information, und es ist niemand zu finden. Wir beraten und beschliessen, auf dieser Seite der Loire weiter zu fahren. In Monteaux sehen wir ein grünes Schild mit der Bezeichnung Gîtes Chambres d’hôtes. Peter geht nachfragen. Gleichzeitig beginnt es zu regnen. Das Zimmer ist eigentlich vergeben, aber wir bekommen ein Zimmer ohne Dusche, nur mit einem WC auf dem Gang. Wenn wir schnell machen, können wir im andern Zimmer duschen. Wir steigen darauf ein und gehen uns schnell duschen, damit Jacqueline, die Frau des Besitzers, die Dusche für die andern Gäste wieder herrichten kann. Unser „Hotel“ für diese Nacht heisst „La Colombe“. Peter kann da essen und für mich gehen wir im Dörfli eine Melone kaufen. In einer kleinen Bar gehen wir noch zu unserem ersten Apéro an diesem Tag. Es regnet bereits nicht mehr. Mal sehen, was es zum Znacht gibt. Wir besichtigen mit dem Chef des Hauses seine Taubenzucht. Er hat 250 Tauben und eine schönen Garten, den er mit Elektrozaun vor den Rehen schützen muss. Mit den Tauben geht er an Ausstellungen, er selber ist auch Preisrichter. Bevor die andern Gäste kommen, telefonieren sie. Monsieur muss feststellen, dass sie nicht zu zweit, sondern zu viert kommen. Jetzt hat er ein Problem, denn das zweite Zimmer haben ja wir. Aber er meistert es sehr gut und legt einfach in das andere Zimmer noch zwei Matratzen auf den Boden. Die Gäste treffen ein. Es sind Grosseltern mit zwei Nichten, die etwa 25 und 16 Jahre alt sind. Die Grossmutter ärgert sich zuerst sehr stark, beruhigt sich dann aber, und alles ist in Butter. Der Grossvater spricht nur ganz leise und fast nichts. Er ist auch gehbehindert. Ich glaube, dass er einen Schlaganfall hatte. Die Grossmutter betreut ihn jede Sekunde.
Zum Essen gibt es Brötli mit Entenleberpaste, Macédoine de Légumes in Schinken gerollt (russischer Salat), Tauben auf Gemüse (Karotten und Erbsen aus dem Garten plus eine Büchse Erbsen), Ziegenkäse und Rhabarberkuchen. Dazu gibt es zu jedem Gang einen besonderen Wein. Wir trinken weissen, rosé und roten Wein.
Wir sind heute 89 km gefahren und rund 6 Stunden auf dem Velo gesessen.

17. Juli: Monteaux – Amboise – Tours – Villandry – Langeais
Nach dem spannenden Abend mit dem feinen Nachtessen schlafen wir sehr gut. Um 07.30 Uhr gibt es für alle Frühstück. Das ist auch wieder speziell und vielfältig. Neben verschiedenen Broten gibt es Butter, Akazienhonig, Melonen-, Rhabarber-, Himbeer-, Kirschen-, Zwetschgenkonfi und Käse, dazu Milch, Kaffee und frische gelbrote Kirschen. Nach dem Frühstück bezahlen wir unsere Rechnung: 40 Euro für das Zimmer mit Frühstück und 22 Euro für das Nachtessen mit allem Wein. Wir verabschieden uns und fahren los. Bis Amboise fahren wir auf der Autostrasse. Dabei kommen wir am Gänsemast-Betrieb vorbei, wo die Gänseleber produziert wird, die Peter gestern gegessen hat.
Amboise, auf der andern Seite der Loire, ist sehr touristisch und hat natürlich auch ein Schloss. Wir machen einen kurzen Film- und Fotohalt. Nachher suchen wir den Ausgang aus der Stadt. Wieder mal geht es steil den Hügel hoch. Da gesellt sich ein kanadisches Paar zu uns, das ebenfalls den Weg sucht. Gemeinsam finden wir die Ausfahrt. Es geht weiter auf und ab durch ein Weingebiet. In Montlouis kommen wir wieder an die Loire hinunter. Hier sind viele Häuser und Weinkeller in die Felswand hinein gebaut. Am Flussufer beobachten wir Seidenreiher und Sternes (Flussseeschwalben). In Tours besichtigen wir die Kathedrale und essen vor dieser Kathedrale unser Mittagessen. Die Ausfahrt aus Tours finden wir sehr gut. Nach einigen Kurven geht es gerade aus auf eine Allee. Bei den Freizeitanlagen geht es rechts weg. Beim Golfplatz gehen wir einen Kaffee trinken. Nachher geht’s unter der Autobahn durch an den Fluss Cher. Da fahren wir auf dem Damm bis zum Château de Villandry. Beim Château stellen wir unsere Velos ab und machen eine Schlossparkbesichtigung für 6 Euro die Person. Diese Gartenanlage ist sensationell, siehe Fotos! Nachher fahren wir im flotten Tempo nach Langeais, unserem Tagesziel. Heute hatten wir nicht viel Gegenwind. Das Wetter war am Morgen sehr grau und kühl, wurde aber im Laufe des Tages immer besser. In Langeais finden wir sehr schnell ein Zimmer im Hotel Errard für 68 Euro. Das Hotel sieht sehr alt aus. Das Treppenhaus hat viele Ecken und Abzweigungen. Wie immer machen wir nach dem Duschen einen Rundgang durch die Stadt und genehmigen uns den ersten Apéro. In der Crêperie beim Schloss nehmen wir unser Nachtessen ein. Peter isst eine Galette und zum Dessert eine Crêpe Suzette. Nach dem Kaffee geht ins Hotel zum Schlafen.
Wir sind heute 78 km gefahren und viereinviertel Stunden auf dem Velo gesessen.


18. Juli: Langeais – Château d’Ussé – Candes-St-Martin – Turquant – Saumur
Nach einem Tag Velo fahren schläft es sich einfach gut. Das Frühstück ist hier ganz besonders. Es gibt: ein Gipfeli, vier kleine dunkle Brötli, ein Brioche, drei verschiedene Konfis, Butter, drei Erdbeeren, zwei Meringues, Vanillecreme, frisch gepressten Orangensaft, Milch und Kaffee. Für das Hotel bezahlen wir 69 Euro und für das grosse Frühstück von Peter 12 Euro und für meine Getränke 5 Euro.
Heute Morgen ist der Himmel ganz blau. Auf dem Platz vor unserem Zimmer wird ein Markt aufgebaut. Wie ich‘s aber sehe, werden nur Kleider verkauft. Wir packen unsere Velos und gehen auf den Markt einen Früchtestand suchen, den wir dann auch finden. Also können wir unser Mittagessen bei den Bauern günstig einkaufen. Wir fahren los. Unser erstes Ziel ist das Dornröschenschloss in Ussé. Wir erreichen es nach 16 km Fahrt. Für 13 Euros pro Person dürfen wir zur Besichtigung. Zuerst gehen wir in die Kapelle, dann in den Keller. Hier ist beschrieben, wie der Wein hergestellt wurde. Der Keller ist in der Felswand hinter dem Schloss. Die Steine, die ausgebrochen wurden, verwendete man für den Bau des Schlosses. Darauf besichtigen wir den Turm. Hier ist das Märchen Dornröschen mit lebensgrossen Figuren hinter Glasscheiben dargestellt. Nachher können wir auch noch durch den Estrich laufen, hier hat es allerlei Gerümpel aus alter Zeit. Zudem können wir verschieden Zimmer des Schlosses besichtigen. Wieder draussen, stellen wir fest, dass es heute sicher ziemlich heiss werden wird. Zum Glück führt unser Weg durch den Wald weiter. Es ist ein richtiger Märchenwald, der zum Schloss passt. Unser Mittagessen nehmen wir auf dem Kirchenplatz von Savigny zu uns. Die Melone, die Aprikosen und die Kirschen schmecken ausgezeichnet. Wir fahren weiter zwischen Sonnenblumenfeldern durch und sehen eines der Atomkraftwerke Frankreichs. Unser nächstes Ziel ist die Kirche von Candes-St-Martin. Hier besuchen wir die Kirche des heiligen Martin. Nachher steigen wir zu Fuss auf den angepriesenen Aussichtspunkt hinauf. Da sind wir etwa 80 Meter über der Loire. Wir geniessen eine wunderbare Aussicht. Nach dem Hinuntersteigen geht’s weiter. Kurz nach einem Aufstieg im nächsten Dorf, in Montsoreau, machen wir einen Halt. Es ist sehr heiss und wir haben kaltes Wasser nötig und Peter natürlich ein Eis. Wir geniessen in diesem Restaurant einen schönen Blick auf die Loire und das Château. Nachher geht es wieder hinunter und weiter der Loire entlang. Bei Turqant schieben wir unsere vollgepackten Velos eine 18%-Steigung wieder auf die 80 Meter hoch. Am Weg hat es Häuser, die ganz in den Felsen gebaut sind. Oben angekommen, stehen wir auf einer neuen Aussichtsplattform neben einer Kapelle, die renoviert wird. Kurz nachher haben wir die Wahl, weiter hoch in die Rebberge zu steigen, oder wieder runter an die Loire. Wir beschliessen, in den Rebbergen zu bleiben und nochmals etwas hoch zu trampen oder zu schieben. Es geht immer wieder runter in eine Stoppstrasse und dann sofort wieder steil hoch. Das ist natürlich mühsam. Die Sonne brennt unbarmherzig vom Himmel, und Schatten ist weit und breit nicht in Sicht. Unsere Erlösung ist das Stadtschild von Saumur. Wir kommen am Spital vorbei. Da steigt es ein letztes Mal, dann geht es nur noch runter. Beim Schloss machen wir einen kurzen Halt. Nachher geht’s weiter rasant in die Stadt hinunter. Beim ersten Zwei-Sterne-Hotel, das uns begegnet, bekommen wir ein Zimmer für 48 Euro und das Frühstück für 7 Euro. Nach dem Duschen geht’s ins Zentrum zu einem Apéro. Wir suchen uns ein Restaurant für das Nachtessen aus. Saumur ist eine recht grosse Stadt mit vielen Touristen. Für Peter gibt es heute einen Salat mit Ziegenkäse in Paniermehl gebacken. Ich bekomme einen Salatteller mit Tomaten, grünem Salat, Peperoni, Weinbeeren und Trübeli, auch sehr gut. Dazu trinken wir Roséwein und Wasser, nachher einen Kaffee. Zum Abschluss des Tages geht’s noch auf die Place St. Pierre zu einem weiteren Glas Rosé.
Wir sind 59 km gefahren und dreieinhalb Stunden auf dem Velo gesessen.


19. Juli: Saumur – Gennes – Le Thoureil – St-Mathurin-sur-Loire – Chalonnes-sur-Loire
Das Frühstück schmeckt. Nach dem Beladen der Velos geht‘s noch auf die Post, zum Briefmarken kaufen, damit wir mit dem Karten schreiben beginnen können. Nachher fahren wir aus der Stadt hinaus. Wir kommen sehr gut voran. Es geht aber, wie die letzten Tage, nicht einfach gerade aus, sondern in die Rebberge hoch und wieder an die Loire hinunter. In Gennes verpassen wir den richtigen Weg, kommen wieder auf die Ebene über der Loire und fahren in die falsche Richtung. Wir fahren von der Loire weg. Mit Sonnenstand und Phantasie finden wir wieder an die Loire, auf die wir in Le Thoureil treffen. Wir sind sicher so sechs bis acht km zu weit gefahren, aber es hätte auch schlimmer sein können. Ab da geht’s weiter, alles der Loire entlang, über die Loire, den Nebenflüssen entlang. Wir fahren an Gemüse- und Blumenfeldern vorbei, (Spargeln, Zwiebeln, Lauch, Süssmais, Astern, Dahlien…) bis nach La Daguenière. Hier gehen wir in einer Bar einen Kaffee und kaltes Wasser trinken. Nachher suchen wir uns einen schattigen Platz zum Mittagessen, denn in der Zwischenzeit ist es recht heiss geworden. Gestärkt geht es weiter, alles dem Wasser entlang, zum Teil im Schatten, aber auch an der Sonne, bis nach Bouchemaine. Hier wäre die Abzweigung nach Angers. Aber wir lassen diese Stadt rechts liegen und fahren weiter. Zuerst geht es der Loire entlang, dann unter der Bahn durch und recht steil in die Rebberge hinauf. Das heisst für mich wieder einmal etwas schieben. Ich bin aber nicht die einzige. Ein Ehepaar mit je einem alten Anhänger am Velo ist auch am Schieben. Ich überhole die Frau noch beim Fahren. Mit dem Mann komme ich fast gleichzeitig schiebend oben an. Er stellt sein Velo ab und läuft zu seiner Frau zurück, um ihr das Velo abzunehmen. Vorher stellt er aber fest, dass Peter weiter fährt und mir nicht helfen kommt. Er findet das nicht sehr galant. Mein Kommentar ist: „Selbst ist die Frau!“ Von nun an geht’s rauf und runter, bei Savennières wieder steil hoch. Weil die Steigung aber nicht sehr lang ist, muss ich nicht schieben. Bei der Kirche gehen wir einen Kaffee und das obligate kalte Wasser trinken. Die beiden mit dem Veloanhänger aus dem letzten Jahrhundert sind wieder am Schieben. Wieder geht der Mann und nimmt seiner Frau das Velo ab und schiebt es hoch. Als sie an uns vorbei fahren, rühmt Peter ihn als Gentleman. Gestärkt und wieder etwas herunter gekühlt geht es weiter auf und ab und dann endgültig an die Loire hinunter. Wir beschliessen, in Chalonnes-sur-Loire zu übernachten. Da das nicht am Veloweg liegt, fahren wir nach der ersten Brücke weiter über die zweite und die dritte. Wir suchen ein Hotel, finden aber kein angeschriebenes Haus. Eine ältere Frau macht uns auf ein Gîtes aufmerksam. So landen wir bei Madame Chantal Besnard. Wir bekommen ein tolles Zimmer auf dem Dachboden des Unterstandes für 54 Euro mit dem Frühstück. Beim Apéro im Städtchen stellen wir fest, dass der Lastwagenverkehr hier ausserordentlich gross ist. Hier muss eine wichtige Kreuzung sein. Wir laufen noch etwas herum, finden aber nichts besonders Sehenswertes. Das einzige, was es hat, ist viel Verkehr mit Stau auf der Brücke. Am Loire-Ufer ist es aber schön. Wir besuchen das einzige offene Restaurant. Es ist eine Pizzeria. Nachher gehen wir früh schlafen.
Wir sind 81 km gefahren und fast 5 Stunden auf dem Velo gesessen.

20. Juli: Chalonnes-sur-Loire – St-Florent-le-Vieil – Ancenis – Champtoceaux – Nantes
Wir bekommen ein tolles Zmorge, das aus Milchkaffe, drei Konfis, Butter, selbstgemachtem Joghurt, Jus, Milchreis, Küechli, gedörrten Apfelringen, Kirschen, Aprikosen und zwei verschiedenen Broten besteht. Nach dem Packen und der Verabschiedung vom Ehepaar Besnard gehen wir auf den Markt, der gerade vor der Haustüre unserer Unterkunft stattfindet. Wir kaufen unser Mittagessen ein und Peter sein Znüni, das natürlich aus Crevetten, frisch vom Fischer, besteht. Nachher geht’s los: Über die Brücke, dann die zweite Abzweigung links. Wir fahren einige Kilometer auf einer Insel. Wunderbar! Nach etwas mehr als 12 Kilometern treffen wir auf ein Schweizer Ehepaar aus dem Toggenburg. Sie stammt aus dem Seetal, aus Ballwil. Natürlich wird geschwatzt und Erfahrungen ausgetauscht. Kurz nach St-Florent-le-Vieil setzen wir uns an der Loire auf eine Bank. Peter muss seine 17 Crevetten, die er für zwei Euro gekauft hat, essen. Nachher geht’s weiter, durch die schöne Landschaft mit Mohn, Kamille, Viehweiden und Kiebitzen. Wir müssen einige Male einfach vom Velo steigen und staunen. Zudem machen wir an einer Befragung über den Loire-Radweg mit und bekommen Leuchtwesten geschenkt. Bei Ancenis fahren wir über die Brücke, die Anjou und die Bretagne trennt. Im Park am Loireufer essen wir Melone, Kirschen und Aprikosen. Nachher geht’s auf dem rechten Ufer weiter, teilweise dem Bahngeleise entlang. Wir sehen mehrmals einen TGV vorbeisausen und fragen uns, ob er vielleicht ab La Baule fährt. Bei Oudon überqueren wir die Loire abermals. Jetzt geht’s hoch nach Champtoceaux, um die Aussicht 70 Meter über der Loire zu geniessen. Ich schaffe es fast, bis nach oben zu fahren. Nur ganz am Schluss muss ich noch schieben. Peter hilft mir dabei. Der Aufstieg hat sich wirklich gelohnt. Die Aussicht auf das Val de Loire ist sensationell. Wir suchen einen Weg, um den Aufstieg nicht zweimal zu machen. Wir finden einen. Nach la Varenne müssen wir den Radweg suchen. Wir finden eine Strasse der Loire entlang. Peter geht auskundschaften, und ich fahre später nach. Mit sehr viel Gegenwind kommen wir zur Brücke bei Mauves-sur-Loire. Da gehen wir einen Kaffee und ein Cola trinken. Nachher geht’s wieder auf den Radweg. In Thouaré-sur-Loire wollen wir übernachten. Wir finden aber keine Unterkunft. Also wieder auf den Radweg und los in Richtung Nantes und in die Stadt hinein. Beim dritten Anlauf finden wir im B+B Hotel ein Dreierzimmer für 62 Euros. Mit Frühstück, Kurtaxe und Veloparkplatz kommt es aber auf 73 Euros. Nach dem Duschen geht’s ab in die Stadt. Hier ist wirklich viel los. Die kleinen Restaurants in den Gassen sind gut besetzt. Wir geniessen den Apéro und suchen uns ein Restaurant für das Nachtessen. Es hat eine sehr grosse Auswahl. Das Wetter ist angenehm warm und wir können draussen auf der Gasse essen. Peter isst ein Entrecôte mit Pommes und Salat und ich einen Salat. Nachher laufen wir zum Hotel zurück und trinken unterwegs noch einen Schlummertrunk. Wir müssen feststellen, dass ich mein Tagebuch beim Nachtessen liegen gelassen habe. Also geht’s nochmals runter in die Altstadt. Dort liegt es für uns bereit, und der Kellner kommt uns mit dem Buch entgegen. Nun geht’s endgültig zum Schlafen.
Wir sind 89 km gefahren und 5 Stunden 35 Minuten auf dem Velo gesessen.


21. Juli: Nantes – Port Launay – Le Pellerin – Paimboeuf – Corsept – Manoir de l`Espérance
Wir erwachen und müssen feststellen, dass es draussen sehr grau ist. Wir gehen zum Frühstück. Zurück auf dem Zimmer stellen wir fest, dass es wie aus Kübeln regnet. Wir beschliessen, noch etwas zu warten, uns auf das Bett zu legen und fern zu schauen. Um 09.30 Uhr beschliessen wir, trotz Regen zu fahren. Wir packen unsere Velos in der Garage. Es regnet nicht mehr so stark, und im Westen hellt es auf. Zuerst fahren wir zur Kathedrale, da beginnt es wieder stärker zu regnen. Also ziehen wir unsere Regenschütze an. Wir besichtigen die Kathedrale und bekommen vom Sigrist die Erklärung, dass das hier die sauberste Kathedrale Frankreichs sei, weil sie 1972 abbrannte und dann wieder aufgebaut und renoviert wurde. Wieder draussen, regnet es bereits nicht mehr so stark. Wir fahren zum Schloss und besichtigen es, aber nur von aussen. In der Zwischenzeit hat es aufgehört zu regnen, und wir können unsere Regenschütze wieder einpacken. Nun suchen wir den Weg aus der Stadt, um auf den Veloweg zu gelangen. Wir finden ihn sehr schnell und fahren etwa 12 Kilometer durch Industriegebiet. In Port Launay nehmen wir die Fähre (gratis) nach Le Pellerin. Wir lernen zwei Bernerinnen kennen, die das gleiche Ziel haben wie wir. Sie sind ebenfalls mit dem Velo unterwegs. In St. Pellerin gehen wir zuerst einen Kaffee trinken. Von hier aus telefoniert Peter mit einem chambre d‘hôtes. Scheinbar gibt es vor la Baule nur noch eine Möglichkeit zu übernachten. Weil es bis La Baule noch fast 100 Kilometer sind, wollen wir nicht die ganze Strecke machen. Das Zimmer ist reserviert, also können wir in aller Ruhe losfahren. Nach einiger Zeit kommen wir an einen Kanal, dem  wir entlang fahren. Am Ufer hat es viele Fischer. Auf einer Bank nehmen wir unser Mittagessen zu uns und schauen dem Fischer auf der andern Seite zu. Unterwegs hat es auch zwei Schleusen, die aber nicht mehr in Betrieb sind. Wir fahren mehr oder weniger immer dem Kanal entlang bis nach Paimboeuf. Hier versuchen wir in einem Handwerkermarkt einen Pneu für mein Velo zu kaufen. Aber erfolglos. Auf der andern Seite der Strasse hat es einen Super U. Aber auch hier sind wir bezüglich Velopneu erfolglos. Wir kaufen aber Studentenfutter, Nüsse, Brot und Strassburger Salat für Peter, er hat Hunger.
Wir fahren ins Zentrum von Paimboeuf. Es ist eine Industriestadt. Wir setzen uns an die Loire auf die „Bsetzisteine“, da es nichts anderes zum Sitzen gibt. Peter isst mit Genuss seinen Salat und ich esse Nüsse. Auf der Hauptstrasse mit sehr viel Verkehr geht‘s weiter nach Corsept. Wir fahren in die Ortschaft hinein, finden aber keinen Hinweis auf das Zimmer. Also zurück auf die Hauptstrasse und aus Corsept hinaus. Und richtig, etwa drei Kilometer ausserhalb des Dorfes finden wir unsere Unterkunft. Sie heisst Manoir de l‘Espérance. Das Haus mit grossem Garten liegt an der Strasse und ist weit und breit allein. Es ist sicher ein altes Landhaus, das umfunktioniert wurde. Es wird von einer Frau geführt, die auf Schritt und Tritt von ihrem Hund begleitet wird. Wir bekommen ein Zimmer, das richtig schön altmodisch ist. Es hat eine freistehende Badewanne mit Blumengemälde, ein Lavabo mit braunen Blumen, Wänden mit Blumentapeten, Falt-WC-Türe…….
Wir fühlen uns gut aufgehoben. Nach dem Duschen und etwas Ausruhen setzen wir uns in den Garten zu einem Glas Wein und zu einem Bier. Auf einer kleinen Wanderung erkunden wir die Umgebung und suchen dabei einen Weg an die Loire, aber ohne Ergebnis.
Das Nachtessen ist fertig und wir setzen uns mit den andern Gästen an den Tisch. Wir treffen da wieder auf die zwei Bernerinnen und eine französische Familie, bestehend aus drei Generationen. Zum Essen gibt es: Melone mit Rohschinken, Brot mit gesalzener Butter, Ente auf gebratenen Kartoffeln, Erbsen, Karotten und als Dessert einen Früchtekuchen. Für mich gibt es einen Salatteller, auf den Gurken hat es Pfefferminze, was sehr gut schmeckt.
Wir sind 52 km gefahren und dreieinhalb Stunden auf dem Velo gesessen.

22. Juli: Corsept – Pont de St-Nazaire – St-Marc – Pornichet – La Baule
Wir schlafen ausgezeichnet, obwohl das Bett sehr weich ist. In der Nacht hören wir zweimal, wie es regnet. Als wir um sechs Uhr aufwachen, merken wir aber, dass der Himmel schon blaue Flecken hat. Der Verkehr auf der Strasse Richtung Pont de St-Nazaire ist bereits sehr stark. Um acht Uhr gehen wir zum Frühstück. Neben dem Normalen gibt es selbstgemachte Konfi, z.B. Melone mit Pfefferminze und Aprikose mit Rosmarin und eine aufgeschnittene grosse Brioche. Anschliessend gehen wir aufs Zimmer und bepacken anschliessend die Velos, bezahlen die Rechnung und ab geht’s. Wir sind gespannt auf den Pont. Der Radweg führt uns kreuz und quer durch Kuh- und Rinderweiden. Auf einmal sehen wir die Brücke. Wir sind bereits sehr nah. Seitlich fahren wir an die Brücke heran und müssen feststellen, wie schmal der Velostreifen ist. Also, allen Mut zusammen­nehmen und starten. Ich will zuerst schieben. Peter rät mir aber zu fahren. Ich nehme allen Mut zusammen und steige aufs Velo. Ich merke, dass es wirklich besser ist zu fahren. Das „Hinaufsteissen“ geht eigentlich sehr gut, wenn die Autos und die Lastwagen nicht zu nah heran fahren. Wenn sie zu nah kommen, wirkt sich das wie ein Sog aus. Ich schaffe es fast bis nach oben. Dann schiebe ich noch den Rest. Das Herunterfahren erweist sich als weit gefährlicher. Es hat nur noch eine Spur. Darum kommen die Lastwagen und die Wohnwagen sehr nahe, und sie ziehen mich an. Wenn ich einen Lastwagen höre, steige ich ab und warte, bis er vorbei ist. Das Ziel vor Augen trete ich ganz kräftig in die Pedalen. Der Lastwagen hinter mir merkt das und überholt mich nicht. Uff, geschafft!! So komme ich zwar mit Herzklopfen, aber wohlbehalten unten an, wo Peter auf mich wartet. Diese Brücke würde ich nie mehr machen. Gegen Anmeldung könnte man übrigens das Velo auf den Bus verladen und mit dem Bus über die Brücke fahren. Wir erholen uns etwas und fahren dann weiter. Richtig markiert ist der Weg nun nicht mehr. Wir finden aber einen Weg durch das Hafengelände und die Gartenanlagen von St-Nazaire. In St-Marc treffen wir auf einen Markt. Günstig decken wir uns mit einem Kilo Aprikosen für einen Euro und zwei Melonen für 1.50 Euro ein. Zudem kaufen wir noch Nature Joghurt. Am Strand von Monsieur Hulot essen wir unser Zmittag. Wir sind am Atlantik! Nachher fahren wir weiter, immer unserem Gefühl nach. So kommen wir nach Pornichet. Da erkennen wir den Strand von La Baule aus unseren Erinnerungen wieder. Bei der richtigen Strasse zweigen wir ab und finden das vorreservierte Hotel du Bois sofort. Wir werden erwartet und sehr herzlich von Madame begrüsst. Zuerst erhalten wir einige Infos. Nachher werden wir aufs Zimmer geführt. Es ist recht gross und geräumig und gefällt uns sehr gut. Endlich können wir mal unsere Kleider auspacken, da wir ja sechs Nächte hier bleiben. Wir ziehen uns um und gehen an den Strand. Die Sonne scheint. Eigentlich wäre es sehr warm, wenn nicht ein so starker Wind wehen würde. Es hat nicht sehr viele Menschen am Strand. Die Wellen sind recht hoch. Peter, der vom Meer zurückkommt, sagt, das Wasser sei kalt. Neu gibt es nun tolle Duschen. Wir legen uns in den Sand und geniessen das Meeresgeräusch, die Wärme und den Meeresduft. Später schlendern wir durch La Baule zurück ins Hotel, natürlich mit einem Apéro unterwegs.
Im Hotel wird geduscht und sich etwas erholt. Nachher ziehen wir uns für den Ausgang an. Wir gehen zurück an die Promenade und ins Zentrum. Auf einem kleinen Platz trinken wir nochmal ein Glas Wein. Nachher geht’s auf die Suche nach einem Restaurant zum Essen. Peter sieht auf einem Plakat ein tolles Angebot: Moules a la marinière mit frites für 9 Euro. Also hinein. Im Garten bekommen wir einen Tisch. Für mich gibt’s Salat. Dazu trinken wir cidre brut. Es schmeckt ausgezeichnet. Gemütlich spazieren wir am Bahnhof vorbei ins Hotel zurück und gehen schlafen.
Wir sind 43 km gefahren und knapp 3 Stunden auf dem Velo gesessen.

23. Juli: La Baule
Wir haben beide gut geschlafen, nur die Hüftknochen tun etwas weh. Ich muss mich wohl noch etwas an das Bett gewöhnen. Nach einem feinen „normalen“ Frühstück machen wir uns bereit. Wir gehen am Morgen durch verschiedene Bradreries (Marktstände mit stark heruntergesetzten Markenartikeln), vor allem mit Kleidern. Ausser einem Pilzmesser kaufen wir aber nichts. Wir begeben uns zum Bahnhof. Da kaufen wir ohne grosse Mühe eine Fahrkarte für uns und die Velos für den TGV um 10.05 Uhr nach Paris. Wir haben in Paris sogar mehr Zeit zum Umsteigen, als wenn wir den Zug um 06.00 Uhr nehmen würden.
Unser Mittagessen besteht aus einer Melone und Aprikosen, die wir auf einer Bank an der Promenade einnehmen. Wir trinken in einem Strand-Restaurant einen cidre. Peter geht noch eine Runde schwimmen, was natürlich nie ausgelassen werden darf. Ich setze mich in den Sand und geniesse das Meer. Am Nachmittag marschieren wir dem Strand entlang nach le Pouliguen, das durch einen Fluss von La Baule getrennt ist. Bei 24 Grad und recht viel Wind setzen wir uns an die Sonne. Peter isst eine Glace. Mit der Motorfähre fahren wir für 0.65 Euro über den Fluss zurück nach La Baule. Nachher geht’s wieder zu Fuss dem Meer entlang. Nach dem Casino schwenken wir in die Einkaufsstrasse ab. Hier wir auf einer Bühne Jazz-Musik gespielt. Wir hören etwas zu und gehen dann weiter quer durch die Stadt zum Hotel zurück zum Duschen und frisch machen für den Abend.
Wir beschliessen, im Quartier zu essen, da wir ja heute schon viel gelaufen sind. Also, auf die Suche nach einem feinem Restaurant. Die Frage ist ja: Wonach hat Peter Lust? In einer Seitengasse finden wir eine Crêperie. Peter isst eine Crêpe mit Roquefort und ich einen Salat. Dazu trinken wir natürlich cidre. Nach dem Essen und dem Bezahlen stellen wir fest, dass die beiden jungen Bernerinnen im selben Restaurant gegessen haben. Wir trinken mit ihnen noch ein Glas Wein und tauschen unsere Erfahrungen aus. Sie fahren morgen nach Hause und müssen ihre ausgeliehenen Räder in St-Nazaire abgeben, aber nicht aus dieser Seite der Brücke, sie müssen also nochmals darüber!! Wir wünschen ihnen viel Glück dabei und verabschieden uns nach 23 Uhr von ihnen. Wir gehen schlafen. So spät war es auf der ganzen Veloreise noch nie.
Wir waren heute etwa 3 Stunden zu Fuss unterwegs.


24. Juli: La Baule – Le Pouliguen – Batz-sur-Mer – Le Croisic – Marais salants – La Baule
Wir haben gut geschlafen. Nach dem üblichen Morgenritual und der Veloweg-Beratung durch den Chef des Hauses machen wir uns bereit zum Velofahren. Wir fahren dem Strand entlang bis zu den vier Sterne Hotels, dann geht’s hinten durch nach le Pouliguen. Da gehen wir zuerst auf den Markt, um unser Mittagessen einzukaufen. Nachher geht’s weiter, alles er Küste entlang nach Batz-sur-Meer. Wir machen bei einer felsigen Bucht Halt und steigen hinunter. Da finden wir in den Felsen und Tümpeln einiges Getier, das die Flut zurück gelassen hat, z.B. Seesterne, Krabben…. Die Muscheln und Napfschnecken geben ein Geräusch von sich, das wie ein immerwährendes Summen tönt. Wir steigen wieder hoch, und es geht weiter in Richtung la Pointe du Croisic. Auch hier klettern wir in den Felsen herum, setzen uns auf die grossen Felsen und essen unser Mittagessen. Nachher geht’s weiter bis zum Océarium. Dem statten wir einen Besuch ab. Es ist faszinierend. Man kann auch unter den Haien durchlaufen. Nachher geht‘s weiter nach Le Croisic zum Hafen, wo viele ihr Glück beim Fischen versuchen. Die Weiterfahrt führt uns an den Rand der marais salants. Wir fahren etwas hinein und dann in Richtung le Pouliguen wieder hinaus. So kommen wir wieder zurück nach la Baule. Peter geniesst noch einen „Schwumm“ in Meer. Ich setze mich auf eine Bank und geniesse es einfach. Nachher geht’s zurück in unser Hotel zum Duschen. Für den Abend laufen wir die fünf km nach le Pouliguen. Dort findet ein bretonisches Fest statt. Wir essen und trinken sehr gut. Peter isst Moules à la crème mit frites und ich einen Salat. Dazu gibt’s wie immer in der Bretagne einen cidre. Nachher flanieren wir noch ein wenig, hören der Musik zu, schauen, wie im Kreis getanzt wird und laufen die fünf km zurück nach la Baule zum Schlafen.
Wir sind heute 39 km Velo gefahren, rund zweieinhalb auf dem Sattel gesessen und zweieinhalb Stunden zu Fuss unterwegs gewesen.

25. Juli: La Baule – Sainte-Marguerite – Pointe de Chémoulin – La Baule

Wir erwachen erst um 8 Uhr! Entsetzt stellen wir fest, dass es in der Nacht geregnet hat und es immer noch leicht regnet. Das Wetter bessert sich aber, und nach dem Frühstück hört es auf. Wir gehen ins Zentrum, auf den Flohmarkt. Spannend, was da alles verkauft wird: Möbel, die bei uns kein Brockenhaus nehmen würde, defekte Puppen, viel Silberbesteck, das nicht sehr billig ist, gewisses Porzellan, das bis 100 Euro kostet. Wir gehen zurück und kaufen auf dem Rückweg als Mittagessen, eine Melone und Birnen. Auf unserem Zimmer ziehen wir uns fürs Velofahren um. Wir fahren zum Hafen von Pornichet. Dort essen wir unsere Früchte und lassen die Flut auf uns wirken. Nachher geht’s weiter bis an das Stadtende von Pornichet. Jetzt beginnt gleich die Stadt St. Nazaire. Bei einem Park stellen wir unsere Velos ab. Wir gehen zu Fuss weiter. Wir wollen eine Côte-Wanderung machen. Nach kurzer Zeit landen wir auf der Plage Sainte-Marguerite. Wir „durchsanden“ sie und steigen wieder hoch. Es geht nun auf und ab, zum Teil müssen wir auf der Autostrasse wandern. Beim nächsten Strand nimmt Peter ein Bad. Das Meer ist sehr wild, die Flut kommt. Peter wird von einer Welle auf einen Felsen gedrückt und holt sich dabei einen rechten „Kräbel“ am Rücken. Das Wetter wird immer besser, sogar heiss, darum kann er sich an der Sonne trocknen lassen. Nachher geht‘s hoch zu einer Radarstation und vorbei an einem FKK-Strand: die armen weissen „Füdli“ und Busen!! Wir wandern bis zu dem Punkt, von dem wir auf die Plage de Monsieur Hulot sehen können. Da kehren wir um. An der Plage de Sainte-Marguerite gehen wir einen Apéro trinken. Mit den Velos fahren wir zum Hotel nach La Baule zurück.
Wir machen uns bereit für das Abendessen. Peter möchte heute einen Fisch essen. Zuerst gehen wir nochmals einen Apèro trinken. Dann machen wir uns auf die Suche nach einen Restaurant in unserem Quartier. Wir finden nur eines, dass Fisch anbietet. Das Essen ist recht, aber nichts Besonderes. Der Service lässt sehr zu wünschen übrig. Nach einem Kaffee gehen wir in unser Hotel zurück. Hier trinken wir noch ein Bier und ein Glas Wein und gehen dann schlafen.
Wir sind 15 km gefahren, eine dreiviertel Stunde im Sattel gesessen und 2 Stunden gewandert.

26. Juli: La Baule – Guérande – Piriac-sur-Mer – Guérande – La Baule
Am Morgen ist der Himmel wieder bedeckt, die Wetterprognose ist aber gut. Nach dem Frühstück machen wir uns aufs Velo. Schon bald muss ich den Pulli abziehen. Der Weg führt am Bahnhof (zwei km) vorbei, dann über die TGV-Geleise auf einen tollen Radweg. Im Nu sind wir in Guérande. Wir stellen unsere Velos bei der Kirche innerhalb der Mauern ab. Zu Fuss machen wir uns auf zu einer Stadtbesichtigung. Dabei kaufen wir die restlichen Geschenke ein. Weil es noch früh ist, hat es noch nicht so viele Touristen. Wir besuchen auch die Kirche. Ich stelle fest, dass heute die Patronin der Bretagne, Anna, die Mutter Marias gefeiert wird. In der Kirche ist auch das Grab der Anne de Bretagne, der Königin, die uns schon oft auch in Strassennamen begegnet ist. Ich zünde eine Kerze an.
Nachher geht’s weiternach Piriac-sur-Mer, diesmal aber mit Gegenwind. Es geht immer ein wenig auf und ab. Wir fahren auf Nebenstrassen oder auf separaten Velowegen. Die Landschaft ist sehr bäuerlich geprägt. Es hat Viehzucht, Getreide, Sonnenblumen und Gemüseanbau. Wir bewältigen die 16 km sehr schnell. In Piriac ist grosser Markt. Die Velos stellen wir auf einem Parkplatz ab. Zuerst schlendern wir durch den Markt. Es ist nicht ein Markt für die Touristen, sondern für die Einheimischen. So kommen wir bis zum Hafen, kehren wieder um und besichtigen die andere Seite. Wir kaufen Wassermelone, Aprikosen, Kirschen und was wohl Peter? Graue Crevetten!!
Wir haben Hunger. Wir gehen an den Strand, klettern auf die Felsen und essen. Es setzt gerade die Flut ein. Das Wasser ist weit draussen und auf den Felsen stinkt es nicht schlecht. Das Wasser steigt und steigt, Steininseln um Steininseln versinken in der Flut. Während des Essens besucht uns eine Krabbe. Nach dem Essen gehen wir ins Dorf zurück. Der Markt ist weggeräumt. Alle sind in den Restaurants am Essen. Ich glaube, hier ist heute Feiertag. Wir suchen eine Bar, um einen Kaffee zu trinken. Peter isst eine Glace dazu.
Nachher geht’s in Windeseile mit Rückenwind an Guérande vorbei nach La Baule zurück. Ginge es, aber Peter ist der Meinung, wenn wir über Pornichet fahren, wäre der Weg kürzer und besser! Aber, wie sich dann herausstellt, müssen wir auf den höchsten Hügel weit und breit hoch steissen. Der Weg führt dann auch zeitweise ganz in die falsche Richtung. Kreuz und quer geht es durch den Wald. Wir kommen dann auf der Strasse bei unserem Hotel vom Hügel herunter. Peter will noch schwimmen gehen. Ich habe genug für heute und bleibe in Hotel, um zu duschen und mich ein wenig zu entspannen. Schon bald kommt Peter wieder zurück. Er ist noch nicht geschwommen, weil er all seine Wertsachen bei sich hatte. Also nimmt er einen zweiten Anlauf, um schwimmen zu gehen. Diesmal geht er aber ohne Velo. Nachdem er zurück ist und auch geduscht hat, geht’s in den Ausgang. Wir marschieren die zwei km dem Meer entlang bis zur Fussgängerzone. Dort genehmigen wir uns zuerst einen Apéro. Peter nimmt einen Americano für 8 Euro. Nachher geht es zum Essen. Heute Gallette und Crêpe für Peter und einen Salat für mich. Um ins Hotel zu gehen, nehmen wir wieder den Strandweg. Heute ist Vollmond angesagt. Zuerst versteckt er sich noch hinter den Wolken. Dann zeigt er sich aber in seiner ganzen Grösse.
Wir sind 51 km gefahren und 2 Stunden 50 Minuten im Sattel gesessen.

27. Juli: La Baule – Brèca – Marais de grande Brière – Bréca – La Baule
Nach dem Frühstück fahren wir los. Es hat Nebel wie bei uns im Herbst. Teilweise regnet es leicht aus dem Nebel. Es ist nicht kalt, aber einen Pulli muss ich trotzdem tragen. Nach nur 11.85 km haben wir auf sehr guten Strassen Bréca erreicht. Der Weg wurde uns im Hotel vom Chef wie immer sehr kompetent erklärt. Wir stellen unsere Velos ab und mieten für 20 Euro ein Boot. Also ab in die Marais de grande Brière bevor die andern Touris kommen. Wir fahren auf den vorgeschriebenen Kanälen, bewundern die Pflanzen, beobachten Vögel und geniessen die Ruhe. Wir sehen Sterne, Möwen, Raubvögel, Grau- und Silberreiher, einen Löffler und kleine Tauchenten. Leider kommen wir den Tieren nicht sehr nahe, sie sind sehr scheu. Auf dem Wasser hat es sehr viele Wasserläufer. Als wir in La Baule los fuhren, hatte es ja Nebel. Nun öffnet sich der Himmel und er wird immer blauer. Es könnte heute ein heisser Tag werden. Als wir nach zwei Stunden das Boot abgeben, brennt die Sonne heiss vom Himmel. Wir erkunden noch etwas die Umgebung, essen unser Zmittag unter einem Baum und gehen einen Kaffee trinken. Auf dem gleichen Weg fahren wir wieder zurück nach La Baule.
Im Hotel ziehen wir unsere Badesachen an und gehen an den Strand. Diese Woche hat es viel mehr Menschen am Strand als die letzte Woche. Weil die Flut einsetzt, verschieben sich die Badenden immer weiter zur Mauer, und der Strand wird immer schmäler. Ich gehe auch etwas ins Wasser, so dass niemand sagen kann, meine Haut hätte den Ozean nie gespürt. So um 16.30 Uhr gehen wir ins Hotel zurück zum Duschen und etwas Ausruhen. Es ist ja unser letzter Abend in La Baule. Mit dem Velo fahren wir nach le Pouliguen zum Nachtessen. Peter möchte nochmals Moules a la crème essen. Zuerst genehmigen wir uns aber einen Cidre zum Apéro. Nachher gehen wir nochmals ins selbe Restaurant wie letztes Mal. Die Bedienung erkennt uns und freut sich. Wir geniessen den letzten Abend am Meer. Wir fahren zurück nach La Baule und trinken mit Blick aufs Meer nochmals ein Glas Wein. Der Abschied fällt uns schwer. Nachher geht’s ins Hotel für die letzte Nacht.
Wir sind rund 36 km gefahren und zweieinviertel Stunden im Sattel gesessen.


28. Juli: La Baule – Paris Montparnasse – Paris Gare de L`Est – Strassbourg – Basel – Sempach Neuenkirch

Auch die letzte Nacht schlafen wir sehr gut. Vor dem Frühstück packen wir unsere sieben Sachen. Siehe da, alles findet einen Platz. Nach dem Frühstück und dem Bezahlen holen wir unser Gepäck und schnallen alles aufs Velo und an den Rücken. Dann verabschieden wir uns vom Hotelier-Ehepaar, das uns die sechs Tage sehr toll beraten und betreut hat. Los geht’s noch einmal dem Meer entlang und dann in die Flanierstrasse. Sie ist eine Einbahnstrasse und wir befahren sie von der falschen Seite. Man muss sich einfach nicht erwischen lassen! Bei der Touristeninformation bewache ich die Velos und Peter macht den Verpflegungseinkauf. Nachher fahren wir zum Bahnhof. Schon bald fährt der TGV ein, und wir verstauen unsere Velos, binden sie fest und nehmen Platz. Über Nantes fahren wir nach Paris Montparnasse. Jetzt heisst es aussteigen, die Velos bepacken und durch Paris fahren. Wir haben uns den Weg auf dem Stadtplan angeschaut und die wichtigsten Punkte aufgeschrieben. So finden wir den Weg ausgezeichnet, nur einmal fahren wir etwas zu weit, merken es aber sofort. Der Vorteil beim Velofahren in Paris ist, dass man die Busspur benützen darf. Die Busse nehmen ganz toll Rücksicht, nur auf die Taxis muss man aufpassen. Die zweigen oft ohne Blinker ein und ab. Über Kreuzungen und die Ile de la Cité erreichen wir den Gare de l`Est. Wir sind viel zu früh da und sehen den TGV nach Zürich. Leider nimmt der keine Velos mit. So müssen wir eine Stunde warten. Nachher einsteigen, Velos verstauen, festbinden und Platz nehmen bis Strassburg. Hier müssen wir bei einem starken Gewitter umsteigen. Leider ist unser Abteil ganz hinten, so werden wir auch noch nass. Auf dem andern Geleise steht ein Zug nach Basel. Wir erkundigen uns, aber er nimmt auch keine Velos mit. Müssen wir wirklich wieder eine Stunde warten. Der nächste Zug kommt aus Belgien und fährt nach Basel. Siehe da, die belgischen Wagons haben Veloständer. So kommen wir etwas früher in Basel an. Mit dem Schnellzug fahren wir bis nach Sursee. Im Zug trifft Peter noch einen Semikollegen, Toni Meyer, der diesen Sommer pensioniert wurde. In Sursee steigen wir in die S 18 um. So kommen wir zwar müde, doch wohlbehalten um 21.27 Uhr in Sempach-Station an. Wir verstauen unsere Velos. Ausgepackt wird heute nicht mehr.
Wir sind rund 10 km mit dem Velo gefahren und 50 Minuten auf dem Sattel gesessen (Kreuzungen und Rotlichter in Paris)!

Von Prag nach Cuxhaven

4. Juli 2011: Neuenkirch – Baden – (City-Night-Line nach Prag)


Wir stehen etwa um 06.00 Uhr auf. Nach dem Frühstück und dem Haushalt ferientüchtig Machen sind wir abfahrbereit. Wir satteln unsere Velos. Walti, unser Wohnungsnachbar, verabschiedet uns und macht noch Fotos. Um 9.30 Uhr geht’s los. Wir fahren über Nottwil – Sursee auf den Surenweg. Bei der Badi Staffelbach machen wir unseren obligatorischen Kaffeehalt. Nachher geht’s weiter, zuerst in Richtung Aarau und dann in Richtung Suhr. An der Aare, an einem lauschigen Plätzli, machen wir Mittagshalt. Es ist sehr ruhig und idyllisch, aber leider stinkt es. Später überqueren wir die Aare mehrmals und kommen, auf oft sehr staubigen Strassen nach Brugg. Hier müssen wir wieder über die Aare, um die Einmündung der Reuss zu umfahren. So erreichen wir über Turgi und Untersiggental um 15.30 Uhr Baden. Wir suchen am Bahnhof eine Möglichkeit, unsere Velos einzustellen. Der Bahnhof wird neu gebaut, darum gibt es keinen Platz für unsere Räder. Wir wollen noch nicht in eine Beiz sitzen. Darum gehen wir auf die Suche nach einem schattigen Plätzli, denn es ist sehr heiss. Mit dem Lift fahren wir an die Limmat hinunter. Unter Platanen finden wir eine freie Bank. Peter geht nochmals in die Stadt hinauf, um Getränke und ein Brötli zu kaufen. Wir geniessen den ruhige Fluss der Limmat. Später fahren wir in die Stadt hoch und geniessen in der Altstadt einen Apero. In der Nähe des Bahnhofs, in einem Gartenrestaurant, essen wir zum Znacht einen Salat. Zeitig machen wir uns auf den Weg zum Perron. Bis Basel hat es sehr wenige Leute im Zug. In Basel steigen dann aber noch einige zu.
Velofahrt: 73 km / unterwegs: 4 h 30 min

5. Juli: Im Nachtzug Baden – Prag und Stadtbesichtigung


Wie das so ist mit Schlafen im Zug: Bis Fulda (00.30 Uhr) waren wir meistens wach und ab 05.00 Uhr waren wir bereits wieder munter. Vor dem Aussteigen lernen wir im Veloabteil zwei ältere Schweizer kennen, die mit antiken Militärvelos der Elbe entlang fahren möchten. Sie helfen uns beim Aussteigen, weil wir eine Station vor dem Hauptbahnhof den Zug verlassen, da unsere Pension in diesem Stadtteil liegt. So klappt alles wunderbar, nur das Finden unserer Pension Karnet entpuppt sich als etwas schwieriger. Anstelle von 1,8 km fahren wir rund 4 km. Unsere Pension liegt an einem Hang und unsere Zimmer im 3. Stock.
Nach dem Duschen fahren wir mit der U-Bahn zum Wenzelsplatz. Da beginnt unser Spaziergang zum Hradschin und wieder zurück. Wir geniessen die Stadt. Hat das viele Touristenhier! Besonders auf der Karlsbrücke ist fast kein Durchkommen. Wir geniessen unterwegs  ein Panin0, Nüsse, Bier, Orangensaft und im Weinberg am Hradschin ein Glas Wein. Nach dem Gang durchs Judenviertel suchen wir uns in der Nähe des Wenzelsplatzes ein Restaurant. Peter isst Gulasch mit Knödel und ich einen griechischen Salat. Dazu trinken wir Bier und Wein und zum Abschluss einen Kaffee. Auf dem Rückweg zur Pension geniesst Peter noch eine Glace. Wir sind müde vom langen Tag und gehen früh schlafen.

6. Juli: Prag – Roudnice


Wir haben beide sehr gut geschlafen. Leider haben wir das Frühstück erst auf acht Uhr bestellt. Wir essen im Garten. Es ist sehr fein. Der Gastgeber, Herr Teindl, geht auf alle unsere Wünsche ein. Nach dem Frühstück, dem Packen und dem Bezahlen erklärt er uns den Weg bis an die deutsche Grenze. Er gibt uns gute Ratschläge mit auf den Weg. Er meint, wir sollen den Weg der Moldau entlang fahren, auch wenn unser Radführer diesen als gefährlich einstuft. Seine Meinung ist: Benützt nicht  „Veloautobahnen“, sondern „biologische“ Radwege!
Kurz nach neun geht’s los. Wir finden den Einstieg gut und entscheiden uns, Herrn Teindls Vorschlag zu befolgen. Bei km 15, so etwa um 9.45 Uhr, geschieht es dann. Ich, Margrit, bin mit meinen Augen nicht auf dem Weg, sondern auf der Moldau und sehe einen im Boden eingelassenen grossen Stein nicht. Ich stürze unglücklich auf das Gesicht. Dabei schlage ich mir die Nase, die Ober- und Unterlippe und das Kinn auf. Auch im Mund muss ich eine Wunde haben. Zudem blutet es am linken Handgelenk und über der linken Achillessehne. Es schmerzt unsäglich. Peter tröstet und wäscht mich. Ich nehme Arnika und eine Schmerztablette.  Aber ich will weiter, zuerst fahrend, dann, als der Weg immer schmäler wird, schiebend. Am Ende des „gefährlichen“ Weges ist ein Restaurant. Im Spiegel auf dem WC kann ich mich anschauen. Ich sehe ganz und gar nicht schön aus. Ich lasse kaltes Wasser in den Mund fliessen, es macht höllisch weh! Aber so wird der Mund wenigstens sauber. Zum Glück habe ich keinen Zahn herausgeschlagen. Peter trinkt etwas, dann geht’s weiter. Es geht flott vorwärts. Zum Teil sind die Radwege ganz toll, zum Teil sind sie aber fürchterlich. Weil ich Angst vor einem weiteren Sturz habe, schiebe ich hie und da. Aber das Velofahren macht mir sonst keine Mühe, nur dass mir immer wieder Blut aus dem Mund fliesst und ich im Mund Schmerzen habe. Bei Melnik fliesst die Moldau in die Elbe. Wegen des Sturzes schauen wir aber Melnik nur von der Elbe aus an. Wir beschliessen, in Roudnice zu übernachten.
Nach einigem Suchen finden wir das Hotel Koruna. Wir bekommen ein Zimmer mit Frühstück für 53 Euros. Nach dem Duschen und der Pflege der Wunden gehen wir in die Stadt. Wir kaufen Joghurt und Actimel, damit ich nicht verhungere, denn vermutlich kann ich nicht beissen. Vor dem Schloss gehen wir in einer  Strassenbeiz zum Apero. Peter trinkt Bier und ich einen Weisswein mit Röhrli, anders geht es nicht. In Roudnice hat es ein rosafarbenes Augustinerkloster. Zum Nachtessen sitzen wir auf einer Terrasse mit einem schönen Blick auf die Elbe, über die Stadt und in die Berge. Ich versuche einen Salat zu essen, aber das geht nicht, also bleibe ich beim Trinken.
82 km / 5 h 30 min

7. Juli: Roudnice – Bad Schandau


Nicht nur Peter, auch ich habe recht gut geschlafen. Um 7.00 Uhr gibt es Frühstück. Mein Gesicht sieht besser aus als gestern, ist aber stärker geschwollen. Wir machen uns früh auf den Weg. Leider müssen wir feststellen, dass die Radwege in Tschechien nun wirklich nicht gut sind. Da es in der letzten Nacht geregnet hat, sind diese „Bio-Wege“ aufgeweicht und zum Teil sehr schlecht befahrbar. Wir wollen diesen matschigen Wegen ausweichen, und nehmen einen besseren Weg. Der führt aber ins Dickicht, in die Brennnesseln und ins Nichts. Bis Litomerice ist es fürchterlich zu fahren. Wir werden aber durch den Gesang der Lerchen für diese Unannehmlich-keiten entschädigt. Die Stadt ist sehr schön. Nachher werden die Wege immer besser. Zum Teil sind sie neu.
Wir treffen unterwegs immer wieder auf ein Ehepaar aus Dresden. Auch sie schimpfen über die Radwege. Um die Mittagszeit gehen wir in eine schöne Gartenbeiz zum Kaffee trinken. Unsere Aprikosen, die wir am Strassenrand für 35 Kronen gekauft haben, essen wir vorher an der Elbe. Peter kann es sich nicht verkneifen und bestellt sich einen Palatschinken mit Eis. Er sieht wunderbar aus, mit Heidelbeeren, Nüssen, Rahm und Eiskugeln. Bevor wir die Brücke in Decin überqueren, gehen wir nochmals etwas Kaltes trinken, denn es ist sehr heiss und die Hintern tun uns weh. Von da an sind die Radwege ausgezeichnet. Nach zehn km überqueren wir die tschechisch-deutsche Grenze. Nach weiteren zwölf km sind wir in Krippen. Da soll uns die Fähre ans andere Ufer bringen, aber, oh Wunder, sie fährt gerade nach Bad Schandau!!  So werden uns die letzten 2-3 km des Tages geschenkt. In Bad Schandau gehen wir auf Hotelsuche. Wir werden sehr schnell in der Pension Zum Roten Haus fündig. Hier bekommen wir ein Zimmer für 72 Euros mit Frühstück. Nach dem Duschen machen wir uns auf den Weg durch den Kurort. Wir sind ein wenig enttäuscht, dass es nicht mehr Strassenkaffees hat. Zum Nachtessen gehen wir zum Chinesen in einen „Biergarten“. Peter isst gebratene Ente mit acht Köstlichkeiten (Pilze, Tomaten, Rüebli, Peperoni, Lauch…).
90 km / 5 h 30 min

8. Juli: Bad Schandau – Dresden – Meissen – Strehla


Wir wurden in der Nacht von einem Gewitter geweckt. Leider gibt es erst um acht Uhr Frühstück. Also starten wir heute etwas später. Aber es erwarten uns ja heute bessere Radwege. Wir kommen sehr gut vorwärts. Es geht auf und ab. Wir fahren an der berühmten Bastei vorbei. Immer wieder beginnt es zu regnen. Bei der Stadt Wehlen verfehlen wir den Radweg und landen in der Landschaft zwischen Bahnlinie und Elbe. Peter geht den Feldwegen entlang weiter, und ich schiebe mein Velo wütend zurück. Er muss sein Rad mit allem Gepäck über einen Graben tragen, kommt mir dann auf dem richtigen Weg entgegen und muss feststellen, dass ich Recht hatte, als ich beim Abzweigen in den falschen Weg reklamierte. Nun geht es wieder gut voran. Leider haben wir oft Gegenwind. Zum Ärger mit dem Umweg kommt noch, dass mein Velocomputer ausfällt.
Ca. um 13 Uhr treffen wir in Dresden ein. Wir setzen uns auf die Brühlsche Terrasse zum Picknick. Nachher geht es auf einen kleinen Rundgang durch die Stadt. Unsere Ziele sind Frauenkirche, Augususstrasse, etc. Dresden kennen wir schon von einer vorherigen Radreise.
Weiter geht es auf der rechten Elbeseite Richtung Meissen. Dort, im Angesicht des Kirchenhügels, geniessen wir eine Cola  Zero. Beim Schloss Seusslitz nehmen wir die Fähre auf die andere Seite. Mit viel Gegenwind fahren wir nach  Riesa und dann nach Strehla. Wir beziehen unser  Zimmer im Gästehaus am Nixstein. Das Zimmer ist sehr schön, und die Wirtin ist ausgesprochen freundlich. Wir bezahlen 60 Euro mit Frühstückbuffet. Nach dem Duschen machen wir uns auf den Weg zum Restaurant Nixstein. Hier haben wir auf unserer Dresden-Velotour 2008 schon mal sehr fein gegessen und geniessen auch heute ein delikates Abendessen.
107 km /  7 h

9. Juli: Strehla – Torgau – Wittenberg


Nach dem feinen Nachtessen habe ich sehr gut geschlafen. Peter hatte etwas Mühe, ihm ist wohl das riesige Schnitzel aufgelegen. Das Frühstück mit Blick auf die Elbe mundete uns beiden. Zügig geht es los, immer Richtung Torgau. Wir haben wieder sehr oft starken Gegenwind, zwischendurch Seitenwind und leider ganz wenig Rückenwind. Vor Torgau kaufen wir noch Früchte und Milch ein.
Dann fahren wir ins Zentrum. Die Stadt Torgau ist sehr schön und spannend. Hier reichten sich 1945 die amerikanischen  und die russischen Truppen die Hände. Die Deutschen hatten zwar alle Brücken zerstört, aber die Soldaten kletterten über die Brückenruinen. Vorher hatten die Deutschen die Stadt geräumt und nur einige Gefangene zurückgelassen. Die Amerikaner und die Russen tauschten hier Gefangene aus. Viele deutsche Gefangene wurden nach Russland deportiert und kehrten viel später oder gar nie mehr zurück. Zu DDR-Zeiten muss in Torgau ein Stasi-Gefängnis gewesen sein. Zu diesem Thema findet im Schloss im Moment eine Ausstellung statt. Im Schlossgraben leben übrigens zwei Braunbären. Unten an der Elbe, beim amerikanisch-sowjetischen Denkmal, essen wir unsere Früchte. Nachher geht’s weiter.
Der Wind bleibt uns treu. Der Veloweg führt uns durch kleine, oft „ausgestorbene“ Dörfer, an oft bereits abgeernteten Feldern vorbei zu den Lausiger Teichen. Hier gönnt sich Peter ein Bad. Bei Pretzsch setzen wir mit der Fähre an das andere Ufer nach Mauken über. Weiter geht es nach Elster. Hier suchen wir ein Zimmer. Aber wir finden nichts. Frau Hiob von der Pension Hiob hilft uns weiter. Wir beschliessen, nach Wittenberg zu fahren. Mit Frau Hiobs Handy reservieren wir uns ein Zimmer im Gasthaus zur Elbe (empfohlen von Herrn Teindl in Prag). Also machen wir uns auf, die letzten 12 km für heute noch zu fahren. Wir finden unser Gasthaus, stehen aber noch auf der anderen Strassenseite, und die Ampel zeigt Rot. Da beginnt es heftig zu regnen. In ganz kurzer Zeit sind wir pflotschnass. Endlich haben wir Grün. Auf der andern Seite werden wir schon erwartet.  Schnell das Gepäck vom Velo und ab ins Trockene, ab ins Zimmer, unter eine warme Dusche und trockene Kleider anziehen. Das Gewitter ist sehr schnell vorüber. Wir versorgen unsere Velos und setzen uns in die Gartenbeiz. Wir haben beschlossen, hier zu essen und nachher in die Stadt zu gehen.  Das Zentrum ist ganz nah. Wir schauen uns die Stadtkirche und die Schlosskirche an. An der Stadtkirche hat ja Luther sein Manifest an die Kirchentür geschlagen. Natürlich steht da auch ein Denkmal von ihm. Beim Italiener gibt es für Peter noch einen feinen Eisbecher, ich trinke ein Weissweinschorle. Nachher geht’s zum Schlafen.
112 km /  6 h 15 min

10. Juli: Wittenberg – Dessau – Ronney vor Barby


Nach erholsamem Schlag gibt es um 07.30 Uhr ein einfaches, gutes Frühstück. Nachher können wir unser Gepäck noch im Zimmer lassen. Wir gehen für eine Stunde in die Stadt, wir wollen sie noch bei Tag anschauen. Es ist Sonntagmorgen und die Stadt ist leer gefegt. Gestern Nacht spielten in einem Innenhof noch die Hurensöhne und es war sehr laut, jetzt ist es ganz still. Auf dem Turm der Schlosskirche steht ein Spruch. Der lautet: Eine feste Burg ist unser Gott, eine gute Wehr und Waffen (Kirchenlied von Luther, angelehnt an den Psalm 46). Nach dem Stadtrundgang gehen wir zurück in unser Gasthaus, bepacken unsere Velos, und ab geht’s in Richtung Wörlitz. Wir wählen den Weg über die Felder. Natürlich hören wir wieder die Lerche, sehen die Goldammer und den Girlitz. Vor Dessau, in einer Beiz, im Biosphärenreservat, genehmigen wir uns einen Drink. Nachher geht’s weiter durch den Wald und nach Dessau.
Wir fahren zum Rathausplatz, kein Mensch da. Nachher fahren wir zum Bauhaus an die Gropiusstrasse. Wir sind etwas enttäuscht. Wir haben mehr erwartet von Gropius, Klee und Bauhaus. Wir fahren aus der Stadt hinaus auf den Radweg. Eigentlich möchten wir etwas essen, aber wir finden keine Bank. Also weiter, nach einem km auf die Fähre und weiter immer der Strasse entlang. Irgendeinmal, so etwa 20 km vor unserem Ziel, finden wir einen Rastplatz. Nach dem Essen beschliessen wir, nicht auf dem schlechten Veloweg, sondern auf der Strasse zu fahren. Es hat wenig Verkehr und es ist weniger anstrengend. Bei Steckby kommen wir an einer Radfahrerkirche vorbei. Natürlich machen wir hier einen kurzen Halt. Nachher geht es in den Wald, neun km auf einer Strasse, die sehr holprig ist. Das tut unserem Rücken und dem Hintern gar nicht gut. Als wir den schlechten Weg hinter uns gelassen haben, geht es auf der Landstrasse weiter. Jetzt kommen wir wieder zügig voran. Wir erreichen unser heutiges Ziel bereits um 16 Uhr. Der Himmel sieht nach einem Gewitter aus. Der Wind vertreibt aber das Gewitter. Wir übernachten in der Pension zum Fährmann in Ronney. Es ist ein sehr schönes Haus und sehr ruhig gelegen, da unser Zimmer auf die Elbe geht. Wir bezahlen 50 Euros mit Frühstück. Nach dem Duschen sitzen wir im Gartenrestaurant vom Fährhaus und geniessen ein Bier und ein Schorle. Das Nachtessen ist auf 18.30 Uhr bestellt. Darum gehen wir noch etwas an die Elbe und schauen hinüber nach Barby.
72 km / 4 h 30 min

11. Juli: Ronney – Magdeburg – Rogätz


Wir haben beide sehr gut geschlafen. In der Nacht hat es geregnet. Wir geniessen das feine Frühstück, bepacken unsere Velos und ab geht’s durch den Wald. In Dornburg treffen wir auf ein Schloss. Es gehört der Familie Anhalt-Zerbst. Hier wurde Katharina geboren, die spätere Zarin Katharine die Grosse. Die zweite Überraschung des Tages sind die zwei Kraniche, die wir in einer Wiese beobachten können. Später sehen wir noch Kiebitze, zwei Kornweihen und zwei Neuntöter.
Der Weg ist heute recht gut befahrbar und nicht zu holprig, aber oft etwas schmal. Dazu benötigen wir unsere volle Konzentration. Wir fahren durch Wälder, auf dem Deich und an riesigen Getreidefeldern vorbei. Um die Mittagszeit sind wir in Magdeburg. Bei einem Einkaufszentrum in der Stadt stellen wir die Velos ab, gehen etwas einkaufen und setzten uns auf eine Bank zum Essen. Dann machen wir eine Runde mit dem Velo in der Stadtmitte. Wir besichtigen den Dom und das tolle Hundertwasserhaus. Nachher geht es weiter über die Brücke, durch den Park, der Elbe entlang und über Land bis zur Doppelschleuse Hohenwarthe. Hier treffen wie auf den Elbe-Havelkanal der über die Elbe führt. Wir fahren eine kurze Zeit dem Kanal entlang, dann geht es an Feldern vorbei und durch Dörfer. Um nach Rogätz zu gelangen, benutzen wir die Fähre. In diesem Dorf finden wir sehr schnell eine private Übernachtungsmöglichkeit bei der Familie Braune, Zimmer mit Frühstück für 42 Euros. Peter kann sogar im Gartenbad schwimmen gehen. Hier haben wir keine eigene Dusche. Also schnell unter die Dusche, bevor die nächsten kommen. Nachher gehen wir ins Dorf und suchen uns eine Kneipe zum Essen. Im Restaurant Feldschlösschen setzen wir uns in die Gartenbeiz.  Nach dem Essen gehen wir noch kurz an die Elbe und dann zum Schlafen.
80 km / 5 h

12. Juli: Rogätz – Tangermünde – Havelberg


Heute Morgen werden wir von den Vögeln und den Hähnen geweckt, so wie es auf dem Land sein soll. Nach dem tollen Frühstück machen wir uns auf den Weg. Es ist noch nicht acht Uhr. Wir kommen sehr schnell vorwärts. Der Wind ist uns hold. Wir fahren durch eine wundervolle Auenlandschaft, die magdeburgische Börde. Vor 10.30 Uhr sind wir in Tangermünde. Das ist eine Kaiser- und Hansestadt. Viele Häuser sind aus Backstein gebaut. Wir schieben unsere Velos durch das Stadttor in die Altstadt. Es hat viel Türme und auf fast auf jedem Turm hat es mindestens einen Storch: Eine sehenswerte, hübsche alte Stadt.
Am Stadtausgang kaufen wir beim Lidl ein. Nachher geht’s weiter, auf die Suche nach einem gemütlichen Essensplatz. Es braucht wie immer einige Zeit, bis wir einen finden. Nachher geht’s weiter über Arneburg, das wir auf einer Berg- und Talfahrt erreichen. Hier gehen wir einen Kaffee und Wasser trinken. Beim Gang aufs WC merke ich, dass ich meinen ganzen Schmuck bei der Familie Braune vergessen habe. Ich telefoniere und mache mit Frau Braune ab, dass ich mich dann schriftlich aus der Schweiz melde und sie mir dann den Schmuck schicke. Nachher geht’s rassig weiter. Der Himmel sieht nicht so toll aus. Peter glaubt es donnern zu hören. Wir fahren über Land und durch kleine Dörfer meistens auf einem guten Veloweg oder auf wenig befahrenen Landstrassen. Bei Büttnershof setzen wir mit der Fähre nach Sandau über. Unser Tagesziel ist Havelberg. Da finden wir sofort eine Unterkunft ohne Frühstück für 40 Euros. Nach dem Duschen gehen wir über die Brücke in die Altstadt. Zuerst geniessen wir einen Apero, nachher geht’s auf einen Rundgang. Wir steigen zum Dom hoch, da hat man einen schönen Ausblick auf die Havel. Havelberg ist sehr sehenswert. Wir gehen zum Griechen zum Nachtessen und dann zeitig zum Schlafen.
82 km / 5 h

13. Juli: Havelberg – Wittenberge – Hitzacker


In unserer kleinen Wohnung haben wir gut geschlafen. Zum Frühstück fahren wir zur Tankstelle, wo unsere Logis-Vermieterin arbeitet. Wir trinken Kaffee und Milch. Peter isst ein Panino. Nachher geht’s los. Wir haben meistens einen tollen Rückenwind. Wir fahren zwischen der Havel und der Elbe. Wir sehen riesige Schwärme von Graugänsen. Nach dem Zusammenfluss der Havel und der Elbe müssen wir Umwege machen wegen gesperrter Strassen. Wir fahren meistens auf der Landstrasse. Kurz vor Wittenberge, bei einer Umleitung, die über eine Pontonbrücke führt, treffen wir eine Familie, die in der Nähe von Havelberg wohnt. Sie gibt uns den Tipp, bis nach Hitzacker zu fahren und dort im Schiller zu übernachten.
Wittenberge finden wir nicht so toll. Wir empfinden es als eine alte DDR-Stadt, die sich nicht entwickelt hat. Wir fahren weiterhin oft mit Rückenwind. Wenn die Strasse auf dem Damm schlecht ist, fahren wir auf der parallel dazu verlaufenden Landstrasse. Um 11.30 Uhr teilen wir uns unsere restlichen Früchte, eigentlich wollten wir in Wittenberge einkaufen, fanden aber keinen Laden. In Lenzen sehen wir im Bootshafen eine kleine Kneipe auf dem Wasser. Da gibt’s geräucherte Forelle mit Pommes für 9 Euro 50. Da kann Peter natürlich nicht widerstehen. Ich trinke eine Milch. Nachher geht’s rasant weiter, denn der Himmel wird wieder mal dunkel. In Dömitz treffen wir die beiden Schweizer mit den Militärvelos. Wir tauschen unsere Erfahrungen aus. Nach weiteren 24,5 km, nicht sehr schnell – Der Wind hat gewechselt und einigen Regentropfen fallen vom Himmel – kommen wir zur Fähre, die uns nach Hitzacker bringt. Von der Fähre aus telefoniert Peter ins Gäsehaus Schillers und reserviert uns ein Zimmer. Kurz vor dem Anlegen beginnt es zu regnen. Wir bekommen im Schillers die Suite für 68 Euros mit Frühstück. Nach dem Duschen gehen wir ins malerische Städtchen. Es ist Schützenfest (Kilbi). Aber es ist nicht so viel los. Zum Nachtessen gehen wir auf den Festplatz. Es regnet nicht mehr und wir können draussen essen. Nachher geht’s zurück in unsere Unterkunft zum Schlafen. Wir hören später noch das festliche Treiben am Schützenfest.
110 km / 6 h

14. Juli: Hitzacker – Boizenburg – Lauenburg – Geesthacht


Wir haben in unserer Suite sehr gut geschlafen. Wir machen alles für die Abfahrt bereit, denn das Frühstück gibt es erst um acht Uhr. In Schillers Café im arabisch-indischen Stil wird das Frühstück serviert. Es ist sehr vielfältig und fein. Der Besitzer und Wirt ist Fan vom Restaurant Schiller in Luzern und möchte sein Haus ähnlich einrichten.
Das Wetter ist besser als gestern Abend. Die ganze Nacht hat es immer wieder geregnet. Wir starten, zuerst runter zur Fähre. Da müssen wir etwas warten. Schliesslich sind mehr als 10 Personen und Velos auf der Fähre. Heute meint es der Wind nicht so gut mit uns. Wir haben saumässigen Seiten- oder Gegenwind. In Boizenburg gehen wir, weil der Wind gar garstig ist, in einem Restaurant etwas essen. Dann geht’s weiter, über den Elbberg, nach Lauenburg. Hier überqueren wir die Elbe. Wir sehen ein Einkaufszentrum und decken uns mit neuem Proviant ein. Linkselbisch fahren wir weiter. Wir kommen recht gut voran, trotz Seitenwind. Wir sind auf der Suche nach einer Unterkunft, finden aber nichts. Bei Rönne überqueren wir die Elbe und fahren nach Geesthacht. Hier finden wir ein Zimmer am Fährstieg. Nach dem Duschen gehen wir ins Restaurant zum Essen. Wir gehen heute früh schlafen, denn mit dem vielen Gegenwind war es ein strenger Tag.
76 km / 5 h

15. Juli: Geesthacht – Hamburg – Cranz


Beim Erwachen ist draussen alles grau in grau. Es hat in der Nacht geregnet. Wir packen und gehen zum Frühstück. Wir geniessen es ausgiebig. Als wir los fahren, regnet es nicht, aber es ist recht kalt. Wir kommen gut voran. Die Einfahrt in Hamburg ist nicht so toll, die Durchfahrt noch weniger. Einige Strassen sind wegen Bauarbeiten nicht passierbar. Kurz vor dem Bahnhof kaufen wir beim Türken noch eine Melone. Nach dem Bahnhof gehen wir in die Fussgängerzone. Da beginnt es grauenhaft zu schiffen. Wir stehen beim Saturn unter. Nach einiger Zeit lässt der Regen etwas nach und wir können weiter. Wir fahren zum Rathaus und wollen von da runter zur Elbe. Aus unerklärlichen Gründen haben wir aber Mühe, den Weg zu finden. Wir wollen über die Elbe nach Finkenwerder und bekommen die Information, dass das bei der Teufelsbrücke geht. Wir finden aber schon vorher, beim Fischmarkt, eine Schiffshaltestelle, an der ein Boot nach Finkenwerder geht. Wir kaufen Fahrkarten und schon bald kommt ein Schiff. Es beginnt wieder, heftiger zu regnen und auch zu stürmen. Wir sind froh, dass wir auf dem Schiff sind, draussen ist es grau und stürmisch. Als wir in Finkenwerder ankommen, regnet und windet es weiterhin. Wir beschliessen aber. trotzdem loszufahren. Der weitere Weg ist schlecht gekennzeichnet. Wir müssen uns durchfragen, um auf den Radweg zu kommen. Trotz Regen und Sturm beschliessen wir bei der Umfahrung der Airbus Flugzeugwerke, den Regenschutz auszuziehen, denn er behindert uns bei diesem Wind zu stark. Weil eine Brücke über einen Este-Kanal gesperrt ist, müssen wir einen Umweg fahren. Über eine hundsmiserable Holperstrasse kommen wir auf eine nächste Brücke bei Cranz und werden zum Deich zurückgeführt. Da sehen wir das Hotel Zur Post. Wir beschliessen, bei diesem Wetter nicht mehr weiter zu fahren. Für 50 Euros bekommen wir eine Einzimmerwohnung mit Garten und Kanalblick, aber ohne Frühstück. Weil es noch nicht so spät ist, haben unsere nassen Sachen genügend Zeit, bis morgen zu trocknen. Wir hoffen auf besseres Wetter. Als der Regen etwas nachlässt, machen wir noch einen kleinen Spaziergang an den Cranzer Hauptdeich. Wir sehen auch, wo es morgen weitergeht. Wir essen in der Post sehr gut mit einem tollen Blick auf den Kanal. Gut, dass wir nicht mehr weitergefahren sind.
56 km / 4 h

16. Juli: Cranz – Stade – Otterndorf – Cuxhaven


Nach einer sehr guten Nacht in unserem schönen Zimmer in den Klappbetten sind wir um sechs Uhr aufgestanden. Da es ja hier kein Frühstück gibt, fahren wir bereits vor sieben los. Siehe da, nicht nur das Wetter, auch der Wind meint es mit uns gut. Da zudem die Strasse sehr gut ist, kommen wir toll vorwärts. Um zehn Uhr sind wir bereits in Stade. Vorher haben wir an einer Tankstelle bereits Kaffee getrunken. In der Altstadt von Stade geniesst Peter ein Handwerker-Frühstück, ich Orangensaft und Kaffee, Milch haben sie keine. Nachher geht’s weiter auf und neben dem Damm. Die Landschaft wird immer eintöniger. Bei Krautsand können wir den geraden Weg nehmen, weil das Sperrwerk bei Wischhafen offen ist. Ab diesem Sperrwerk verkehrt eine Autofähre nach Glückstadt. Wir kommen schneller vorwärts als an allen andern Tagen. Nach Freiburg kommen wir auf eine pièce de résistance. Wir fahren einem Deich entlang, immer die gleiche Landschaft, keine Hügel. Nach der Hälfte, zehn km, wechseln wir die Seite. Jetzt sehen wir wenigstens zusätzlich die Elbe, und die Flora sieht auch etwas anders. In Otterndorf planen wir zu übernachten. Da wir aber so früh dran sind, beschliessen wir hier nur Kaffee zu trinken und Kuchen zu essen (Peter). Also weiter in Richtung Cuxhaven. Der Wind bläst ja immer noch aus der richtigen Richtung. Um 16.00 Uhr treffen wir an unserem Ziel ein. Über eine Stunde suchen wir ein Zimmer. Zuerst finden wir keines, entweder ist alles besetzt oder es öffnet erst um 18.00 Uhr. So beschliessen wir, uns ein teureres Hotel zu leisten. Wir schlafen zwei Nächte im Hotel Stadt Cuxhaven.

Nach dem Duschen gehen wir zum Hafen. Es ist Rummel und sehr viel los in der Stadt. Wir gehen aufs Riesenrad, trinken da und dort etwas und bleiben bei einer Bühne hängen. Hier wird Musik aus den 70er Jahren gespielt. Später wechseln wir den Platz noch, wir „geniessen“ Skipistendisco. Nicht so früh wie sonst gehen wir schlafen.
118 km / 6 h 30 min

17. Juli: Cuxhaven – Helgoland – Cuxhaven


Wir schlafen sehr gut und auch etwas länger. Das Frühstücksbuffet ist reichhaltig. Draussen regnet es Bindfäden. Wir ziehen uns wetterfest an und laufen zum Bahnhof. Hier müssen wir erfahren, dass das Personal der Metronom Eisebahngesellschaft, die die Bahnlinie bis Hamburg betreibt, seit längerer Zeit streikt. Ein Mann berät uns. Wir lösen eine Fahrkarte, mit der wir über Bremerhaven und Buxtehude mit der DB nach Hamburg kommen. Nachher gehen wir im Regen zum Frachthafen. Wir lösen eine Fahrkarte nach Helgoland und können gleich an Bord gehen. Wir hoffen, dass es auf der einzigen Hochseeinsel Deutschlands besser Wetter ist. Wir finden einen Platz am Fenster im Oberdeck. Um 10.30 Uhr fährt das Schiff los. Die See ist nicht so ganz ruhig, Peter wird es aber nicht schlecht. Das Wetter wird auch immer besser und je näher wir Helgoland kommen, umso blauer wird der Himmel. Wir überholen ganz viele Lastschiffe und auch ein Kreuzfahrschiff. Kurz vor ein Uhr kommen wir in Helgoland an. Die Insel ist sehr viel kleiner, als wir uns das gedacht haben. Ihre Länge beträgt nur 1,5 Km. Wir werden über kleine Boote ausgeschifft, weil die Schiffe nicht im Hafen anlegen dürfen. An Land machen wir uns auf den Weg, die Insel zu durchqueren, auf zur Klippenwanderung. Wir können verschiedene Vögel beobachten. Besonders gefallen uns die Basstölpel, die Silbermöwen, die Trottellummen und die Dreizehenmöwen. Nachher bummeln wir noch durch die Souvenirläden, gehen eins trinken und lassen uns auf das Schiff hinaus fahren. Die Rückfahrt verläuft sehr ruhig. Die Wellen sind fast verschwunden. Die Fahrgäste sind müde, viele schlafen, auch ich.
Zurück im Hotel wechseln wir die Kleider und die Schuhe, machen uns frisch und gehen zum Nachtessen.

 

18./19. Juli: Am und im Wattenmeer und dann Cuxhaven – Hamburg – Nachtzug nach Basel


Das Wetter scheint heute besser zu sein als gestern. Nach dem Duschen beginnen wir zu packen und gehen dann zum Frühstück. Wir können unser Gepäck noch im Hotel lassen. Mit dem Velo fahren wir ans Wattenmeer, an Döse vorbei nach Duhnen. Hier ist es sehr mondän. Wir stellen unsere Velos an ein Geländer und schliessen sie fest. Wir versuchen an den Strand zu kommen. Aber dazu bräuchten wir eine Kurkarte. Wir haben aber keine. Also sollten wir eine Tageskarte lösen. Das wollen wir aber nicht. Mein Einwand, dass wir nur eine Wattenmeerwanderung machen möchten, gilt nicht als Argument. Die junge Frau meint, dass könnte ja jeder sagen. Wir gehen weiter und versuchen es bei einem jungen Mann. Ich zeige ihm unsere Hotelrechnung. Er hat ein Einsehen und lässt uns an den Strand. Die Hotelrechnung ist für ihn die Bestätigung, dass wir keine Tagestouristen sind. Also runter an den Strand, die Schuhe ausgezogen und rein ins Wasser. Brr.. ist das kalt. Der Boden ist recht schlüpfrig und oft sehr weich. Zwischen den Zehen drückt es den Schlick hoch, ein eigenartiges Gefühl. Wir sehen viele Wurmhaufen und auch einige Muscheln. Es ist seltsam, hier zu laufen, wenn man denkt, in einigen Stunden ist hier tiefes Meer. Wir laufen recht weit hinaus. Wir sehen auch Pferde, die mit ihren Reitern durch das Watt galoppieren. Nach einiger Zeit kehren wir um. Unsere Füsse werden immer kälter. Wir haben Glück. Bevor wir an Land kommen, hat es einige tiefere Wasserlachen, darin können wir unsere Füsse waschen. Wir laufen durch den Sand auf die Düne, setzen uns auf eine Bank und entsanden unsere Füsse. So, nun ist aber Kaffee trinken angesagt. Wir laufen zu unseren Rädern zurück und beschliessen, noch etwas weiter dem Strand nachzufahren. Wir fahren bis nach Salenburg. Das ist weniger mondän. Leider beginnt es zu regnen und zu stürmen. Doch bald hört es wieder auf. Am Ende des Dorfes finden wir eine Bank zum Mittagessen. Wir trocknen sie ab und geniessen Kirschen aus dem alten Land, Zuckeraprikosen aus der Türkei und Bananen. Doch bevor wir mit Essen fertig sind, beginnt es wieder heftig zu regnen. Wir stellen uns im Wald unter. Nach einiger Zeit lässt der Regen wieder nach. Wir trocknen unsere Sättel und fahren ins Dorf zurück. Im letzten Kaffee an der Strandpromenade gehen wir einen Kaffee trinken. Hier können wir ein wenig trocknen. Wir fahren weiter bis zur Aussichtplattform bei der Duhner Heide. Wir steigen hinauf, werfen ins Fernrohr einen Euro und sehen ins Watt hinaus. Leider sehen wir, wie erhofft, keine besonderen Vögel. Beim Weiterfahren entdecken wir dann aber noch Austernfischer. Wir fahren zurück nach Cuxhaven. Bevor wir im Zentrum sind, beginnt es schon wieder zu regnen. Bei einem Bushäuschen stehen wir unter. Nach dem Regenguss fahren wir weiter. Wir wollen in die Lotsenstrasse in ein Fahrradgeschäft. Peter braucht einen neuen Reifen. Wir finden den entsprechenden Reifen und Peter lässt ihn gleich montieren. Draussen regnet es wieder. Bis das Velo bereit ist, gehen wir zum Italiener nebenan zum Espresso. Das Wetter macht, was es will. Sonne, dann wieder Regen und auch sehr viel Wind. Nach einer halben Stunde können wir Peters Velo holen. Kaum sind wir aber auf der Strasse, regnet es wieder und ein heftiger Windstoss lässt die Stühle und Tische beim Italiener kreuz und quer fallen. Mich wirft es fast vom Velo. Uns hängt es langsam aus. Es ist nun das vierte Mal, dass wir heute nass werden. Der Blick zum Himmel sagt uns, dass das Wetter heute nicht mehr besser wir. Wir fahren zum Hotel, holen unser Gepäck und fahren zum Bahnhof. Wir steigen in den nächsten Zug, der uns auf den angekündigten Umwegen nach Hamburg bringt. So erreichen wir Hamburg zwei Stunden früher als geplant. Das Wetter hier ist viel besser. Wir nehmen es gemütlich und setzen uns ins Restaurant Capri vis-à-vis des Bahnhofs. Hier haben wir bei der letzten Velotour mit Endziel Hamburg übernachtet. Damit wir in der Nacht nicht „verhungern“, isst Peter eine Pizza und ich einen Salat. Frühzeitig gehen wir auf den Bahnhof. Die Zeit, bis unser Zug kommt, vergeht langsam. Als er einfährt, stellen wir fest, dass er von Kopenhagen kommt und bereits sehr voll ist. Es ist sehr mühsam einzusteigen. Es ist nicht ein gewohnter City Nightline, sondern ein gewöhnlicher Zug mit Sechserabteilen. Unsere Plätze sind besetzt, weil andere zusammensitzen wollen. Also müssen wir andere wegschicken, damit wir auch zu einem Platz kommen, wenn auch in einem andern Abteil. An Schlaf ist da gar nicht zu denken. In Fulda bleibt der Zug zwei Stunden stehen. In Frankfurt haben wir eine Stunde Verspätung. Die Begründung lautet, wir hätten in Fulda auf den Anschlusszug aus Russland warten müssen. Nun ja, wir erreichen Basel doch noch, steigen um und „landen“ so zu Hause.

Per Velo ans Schwarze Meer

 

Teilstrecke Neuenkirch - Passau

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Tag

Datum Startort Zielort

km

Wetter Ereignisse Sehenswürdigkeiten

1

18.07.2002 Neuenkirch (CH) Stühlingen (D)

118

bewölkt, im Laufe des Tages freundlicher zu Beginn noch nasse Strassen Altstadt von Tiengen:
Sehenswerte Häuser und Plätze

2

19.07.2002 Stühlingen (D) Tuttlingen (D)

83

heisses, sonniges Sommerwetter Wenn nur die Radwege besser markiert wären!!! Wir machten eine Bergwanderung mit Fahrrad und Vollpackung, bis wir wirklich nicht mehr weiter kamen. Donauquelle: Im prächtig angelegten und öffentlich zugänglichen Schlosspark von Donaueschingen ist die Donauquelle zu besichtigen. Daneben befindet sich das Schloss der deutschen Fürstenfamilie Thurn und Taxis.

3

20.07.2002 Tuttlingen (D) Riedlingen (D)

93

Sonnig. heiss Der Vormittag war geprägt durch häufiges Auf und Ab. Da und dort mussten wir unsere Räder schieben. Deutsche Donaustädte: Sigmaringen und Riedlingen beeindrucken durch ihre gekonnt restaurierten historischen Gebäude.

4

21.07.2002 Riedlingen (D) Günzburg (D)

102

Vormittags schön und wolkig, kräftig werdender Rückenwind aus Westen, Platzregen Vom Wind herunter geweht liegen viele Äste am Boden und behindern unsere Fahrt. Ulm: Altstadt und Dom von Ulm sind einen längeren Aufenthalt wert. Wunderschöne Promenaden der Donau entlang.

5

22.07.2002 Günzburg (D) Neuburg (D)

108

gut   Donauwörth: Parkanlagen mit Käthe Kruse-Allee und Zaubergeigen­brunnen, sehenswerte Altstadt

6

23.07.2002 Neuburg (D) Regensburg (D)

108

schön und heiss, blauer Himmel Im Kloster Weltenburg gibt es ein feines, dunkles, echtes Klosterbräu. Dafür nehmen wir das Schiff von Weltenburg bis Kelheim durch den Donaudurchbruch. Kloster Weltenburg: Die Kloster­anlage ist zwischen Felsen und Donauufer eingeklemmt. Es wohnen noch ein paar Mönche hier, die sich neben dem Klosterleben dem Bier­brauen und dem Betrieb eines riesigen Biergartens mit unheimlich vielen Gästen widmen.

7

24.07.2002 Regensburg (D) Niederalteich (D)

97

abends Regen Wir werden durch schwarze Wolken und fernen Donner zur Suche nach einer Unterkunft gezwungen. Walhalla: Sie erhebt sich kurz nach Regensburg unmittelbar über dem Radweg und wurde im Auftrag König Ludwigs I als „Tempel der Deutschen Ehre“ nach dem Vorbild des Parthenon erstellt.
Niederalteich: Hier steht das älteste Benediktiner­kloster Bayerns mit Klosterschule.

8

25.07.2002 Niederalteich (D) Inzell (A)

100

nass, aber mit guter Laune angekommen. In der Schlögener Schlinge versperrte uns eine echte Schlange den Weg. Durch Stampfen auf den Boden liess sie sich vertreiben. Passau ist mit dem Stephansdom und seiner Orgel, mit dem Rat­hausturm und den darauf angege­benen Hochwasserständen, mit dem Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz und einer wunderschönen Altstadt eine Attraktion.
Wir besichtigten Passau bereits bei früheren Fahrten.

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Vor der Abfahrt

9

26.07.2002 Inzell (A) Hütting bei Mitterkirchen (A)

96

Regen verzögert unsere Wegfahrt und begleitet uns bis Linz Drohende Gewitter und ein Speichenbruch zwangen uns, vor unserem Ziel eine Unterkunft zu suchen. Der Besuch der KZ-Gedenkstätte Mauthausen hinterlässt einen tiefen Eindruck. Wie konnten Menschen ihresgleichen mal so behandeln? Wie konnte sowas geschehen? Den Besuch nahmen wir bei einer früheren Radtour vorweg.

10

27.07.2002 Hütting (A) Stein bei Krems (A)

107

anfangs kühl und feucht, dann wird der der Himmel blauer und blauer und die Sonne erscheint Die Fahrt durch die Wachau mit ihren steilen Abhängen, mit den Weinbergen und Obstgärten, mit malerischen Ortschaften und Schlossruinen ist eine Augenweide und erinnert ans Wallis. Die Stadt Melk mit der alles über­ragenden und weithin sichtbaren Benediktinernabtei ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Allerdings wissen das viele Leute und deshalb ist hier auch ein Riesen Betrieb
Auch Pöchlarn mit dem Kokoschka-Geburtshaus und Dürnstein mit seinen vielen Beizlein, Souvenirläden und mit seinem barocken Kirchturm sind einen Besuch wert.

11

28.07.2002 Stein(A) Orth an der Donau

112

wunderschön und warm Unterhalb der Burg Greifenstein lässt sich in einem Donauarm wunderbar baden. Der Besuch Wiens ist ev. auf der Rückfahrt vorgesehen.

12

29.07.2002 Orth (A) Gabcíkovo (SK)

95

heiss, schweisstreibend Bier und Mineral gibt es in der Slowakei für weniger als einen Schweizer Franken. Zwar sind in Bratislava keine grossartigen Kulturdenkmäler zu bewundern, aber ein Rundgang durch die Altstadt lohnt sich alleweil.

13

30.07.2002 Gabcíkovo (SK) Süttö (H)

102

schön, gegen Abend starke Böen und später Gewitter Wir besuchten die Venus-Bar in Cicov und lernten eine junge Frau kennen, die so gerne in der Schweiz leben möchte. Tata liegt etwas abseits der Donau an einem See. Die Uferregion lädt zum Verweilen ein.

14

31.07.2002 Süttö (H) Budapest (H)

110

schön, gewittrig, wir mussten mehrere Male Nach langem Suchen fanden wir in Budapest ein Hotel, nachdem wir eine Frau auf einer Ruhebank danach fragten. Die durchfahrene Landschaft besticht durch ihre Schönheit. Eine Besichtigung der Basilika mit ihrer weit herum sichtbaren Kuppel in Esztergom und der Ausblick von ihrem Standort auf die Donau und die neu erstellte Brücke auf das slowakische Donauufer hinüber lohnen sich.

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01.08.2002 Budapest (H) Budapest (H)

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schön Am Vormittag fuhren wir mit der U-Bahn in die Innenstadt und gingen als erstes ins Gellertbad, um uns in diesem alt bekannten Thermalbad so richtig zu erholen und im Sprudelbad die angeschlagenen Muskeln massieren zu lassen. Budapest ist es wirklich wert, besichtigt zu werden. Es gibt eine grosse Anzahl sehenswerter Orte.
Das Gellertbad mit seinen Säulen­hallen lässt die k. und k. Zeiten wieder aufleben.

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02.08.2002 Budapest (H) Budapest (H)

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schön Wir lassen unsere verschwitzten Shirts, Hosen und Socken waschen. Da gibt es ganz schön viel zu sehen (siehe Fotos).

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Stift Melk am rechten Ufer

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03.08.2002 Budapest (H) Solt (H)

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warmes Sommerwetter Die Fahrt aus Budapest wollte einfach nicht enden. Es schien, als ob wir nicht vorwärts kämen. Dafür trafen wir einen radbegeisterten Ungarn, der unsere Velos wieder auf Vordermann brachten, während wir bei seiner Partnerin einen Kaffee tranken. Südlich der Hauptstadt gibt es der Donau entlang grosse Ansammlungen von Ferienhäuschen, die wahrschein­lich von ihren Besitzern in Freizeitarbeit erstellt und ausgebaut wurden.

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04.08.2002 Solt (H) Baja (H)

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heiss, gewittrig, wir mussten mehrmals unterstehen Foktö ist Partnergemeinde von Tuggen SZ. Baja ist sehr schön an einem Donauarm gelegen. Auf der Insel, die mit einer Brücke mit der Stadt verbunden ist, gibt es verschiedene attraktive Restaurants.

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05.08.2002 Baja (H ) Szeged (H)

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brütende Hitze, bewölkt, hohe Luftfeuchtigkeit Fahrt mit Rückenwind durch die ungarische Tiefebene Szeged ist eine sehr gepflegte Stadt mit schöner Fussgängerzone und Parkanlagen. Beim Dom fanden Freilichtaufführungen statt, allerdings nicht an diesem Abend.

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06.08.2002 Szeged (H) Timisoara (RO)

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tolle Hitze topfeben, gelegentlich Gegenwind In Timishoara bewundern wir auf dem Dom- oder Einheitsplatz (auch Revolutionsplatz genannt) den röm.-katholischen Dom und die Pestsäule, die orthodoxe Kathedrale mit den bunten Dachmustern und den Opernplatz mit Staatsoper und Denkmal der Römischen Wölfin,

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07.08.2002 Timisoara (RO) Caransebes (RO)

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schön, nachmittags gewittrig, Rückenwind besonders hart, 40 km entlang einer stark befahrenen, engen Hauptstrasse (E70) mit Lastwagen Caransebes ist eine typische rumänische Kleinstadt mit vielen Ruinen, katastrophalen Strassen, Durchgangs-Schwerverkehr, einer Fussgängerzone mit Plattenböden, wo die Platten nicht mehr vollzählig sind, einem neu begonnenen Kirchenbau und einem Park. Aber auch ein Internetcafé ist vorhanden.

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08.08.2002 Caransebes (RO) Drobeta-Turnu Severin

Zugfahrt

häufig Regen, bedeckt, tief hängende Wolken Weil die Strasse derart gefährlich war für uns Radfahrer, entschlossen wir uns, mit dem Zug nach Drobeta-Turnu Severin zu fahren. Gespannt waren wir auf das oft genannte Eiserne Tor an der Donau. Eine riesige Staumauer hält beim Durchbruch der Donau durch die Südkarpaten das Wasser zurück. Hier steht ein riesiges Laufkraftwerk.

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09.08.2002 Aufenthalt in Drobeta-Turnu Severin   schön Eigentlich wollten wir die Portile de Fier besuchen, fanden dann allerdings keinen Bus, der uns dorthin geführt hätte. So schauten wir uns in der Stadt um. Turnu Severin ist ein erschreckendes Beispiel für die Zerstörungen alter Bausubstanz und die furchtbare Bauweise unter dem Ceausescu-Regime. Noch einigermassen erfreulich daran sind die grosszügi­gen Parkanlagen, die zum grösseren Teil auch gut gepflegt werden.

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Start vor dem Hotel in Budapest

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10.08.2002 Drobeta-Turnu
Severin
Calafat (RO)

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unbeständig, gegen Abend sonnig Nach der Abzweigung von der Haupt­strasse nach Craiova steigt die Strasse (56 A) auf ein Hochplateau, einige km nördlich der Donau. Hier geht es zwar immer etwas hinauf und hinunter, aber der übrige Verkehr ist sehr gering und vor allem zu Beginn geniessen wir die herr­liche Aussicht hinunter in das Donautal.

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11.08.2002 Calafat (RO) Orjahovo (BG)

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Morgens Regen, abends schön, starker Gegenwind In Bechet, unserem heutigen Ziel, ist das einzige Hotel bereits ausgebucht, bzw. die drei Zimmer sind nach Aussage des Wirts „destroyed“, so dass er sie nicht vermieten kann. Also was tun? Wir beschliessen, die Fähre auf die bulga­rische Seite der Donau zu nehmen. Hier ist die Donau schon beträchtlich breit und ohne grosse Strömung. Aber während der langen Wartezeit sahen wir selten ein Lastschiff auf dem Strom. Das sind wohl immer noch die Nachwehen des Jugoslawien-Kriegs.

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12.08.2002 Orjahovo (BG) Turnu Magurele (RO)

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regnerisch, veränderlich, gewittrig Die letzten 10 km sind wir im Regen gefahren In diesem Teil Rumäniens scheint das Hauptverkehrsmittel das Fuhrwerk zu sein. Da sind Einzel­personen, Ehepaare, ganze Familien mit Pferd, Esel oder Muli und Wagen unterwegs. Transpor­tiert werden Gras, Maispflanzen. Holz, Heu, Melonen usw.

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13.08.2002 Turnu Magurele Giurgiu (RO)

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schönes Wetter, Rückenwind Wir kamen heute sehr zügig voran. In Giurgiu sollen gemäss Artikeln, die ich sowohl im Tagesanzeiger Magazin wie im Natürlich gelesen habe, die Störfischer auf der Donaubrücke stehen und auf einen reichen Fang warten. Wir machten uns auf den Weg, sie zu suchen, aber ausser stillgelegten Fabrikanlagen und ausgemusterten Fernwärmeleitungen sahen wir nichts. Die Brücke war leer gefegt.

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14.08.2002 Giurgiu (RO) Oltenita (RO)

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schön mit viel Wind, abends bewölkt Berg- und Talfahrt Wir machten einen Spaziergang an die Donau, rund 3 km ein Weg. Entlang an Fernwärmeleitungen, deren Isolationen zum Teil entfernt wurden, zum Teil aber auch einfach abfielen und an zusammenstürzenden Industrieanlagen vorbei gelangten wir an die Donau. Eine Schiffsanlegestelle, ein Posten der Grenzpolizei und zwei oder drei Schiffskräne waren die einzigen Zeichen dafür, dass hier ein Donau­hafen ist. Auf der bulgarischen Seite erkennen wir ein Ruderboot und wenige Leute am Flussufer.

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15.08.2002 Oltenita (RO) Slobozia (RO)

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schön, wolkig Wir wenden uns heute weiter westlich Richtung Norden als es die Donau tut, da der Donau entlang nur noch kleinere Ortschaften angegeben sind, die vermutlich keine Unterkünfte anzubieten haben. Wir fahren an zwei grossen Stauseen entlang, die von ihrer Fauna her sicher interessant wären. Wir beobachten jedenfalls an den Ufern ein paar nicht identifizierte Vögel.

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16.08.2002 Slobozia (RO) Braila (RO)

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Regen und kräftiger Seiten- und Gegenwind War das ein harter Tag! Trotz Regen und trübem Wetter gingen wir zu Fuss an die Donau hinunter, und siehe da: Hier gab es ein Schiff am Ufer, das als Restaurant diente. Wir tranken etwas und liessen uns eine Fischsuppe servieren, die wirklich gut schmeckte. Allerdings waren wir weit und breit die einzigen Gäste.

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17.08.2002 Braila (RO) Tulcea (RO)

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Veränderlich, die letzten 10 km im Regen Wir erwarteten eine flache Schluss­etappe. Doch es kam anders. Nach einer anstrengenden Fahrt mit vielen Stei­gungen und Abfahrten erreichten wir unser Ziel: Wir sind im Mündungsgebiet der Donau angelangt. Als wir eine der zahlreichen Steigungen erklommen, bemerkten wir vor uns einen in Formation fliegenden Schwarm grosser Vögel. Sind das Enten oder Gänse? Wie er näher kommt, sehen wir dass es eigentlich eher Störche sein müssten. Aber es sind doch etwas eigenartige Störche. Sie wirken etwas plumper als diese und der Schnabel ist irgendwie zu gross geraten. Bei einem späteren Ausflug ins Delta wird uns dann erst richtig bewusst: Das waren die ersten fliegenden Pelikane, denen wir hier begegneten.

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Beim Aufstieg Richtung Rogova

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18.08.2002 Tulcea (RO)   veränderlich, zum Teil Regen, schöner Sonnenuntergang Ausflug ins Donaudelta mit einem grösseren Ausflugsschiff Das ist eine einzigartige Landschaft, diese Kanäle, die geschlungen, mit Abzweigungen, zwischen baumbewachsenen Ufern, an Seen vorbei ein riesiges Labyrinth bilden. Wir werden auf fliegende Pelikane aufmerksam gemacht.

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19.08.2002 Tulcea (RO)   wunderschöner Tag Ausflug ins Donaudelta mit einem Motorboot, das wir samt Bootsführer und Tochter, die uns englisch Auskunft gibt, günstig „chartern“. Das Mittagessen ist auch inbegriffen. Wie schon gestern lassen wir uns von den im Wasser stehenden Bäumen, den unberührten Wasser- und Sumpfflächen, den verschieden­artigsten Vögeln und dem riesigen Kanallabyrinth beeindrucken. Wir sehen Pelikane auffliegen und können sie kreisend über uns erkennen. Sogar eine Schlange am Ufer und eine im Wasser schwim­mende Schlange begegnen uns.

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20.08.2002 Tulcea (RO) Mamaia (RO)

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sehr windig, schön Mit der Bahn fahren wir von Tulcea nach Contanta und dann per Velo nach Mamaia. Wir sitzen am weissen Sandstrand am Schwarzen Meer und lauschen der Brandung.

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21.08.2002 Mamaia (RO)   schön Ausflug mit dem Bus nach Constanta Auch Constanta scheint, wie so viele andere Orte in diesem Land, schon bessere Zeiten erlebt zu haben. Das Casino, ein Vorzeigeobjekt, ist nicht mehr im besten Zustand, Häuser und Strassen und die verschiedenen Sehenswürdigkeiten sind zum Teil in bedenklichem Zustand. Im Archäologischen Museum gibt es viele interessante Objekte aus verschiedenen Epochen anzu­schauen. Aber die Ausstellung ist schlecht präsentiert, dunkel und zu wenig beschriftet. Was aber wichtig scheint, ist die Betonung der griechisch-römischen Vergangenheit der Gegend.

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22.08.2002 Mamaia (RO)   bedeckter Himmel, am Morgen Regen In der Nacht hat es gestürmt, nun liegen Berge von Muschelschalen am Strand und werden von Bulldozern zusammen­gekarrt und mit Lastwagen abtranspor­tiert. Wir nutzen den anfänglich grauen Tag für eine Strandwanderung. Schon am Vormittag spazieren wir dem Wasser entlang Richtung Norden und legen einige Kilometer im Sand zu Fuss zurück (zu einem grossen Teil barfuss). Uns erstaunen die riesigen Berge von Muscheln, die an den Vortagen von den hohen Wellen angeschwemmt worden waren.

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23.08.2002 Mamaia (RO)   schönes Wetter, blauer Himmel Die Fahrt nach Histria mussten wir wegen einem Platten abbrechen. Wir sitzen am Strand, das Wasser ist warm und klar. Der weisse Sandstrand und die vielen Badenden erstaunen uns.

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24.08.2002 Mamaia (RO)

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schön, wunderbar blauer Himmel Heute sollte es eigentlich klappen mit der Tour nach Histria, aber erneut haben wir eine Panne zu beklagen. In Navodari befindet sich eine riesige petrochemische Anlage, wobei grosse Teile nicht (mehr) in Betrieb sind. Da riecht es sehr unangenehm.

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25.08.2002 Mamaia (RO)

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wunderschön heiss Letzter Veloausflug nach Histria und zurück mit anschliessendem Baden im Schwarzen Meer. Das wussten wir gar nicht, dass hier mal eine römische Hafenstadt stand. Wir bestaunen die Ruinen.

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26.08.2002 Mamaia (RO) Bukarest (RO)     Wir haben die Velos verschenkt und fahren per Bahn von Constanta nach Bukarest. Die Beschenkten, ein Pärchen, das im Hotel arbeitet, bringt uns zum Bahnhof in Constanta. Auf der Fahrt sehen wir überdimensionierte Gleisanlagen, die nicht (mehr?) genutzt werden. Da stehen Güterwagen und Lokomotiven herum, die nicht mehr in Gebrauch sind. Man hört die Anlagen fast rosten.

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Fischer im Donaudelta

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27.08.2002 Bukarest (RO)

schön Grossstadtleben Im Herastrau-Park befindet sich ein Freilichtmuseum mit Gebäuden aus ganz Rumänien. Sie wurden abgebaut, hierher gebracht und restauriert wieder aufgebaut. Das Museum ist sehr sehenswert.

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28.08.2002 Bukarest (RO)   schön Am Abend treten wir die lange und unbequeme Nachtreise mit dem Nachtzug nach Wien an Hanul lui Manuc: Mitten in Bukarest befindet sich noch eine alte Karawanserei, die gut unterhalten ist und als Hotel und Restaurant betrieben wird. In einem idyllischen Innenhof mit alten Ausstellungs­gegenständen und schmucker Dekoration kann man hier in aller Ruhe Essen und Trinken geniessen

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29.08.2002 Wien (A)   schön Bei der Ankunft des Zuges werden wir von einem Herrn angesprochen, der uns eine Wohnung für wenige Aufenthalts­tage anbietet. Wir nehmen das Angebot an. Auf dem Naschmarkt deckten wir uns nach dem Duschen mit Vorräten ein und picknickten auf dem Karlsplatz. Dann besichtigten wir die Karlskirche, den Stadtpark und den Stephansdom.

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30.08.2002 Wien (A)   schön und heiss, so richtiges Badewetter Trotzdem sind wir unterwegs und bestaunen die vielen kulturellen Zeugen der k. und k. Epoche Prater, Schloss Schönbrunn, Hofburg und … und … und …

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31.08.2002 Wien (A)   schön und sehr heiss   Wir haben noch nicht alles gesehen, wir müssen wieder mal nach Wien.

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01.09.2002 Wien (A) Linz (A)   veränderlich, wolkig Wir reisen mit dem Schiff auf der Donau von Wien nach Linz Eine interessante Broschüre und der Kommentar des Kapitäns gaben uns Auskunft über all die Sehenswürdig­keiten links und rechts der Donau.

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02.09.2002 Linz (A) Passau (D)   kühl, wechselhaft, zwischendurch Regen Heute geht es mit dem Schiff weiter bis Passau  

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03.09.2002 Passau (D) Neuenkirch (CH)   regnerisch, unfreundlich Heimreise mit dem Zug Wir finden unser Heim unverändert vor.

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Bukarest: Das Athenäum